Lausitzer Rundschau, 16.06.2006

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US-Boy mit DDR-Vergangenheit

Fotos über eine Patenschaft Dean Reeds in Cottbus

Er war ein suchender Cowboy, dem ehrlichen Leben auf der Spur, der Gerechtigkeit, einer "schönen" (?) neuen Welt, die es nie geben sollte. Sein Credo war der Sozialismus, den es nie gab, eine Gesellschaft, die mit Menschen nicht zu machen war. Dean Cyril Reed (1938-1986) war ein sympathischer Verlierer, ein Mann mit Grundsätzen, der es wagte, im Heimatland, den USA, zu widersprechen.

Schließlich ging er ins Land "Phantasia", um seinen Frieden zu finden. Er fand ihn nicht - wie viele. Der Sänger, Gelegenheitskomponist und Schauspieler Dean Read lebte von 1972 bis zu seinem Tod 1986 in der DDR. Seine besondere Beziehung zur Lausitz wird in einem kleinen Fotoessay von Gerd Rattei dokumentiert: zwölf Schwarz-Weiß-Aufnahmen, die das besondere Verhältnis des Künstlers zu einer Klasse der 16. Polytechnischen Oberschule in Cottbus zeigen. Die Ausstellung ist in der Stadt- und Regionalbibliothek zu sehen.

Authentische Nähe

Das Besondere dieser Fotografien ist die authentische Nähe zum Charakterbild Dean Reeds. Gerd Rattei gelangen gültige Porträts, fernab von jeglichem Schöngetue oder "parteilicher" Inszenierung. Da wurde mit dem Auslöser zwar gewartet, selektiert, nach der originellen Perspektive gesucht, aber niemals optisch hinzugedichtet. Diese Porträts sind weder Zufallsstudien noch experimentelle Innenansichten eines Stars. Sie beschäftigen sich auch nicht mit den Legenden eines Westernhelden und Weltfriedensratsmitglieds. Es sind einfach irdische Bilder, ganz tief am Erdboden entdeckt, bei jenen Leuten, mit denen der Künstler unbedingt Freund sein wollte. Dean tanzt mit der Oma, diskutiert mit jungen Leuten, singt bei den Weltfestspielen, scheint angekommen...

Rattei erzählt im fotografischen Telegramm, spart Überflüssiges aus, konzentriert sich auf das Naturell. Dieses ist im Gesicht und nirgendwo anders. Wer die Porträts aufmerksam anschaut, erfährt etwas über Humanität, egal wie man zu dem Sänger und seiner Musik steht. Ein Foto zeigt Dean Reed in der Turnhalle, die für ein Meeting hergerichtet wurde. Paar Klapptische, vielleicht der Direktor im Funktionärslook, Kinder, echtes Gefühl. Es ist seltsam, aber es war wohl so wie die Fotos es zeigen: keine befohlene Begeisterung, sondern "real existierende". Nichts an diesen Aufnahmen ist faszinierender als der ungebrochene Dialog, das Miteinander der Menschen.

Reed war ein begnadeter Kommunikator. Elfmal mag er lachen, den Leuten mit seiner Stimme unter die Haut kommen. Aber in einer Fotografie deckt Rattei die unbelichtete Seite der Dialektik auf, zeigt im Teil das Gegen-Teil. Denn Dean Reed war auch ein depressiver Mann, der sich gegen den Vietnamkrieg abkämpfte, Allende in Chile unterstützte, in der Welt unterwegs war, wo jede Stimme der Vernunft gebraucht wurde. Und er war seit jungen Jahren von Selbstmordgedanken geplagt. Das melancholische Porträt en face spricht all dies aus. Reed war klug genug zu sehen, dass auch in der Wahlheimat DDR nur mit billigem, abgestandenem Wasser gekocht wurde.

Widerspruchsvoller Mann

Vor zehn Jahren fand man den amerikanischen Künstler im Autowrack ertrunken im Zeuthener See, nahe Berlin. Von Selbstmord geht die Rede, ein Abschiedsbrief wurde 2004 veröffentlicht, ohne eindeutige Fakten zu liefern. Unterdessen hat Amerika seinen "Nestbeschmutzer" wiederentdeckt. Tom Hanks will Dean Reeds Leben verfilmen und die Hauptrolle spielen. Dazu wurden bereits Interviews mit Zeitzeugen geführt. Egon Krenz war auch dabei; Armin Mueller-Stahl und andere. Die vom Umfang her bescheidene Ausstellung als Hommage zum 10. Todestag kommt also vor dem Film. Dean Reed war ein widerspruchsvoller Mann, wie alle, die mit eigenen Augen über den Tellerrand gucken und nach Orientierung suchen. Er war auch Anstifter zu Lebensmut. Die ausdrucksvollen Fotografien geben davon Zeugnis.

(Ausstellung bis 29. Juli, Mo 13-18 Uhr, Di-Do 10-18 Uhr, Fr 10-19 Uhr, Sa 10-14 Uhr)

Von Klaus Trende

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Letzte Änderung: 2013-11-12