Lausitzer Rundschau, 25.10.2008 |
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Der russische OstenVom Flugzeug aus kann ich den Amur sehen, wie er sich durch die weite, ein wenig hügelige Landschaft wälzt.![]() Hier also verläuft die Grenze zwischen den beiden Riesenstaaten China und Russland. Sie wirkt ziemlich unspektakulär, außer Wäldern und Seen kann ich nichts erkennen. Nach und nach tauchen Straßen und Siedlungen auf. Ich starte meine Reise im Fernen Osten, dem östlichsten der sieben Föderationskreise Russlands. Hier war ich noch nicht. Trotz einiger Streifzüge durch die Ex-Sowjetstaaten bin ich weiter auf der Suche nach etwas. Was war die Sowjetunion? Bücher oder Ansichtskarten dieser Zeit erscheinen mir manchmal wie Märchen. Das Gute wird siegen, neue Städte entstehen, die strahlende Zukunft ist gewiss. Was ist aus den Versprechungen des Sozialismus geworden? Wie sehen die mit Vernunft geplanten Städte jetzt aus? Trotz besseren Wissens folge ich den utopischen Erzählungen und mache mich erneut auf den Weg. [...] Kann sich noch jemand an Dean Reed erinnern? Ein Amerikaner als Vorzeige-Star des sozialistischen Lagers, wohnhaft in der DDR. Seine Tournee durch die neuen Städte entlang der BAM war im Jahr 1979 für die Bewohner und Bauarbeiter eine besondere Abwechslung. In Tynda, der sogenannten Hauptstadt der BAM mit 40.000 Einwohnern, suche ich nach der Straße, die nach dem Sänger benannt wurde. Ich finde sie am Rande der Stadt, wo die Straßen schon keinen Asphalt mehr haben und die Häuser aus Holz gebaut sind. Bis auf Hundegebell ist es ziemlich still. Ein Mann ruft aus dem Fenster, was es zu fotografieren gäbe. Ja, sagt er, damals als Dean Reed hierher kam, da war noch Leben in der Stadt. Jetzt komme niemand mehr nach Tynda und die Einwohner führen kaum woandershin. Es sei zu teuer. Man sitze fest. [...] Von Thomas Neumann |
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![]() www.DeanReed.de
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