Berliner Kurier 15.06.2003

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Mein Freund Dean

Aus dem Fotoalbum des Berliner Konditors Georg Burmeister

Irgendwie sahen sie sich ähnlich mit ihren wilden Mähnen: Der amerikanische Sänger und Schauspieler Dean Reed und der Pankower Konditor Georg Burmeister. 1973 sah Georg den Mann aus Colorado zum ersten Mal. Seitdem verpasste er keine Gelegenheit, ihn zu treffen. Sie wurden Freunde. Bis Dean Reed am 12. Juni 1986 einen mysteriösen Tod starb. Jetzt will Hollywood-Star Tom Hanks einen Film über den bekanntesten Amerikaner in der DDR drehen. Einer, der sich darüber besonders freut, ist Georg Burmeister.

Fast 30 Jahre sind vergangen, aber Georg Burmeister (51) erinnert sich genau: "Es war am 5. August, dem vorletzten Tag der Weltfestspiele. Ich bin von der Konsumbäckerei Demmin nach Berlin delegiert worden."

Der schlaksige junge Mann war ein Schlagerfan. Jeden Montagabend saß er vor dem Radio, verpasste keine Folge der "Schlagerrevue" mit Heinz Quermann. Seine Mutter arbeitete im benachbarten Eggesin in der Kantine des Armee-Objektes, wo auch Schlagersänger Hartmut Eichler diente. Von ihm bekam Georg sein allererstes Autogramm.

Jede Menge Stars erlebte er dann in der Parkbühne in Weißensee: Manfred Krug, Wolfgang Ziegler, die tschechische Sängerin Helena Vondrackova. Und Dean Reed. Georg hatte den Amerikaner im Fernsehen erlebt, bewunderte sein Engagement für den Frieden und fand ihn einfach toll als Sänger.

Shit! Genau in dem Moment ging ein Wolkenbruch nieder. Jetzt kommt Dean Reed sicher nicht, bangte das Publikum. Doch der hoch gewachsene, gut aussehende Sänger mit den blauen Augen sprang mit seiner Gitarre auf die Bühne, rief in gebrochenem Deutsch "Ihr steht auch alle im Regen" und legte los "We'll say si, si, si..." "Es war eine unglaubliche Stimmung", sagt Georg Burmeister.

Sechs Wochen später sah er sein Idol wieder. Es war der 22. September, Deans 35. Geburtstag. Georg hatte gehört, dass der Sänger beim 11. "Kessel Buntes" im alten Friedrichstadtpalast auftreten sollte. Er fuhr von Demmin nach Berlin, harrte stundenlang bei der Generalprobe am Bühneneingang aus - und traf Dean. "Happy birthday!", gratulierte er ihm, das Gespräch übersetzte eine Reporterin, denn Georg sprach nicht besonders Englisch und Dean kaum Deutsch.

Trotzdem stimmte die Chemie zwischen den beiden. Georg Burmeister ließ keine Gelegenheit aus, den Sänger zu treffen. Meist war das nach Konzerten, die Dean Reed überall in der DDR gab, oder zu Fernsehauftritten.

Oft saß Georg in der ersten Reihe. Und nach Konzertschluss wurde diskutiert - über die Weltpolitik, das Leben in der DDR. Georg Burmeister: "Dean hat die Probleme bei uns zwar gesehen, war aber überzeugt von den Vorzügen des Sozialismus wie Arbeit für alle und der niedrigen Kriminalität."

1973 hatte der Star die hübsche Wiebke geheiratet, Ex-Model und Englisch-Dozentin, und war in die DDR übergesiedelt. Georg machte ein Foto von beiden, als er seinen Freund ein Jahr später zu dessen Geburtstag besuchte.

Bei der Hochzeit von Dean Reed mit Schauspielerin Renate Blume war Georg Burmeister sogar dabei, fotografierte das Traumpaar vor dem Köpenicker Rathaus.

Zu den Geburtstagen fuhr er nach Rauchfangswerder, brachte selbst gebackenen Kuchen mit. "Käsetorte hat Dean am besten geschmeckt."

Inzwischen hatte Georg seine Jugendliebe Margitta geheiratet, war Enrico geboren worden. Die Familie zog nach Berlin. Georg begann im Backwarenkombinat zu arbeiten. Jetzt war er den Schlagerstars noch näher, ließ keine Veranstaltung und Fernsehsendung aus. "Ich habe meine Familie damals sicher oft vernachlässigt", sagt er. "Aber es war mein Hobby."

Dean Reed traf so auch Georgs Söhne Enrico und den sechs Jahre jüngeren David. Er lernte auch die Kollegen aus dem Backwarenkombinat kennen, wo Georg Brigadier der Jugendbrigade "Otto Schmidt" war.

Im Juni 1986 der Schock. "Ich erfuhr morgens von der Pförtnerin, dass Dean tot im Zeuthener See gefunden wurde." Unfall, Mord oder Selbstmord? "Es wurde viel spekuliert. Ich könnte mir aber einen Selbstmord vorstellen."

Kurz zuvor war der Künstler in den USA in der CBS-Talkshow "60 minutes" aufgetreten, hatte Verstündnis für die Berliner Mauer erklärt, dafür viele Protestbriefe bekommen. Für den "Vaterlandsverräter" schien es unmöglich, wieder in seine Heimat zurückzukehren. "Sicher hatte er auch Probleme mit dem Älterwerden."

Jetzt will Tom Hanks das Leben des Dean Reed verfilmen. Georg Burmeister: "Vielleicht werden die Amerikaner Dean dann doch verstehen."

Anka Seyfert

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