Superillu 47/2003, 13.11.2003

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ENTHÜLLUNG

So starb Dean Reed wirklich

UNFALL? STASI-MORD? Eberhard Fensch, der beste Freund des Sängers, bricht in einem Buch das Schweigen

Am 22. September wäre Dean Reed 65 Jahre alt geworden. Doch er starb bereits mit 47 Jahren im Juni 1986, und die genauen Todesumstände des in der DDR äußerst beliebten US-Sängers und Schauspielers liegen bis heute im Dunkeln. Seine Leiche wurde am 17. Juni 1986 von der Wasserschutzpolizei im Zeuthener See gefunden, nahe bei seinem Haus in Rauchfangswerder.

Auf Honeckers Weisung wurde zunächst gemeldet, es sei ein Unfall gewesen. Nach der Wende wird es heißen, die Stasi habe Dean Reed aus dem Weg geräumt, ihn ertränkt, weil er sich mit MfS-Chef Mielke angelegt hätte. Seit 17 Jahren gibt es Spekulationen und die wildesten Gerüchte. Der rätselhafte Tod Dean Reeds soll jetzt sogar von Hollywoos-Regisseur Steven Spielberg verfilmt werden. Oscar-Preisträger Tom Hanks ("Forrest Gump") ist für die Hauptrolle vorgesehen und hat angekündigt, dass er nach Deutschland kommen will, um selbst auf Spurensuche zu gehen.

Auf ihn wartet schon der Mann, der die Wahrheit kennt.

Denn es gibt einen Abschiedsbrief, 15 Seiten lang, mit der Hand geschrieben auf den Rückseiten eines Film-Drehbuchs, datiert vom 12. Juni 1986. Persönlich adressiert an "den Freund und Genossen Eberhard Fensch".

Warum ausgerechnet ein ZK-Mann?

Warum schrieb Reed nicht an seine Frau, die Schauspielerin Renate Blume, sondern an einen hohen DDR-Funktionär, den stellvertretenden Leiter der Abteilung Agitation im ZK der SED, zuständig für Rundfunk und Fernsehen?

Und warum befahl Honecker, diesen Brief in den Akten verschwinden zu lassen? Niemand sollte von seiner Existenz erfahren, geschweige denn ihn lesen.

Eberhard Fensch, der jetzt mit 74 Jahren als Rentner auf Usedom lebt, hat gerade seine Erinnerungen als Buch veröffentlicht. Ein Kapitel trägt den Titel "Mein Freund Dean".

Hier erzählt Fensch von dieser Männerfreundschaft und von dem Abschiedsbrief: War es Unfall? Oder ein Stasi-Mord?

Eine Männerfreundschaft.

Der hohe SED-Funktionär und der Country-Sänger aus Amerika, der 1972 in die DDR übergesiedelt war und 1981 die Schauspielerin Renate Blume geheiratet hatte, lernten sich Mitte der 70er-Jahre bei der "Nacht der Prominenten" kennen, einer beliebten TV-Veranstaltung, bei der Künstler als Artisten auftragen.

"Hinterher gab es einen Empfang", erinnert sich Fensch. "Das Ehepaar Reed und meine Frau und ich saßen am selben Tisch, waren uns auf Anhieb sympathisch und redeten bis zum frühen Morgen. Daraus entwickelte sich dann eine herzliche Behiehung: Dean und ich wurden Freunde. Er kam mit allen Problemen, die ihn bewegten, zu mir. Meist betrafen diese Angeliegen nicht ihn selbst, sondern Menschen in Not, für die er sich vehement einsetzte. Er besaß einen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn und war hilfsbereit ohne Ende. Er verkörperte für mich eine Mischung aus Abenteurertum und revolutionärer Romantik. Er war weder Kommunist noch Sozialist. Er war Friedenskämpfer und sozialer Rebell."

Die Ehepaare trafen sich bald öfter auch privat, besuchten sich gegenseitig zu Haus, Reed sang auf Geburtstagsfeiern zur Gitarre.

Dann der große Schock. "Im Juni 1986 lässt mir Kulturminister Joachim Hoffmann telefonisch mitteilen, Dean Reed habe in seiner Wohnung einen Selbstmordversuch unternommen", schreibt Fensch. "Er sei am Leben und habe den Wunsch geäußert, dass ich ihn besuche."

Der Selbstmordversuch.

Eberhard Fensch fand seinen Freund völlig verstört vor. "Mit einer Machete hat Reed versucht, sich die Pulsadern zu öffnen. Wir reden fast die ganze Nacht, er kehrt sein Innerstes nach außen: Er hat das Gefühl, in einer künstlerischen Krise zu stecken. Und in einer Ehetragödie mit seiner Frau Renate."

Fensch spürt: Dieser Selbstmordversuch ist keineswegs nur ein Hilferuf, sondern bitterer Ernst. "Als wir auseinander gehen, verspricht er mir, nicht noch einmal Hand an sich zu legen. Wir verabreden uns für das nächste Wochenende bei mir zu Hause, um in Ruhe darüber zu reden, wie alles weitergehen soll."

Doch dazu kommt es nicht mehr. Fünf Tage später wird Dean Reed gefunden - tot im Zeuthener See. Unfall oder Mord - beides stimmt nicht. 17 Jahre nach dem Tod seines Freundes Dean Reed hat sich Eberhard Fensch entschlossen, Licht in das Dunkel zu bringen.

"Die Kriminalisten, die den Fall damals untersuchten, waren gegen die Unfallmeldung, die an Honeckers Schreibtisch formuliert wurde", sagt er. "Sie hätten noch nie erlebt, dass ein guter Schwimmer wie Dean ertrunken wäre. Die Gerichtsmediziner stellten dann bei der Obduktion fest, dass Reed ein starkes Beruhigungsmittel eingenommen hatte. Daraufhin wurde der Selbstmord bekannt gegeben. Doch da jetzt zwei Todesversionen existierten, wucherten die Gerüchte."

Alles hätte schon damals richtig gestellt werden können, aber Honecker wollte es anders.

"Der Generalsekretär hat den an mich adressierten Abschiedsbrief gelesen", sagt Fensch, "und entschieden, dass dieses Dokument für immer in den Akten verbleibt. Niemand sollte davon erfahren, auch nicht Deans Frau Renate Blume."

Letzter Gruß an Erich.

Doch Fensch konnte sich später eine Kopie beschaffen, zitiert daraus in seinem Buch: "Mein Tod hat nichts mit Politik zu tun", heißt es da. "Ich wäre viel lieber auch in Chile oder Libanon gestorben, im Kampf. Meine Grüße auch an Erich."

Dann sein Adieu an Eberhard Fensch: "Du warst immer ein treuer Freund, hasse mich bitte nicht. Ich umarme Dich."

Kein letztes Wort an seine Frau? Keine Erklärung? "Es widerstrebt mir, Probleme aus der Intimspäre öffentlich auszubreiten", sagt Fensch. Doch ein Satz aus dem letzten Brief von Dean Reed entschlüsselt vielleicht das Motiv: "Ich wollte mit Renate leben, bis der Tod uns scheidet. Aber es gibt keinen anderen Weg."

INFO: Eberhard Fensch "So und nur noch besser - Wie Honecker das Fernsehen wollte" (edition ost, 14,90 €)

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Letzte Änderung: 2013-04-23