Junge Welt 26.08.1986 (Zeitung der Freien Deutschen Jugend)

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Ein Showman und El Cid

Erinnerungen an Dean Reed am Sonnabend im Fernsehen in seiner letzten Show "Dean Reed und seine Lieder"

Die Tragik des lachenden Ritters. Die Dean-Reed-Show am Sonnabendabend blieb von dem Wissen überschattet, dass der lustige, lachende Gitarrist und Sänger auf dem Bildschirm seine letzte Show gemacht hatte - für mich besonders, denn Dean war mein persönlicher Freund vom ersten Tag an, als er in die DDR kam. Ansonsten war die Show für einen Sonnabendabend wohl schön - leicht, lustig, eben mit Tempo, ohne Längen (was man nicht jeden Sonnabend erlebt). Klar, Dean war vor allem ein "Showman", wie man amerikanisch sagt. Das ist einer, der ständig bestrebt ist, beim Publikum wirksam anzukommen. Ein Glück, wenn das gelingt! Dean dachte allerdings nicht nur an die Zahl der Lacher, an die Lautstärke und Länge des Beifalls. Wie mancher andere Künstler - aber gewiss nicht die Mehrheit - dachte er auch an die Wirkung außerhalb des Saals, draußen in unserer komplizierten Welt.

Vor vielen Jahren sah er den Film "El Cid" - über den legendären Ritter der Spanier aus dem Mittelalter, der, wie ihn Dean schilderte, "in schimmernder Rüstung auf einem weißen Schlachtross ritt und sein Leben seinem Volk gewidmet hatte". Da blieb gewiss etwas von diesem "El Cid" in Deans Träumen und Taten - und auch von einem anderen legendären spanischen Helden, der Don Quichote hieß. Quichote bekämpfte Windmühlen und Riesen; Dean zog, soweit ich weiß, nie gegen Windmühlen, dafür gegen etliche Riesen - uralte wie Hunger und Elend, Dummheit und Ungerechtigkeit -, aber auch gegen Leute wie Pinochet oder gegen die ganz große Gefahr.

Wer Showman, El Cid und Don Quichote zugleich sein will, erlebt zuweilen Bitteres. Dean träumte stets davon, wieder in seiner Heimat zu wirken, wie vor vielen Jahren. Ein Fernsehinterview in den USA sollte dazu beitragen, doch hat man ihn dabei auf gehässigste Art hereingelegt, seine Prinzipien zu entstellen versucht, ihn im eigenen Land wegen seiner Freundschaft zur DDR verteufelt.

Wie hart traf ihn dieser bittere Schlag?

Ich denke gern an den Spaß, den wir zusammen hatten (zwei "DDR-Amis"), an die guten Taten, die er beging, an die festen Prinzipien, die er bis zuletzt behielt - und an den lachenden Cowboy aus Colorado.

Victor Grossman

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Letzte Änderung: 2007-02-09