Leipziger Volkszeitung 25.03.1998

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Krimi-Autor berichtet, wie Stasi und CIA einen Künstler locken wollten

Dean Reed sollte Arafat bespitzeln

Von Armin Görtz

Starb Dean Reed am 12.Juni 1986 "bei einem tragischen Unglücksfall", wie es das Neue Deutschland sechs Tage später behauptete? War der Popsänger in Wahrheit von Geheimdienst-Killern umgebracht worden? Kam er durch Drogen ums Leben, oder stimmt die Selbstmordtheorie? Jetzt erhielten die jahrelangen Spekulationen um den in Ostdeutschland lebenden Künstler mit US-Pass neue Nahrung: Vor wenigen Tagen kam über Reed und sein Ende ein Krimi auf den Markt, der unter anderem Auszüge aus dessen Stasi-Akten ans Licht bringt.

"Diese Zitate sind echt, ich habe lediglich die Namen von Personen verändert", versichert Autor Peter Schrenk im Gespräch. Am Sonnabend um 13 Uhr wird er zur Leipziger Buchmesse in der Autoren-Arena unserer Zeitung über seine Recherchen zu Dean Reed berichten.

Der Künstler, 1938 in den USA geboren, war in Südamerika als Sänger und Schauspieler erfolgreich, lebte später in Italien, bevor der naive Sozialist sich 1972 in der DDR niederließ. Die SED-Führung feierte ihn als "Friedenskämpfer", die anfängliche Begeisterung des ostdeutschen Publikums flaute in den 80er Jahren ab. Einige Monate, nachdem Dean Reed begonnen hatte, seine Rückkehr in die USA vorzubereiten, fand ein Wasserschutzpolizist die Leiche des Sängers im Zeuthener See, nahe seiner Wohnung am Berliner Stadtrand.

"Ich hatte Dean Reed bei einem Besuch in Ostberlin einmal selbst flüchtig kennengelernt", erzählt Peter Schrenk. Der in Düsseldorf lebende Krimi-Autor beschloss nach den widersprüchlichen Todesnachrichten, ein Buch über Reed zu schreiben.

Die Recherchen begannen erst nach dem Mauerfall: 1992 suchte und fand Schrenk Freunde des Künstlers, ein Informant spielte ihm auch Stasi-Material zu, aus dem Schrenk immer wieder zitiert. Im Roman nennt er den Künstler Dean Sanger.

Demnach traf sich eine MfS-Abordnung am 17.August 1977 in Dean "repräsentativen Haus, was sehr gut eingerichtet ist" zur "Kontaktaufnahme mit dem US-Bürger". "Er trat sehr konsequent in Erscheinung und ist auch bestrebt, das MfS zu unterstützen."

Doch mehr als ein selbstgefälliger Bericht, den Dean über eine Party in der Ostberliner USA-Botschaft liefert, kam bei der Zusammenarbeit nicht raus. Bald macht der frischgebackene Informant - "Er wählte den Namen Victor" - Schwierigkeiten. Dean plante einen Flug nach Beirut, um mit der PLO-Spitze über ein Filmprojekt zu sprechen, und das MfS forderte ihn zur Bespitzelung von Arafat auf. Doch dem Künstler missfiel der Auftrag. Im März 1978 protokollierte die Stasi verdrossen, dass Dean "im ZK (Büro Honecker) Beschwerde führte, dass er aufgefordert wurde, gegen die PLO zu arbeiten..." Der Chef der MfS-Hauptabteilung II wies deshalb an, die Zusammenarbeit abzubrechen.

"Es gibt auch einen Aktenhinweis darauf, dass die CIA vergeblich versucht hat, Dean Reed als Informanten zu nutzen", erzählt Schrenk. "Dagegen erklärten die Leute vom KGB glaubhaft, dass sie kein Interesse hatten, ihn als Spion zu gewinnen."

In Schrenks Buch versucht ein Kriminalkommissar kurz nach der Wende, die Hintergründe von Deans Tod zu klären - und stellt nach Irrungen und Wirrungen fest, dass die Geheimdienste nichts mit dem Ende des Künstlers zu tun hatten. Belegbare Fakten hat Schrenk mit Schriftstellerphantasien gemischt. "Doch die Zitate aus Reeds Abschiedsbrief an seinen Freund Eberhard Fensch sind authentisch", versichert Schrenk. Darin hinterließ Dean die Botschaft "Mein Tat hat nichts mit Sozialismus und Genossen zu tun ...", und überschüttet dafür seine Ehefrau mit Vorwürfen: "Sie quält mich und Foltert mich seit Wochen weil sie is Krank eifersegtig..."

Der Krimi-Kommissar ist am Ende von Deans Selbstmord überzeugt, zumal es im Buch wie im wahren Leben Hinweise gibt, dass Reed in eine psychische Krise gestürzt war. Auch der Obduktionsbericht vermerkte ausdrücklich "keine Anhaltspunkte für eine Gewaltanwendung von fremder Hand". Beging Dean Reed zweifelsfrei Selbstmord? "Was ist im Leben schon zweifelsfrei?", antwortet Schrenk mit einer Gegenfrage.

Peter Schrenk: Sangers Fluch, Verlag Das Neue Berlin, 185 Seiten, 9.80 Mark

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