Berliner Morgenpost, 26.08.2012 |
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Letzter Halt RauchfangswerderIm Süden von Berlin gibt es einen einzigartigen Friedhof: Er ist in Privatbesitz. Sein Eigentümer ist Ralf Weber, Busfahrer und Totengräber Von Jörg Niendorf So sieht wohl eine Insel der Seligen aus: Nur Wasser, Wald und Wohngrundstücke gibt es, das war's. An die 500 Berliner leben auf Rauchfangswerder, im alleräußersten Süden der Stadt. Es ist nur ein Zipfel im Zeuthener See. Ferner kann man sich der Großstadt nicht fühlen, und trotzdem gehört man dazu. Doch was ist, wenn einer dieses Idyll verlassen muss, auf immer, wenn er also stirbt? Sogar dann bleibt er da: auf dem privaten Friedhof dieser eingeschworenen Gemeinschaft. [...] Nur manchmal schwappt ein Interesse von außerhalb auf. Neugierige Besucher fragen dann nach dem Friedhof im Ort, sie suchen einen bestimmten Namen: Den "Roten Elvis". Das war Dean Reed, einer von den Künstler-Einwohnern der Halbinsel. Der Amerikaner war Schlagerstar in der DDR, lebte am See. Im See brachte er sich 1986 um. Allerdings ist Reeds Urne seit mehr als zwanzig Jahren weg, das Grab am Zaun zur Straße verwildert. Die Mutter des Sängers hat ihn in die USA überführen lassen. So zuckt Ralf Weber immer mit den Achseln, wenn ihn wieder ein Fremder darauf anspricht. Die Legende, dass noch etwas zu sehen ist, hält sich hartnäckig. So kurios war doch auch die Geschichte des Mannes: Er siedelte aus den USA in die kleine DDR über. Jetzt ist selbst aus dem Granitblock die Inschrift herausgekratzt. Der Trumm ist eine Nummer zu groß für Ralf Weber, er kriegt ihn nicht weg. Bald muss er versuchen, die Grabstelle an eine andere Familie aus dem Ort abzugeben. [...] |
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www.DeanReed.de
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