NBI 47/1978

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Warum sie ihn hassen

Imperialistischer Terror gegen Dean Reed: Weil er Milch gefordert hat für die Kinder und Schuhe für die Frauen

Im vergangenen Sommer hat mir mein Freund Dean Reed zwei Ansichtskarten geschickt. Beide kamen aus Amerika, und dennoch kamen sie aus zwei Welten. Die eine erreichte mich aus Kuba, die andere aus seiner Heimat, den Vereinigten Staaten. Die eine hat er auf dem Territorium des ersten wahrhaft freien Landes Amerikas geschrieben, die andere in einem Staat, dessen Propagandisten ihn als freiesten der Welt rühmen, in dem jedoch so oft die Menschenrechte mit Füßen getreten wurden und werden. Erinnerungen werden wach: an die Opfer McCarthys, die Verfolgung Angela Davis' und der Wilmington 10. Und ewig unvergessen bleiben die Blutopfer der US-amerikanischen Justiz: Joe Hill, Sacco und Vanzetti, die Rosenbergs...

Dean Reeds Verhaftung und Einkerkerung in Delano, einer kleinen Provinzstadt in Minnesota, ist ein Verbrechen. Genauso ein guter Patriot wie Internationalist, hatte Dean dort das verbriefte Recht in Anspruch genommen, gemeinsam mit armen Farmern und Landarbeitern friedlich gegen Elend und Ausbeutung zu protestieren. Er durfte sich dabei auf den schon am 15. September 1791 beschlossenen Zusatzartikel Nummer eins der Verfassung der Vereinigten Staaten von Amerika berufen, der alles verbietet, was "die Freiheit der Rede oder Presse beschränkt oder das Recht des Volkes beeinträchtigt, sich friedlich zu versammeln und bei der Regierung um Beseitigung von Missständen nachzusuchen".

Dean hatte ein schlichtes Lied gesungen: "Warum so traurig, Junge? Hat dich der Boss auf die Straße gesetzt? Fehlt dir das Geld, um Milch für die Kinder und Schuhe für die Frau zu kaufen?"

Es gibt Leute bei uns, die in Dean Reed einen jener Schlagersänger sehen, von denen man spöttisch sagt, dass zwölf auf ein Dutzend gehen.

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Letzte Änderung: 2013-02-01