Neue Zeit 11.04.1978

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Der Sänger des anderen Amerika

Akademie der Künste gedachte Paul Robesons

Die Beziehungen Paul Robesons, dessen Geburtstag sich am 9. April zum 80. Male jährte, zu Berlin waren sehr intensiv. Hier feierte er Konzerterfolge in den zwanziger, dreißiger Jahren, 1928 spielte er unter Reinhardt O'Neill. Andererseits wurde er am 21. Dezember 1934 auf der Durchreise auf dem Bahnhof Friedrichstraße in einen rassistischen Zwischenfall mit SA-Leuten verwickelt und reiste sofort ab.

Robeson begann damals zu ahnen, was Faschismus ist. 1945 kam er nicht von ungefähr nach Dachau, sang auch ganz bewusst in deutscher Sprache Langhoffs "Moorsoldatenlied". 1960 besuchte er die DDR und erklärte bei einer Besichtigung der Elektro-Apparate-Werke Treptow: "Ich fühle mich sehr zu Hause unter den Berliner Arbeitern. Ich verstehe den Kampf eures Volkes..." In der DDR ließ er sich 1963 ärztlich behandeln, gab als Korrespondierendes Mitglied der Akademie der Künste der DDR die Zustimmung zur Gründung des ersten Robeson-Archivs der Welt 1965 in Berlin und gab dafür viele Dokumente, u.a. auch das Kostüm vom Gastspiel als Othello in Stratford-on-Aven.

In der DDR gibt es ein Robeson-Komitee. Und so war denn die Festveranstaltung der Akademie der Künste in Berlin für den unvergessenen Sänger und Kämpfer des anderen Amerika in diesen Tagen alles andere als eine Routineangelegenheit. Gestaltet von Günter Rimkus und Brigitte Bögelsack (die auch Übersetzungstexte wie Nerudas "Ode an Paul Robeson" beisteuerte, rezitiert von Barbara Dittus und Eberhard Mellies), war sie von großer Geschlossenheit der Musik und des Wortes, des Akustischen und des Optischen, des Historisch-Dokumentarischen und des Gegenwärtigen.

Stilistisch wohl am wenigsten gelang - aber auch das Bemühen ist anzuerkennen - die Wiedergabe von "Deep River" aus dem Oratorium "A Child of Our Time" von Michael Tippett durch die "Berliner Solisten" unter Dietrich Knothe. Der etwa 16jährige Amat Weiland, der Rachmaninows c-Moll-Prélude voller Elan spielte, zeugte von den selbstverständlichen Entwicklungsmöglichkeiten für Kinder jedweder Hautfarbe bei uns. Und die Gruppe Südafrika aus dem Ensemble "Solidarität" der Karl-Marx-Universität erinnerte an den Kampf der fortschrittlichsten Kräfte in den Hochburgen des Rassismus. Auch drei USA-Bürger waren beteiligt: Reverend Ben Chavis' Schwester Francine mit Worten der Kampfeszuversicht und Solidarität; mit Liedern, wie sie "Big Paul" sang, die dunkelhäutige Beatrice Rippy und Dean Reed.

Werner Schönsee

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Letzte Änderung: 2015-02-25