Filmspiegel 12/1977

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1977 El Cantor

Meine Waffe ist die Gitarre

"Ich werde hierbleiben, um mit den Arbeitern zu singen. Über ihre neue Geschichte und ihre Zukunft"

Zeilen aus einem Lied des chilenischen Volkssängers Victor Jara, der von den Handlangern der faschistischen Junta zu Tode gefoltert wurde.

Ihm und dem chilenischen Volk ist der Spielfilm des DDR-Fernsehens "El Cantor" gewidmet. Autor, Regisseur und Hauptdarsteller ist Dean Reed.

Wir trafen ihn an einem der letzten Drehtage in der Dekoration eines Fernsehstudios. Zur Disposition stand das Bild 34: Interview eines amerikanischen Reporters mit El Cantor.

Der Reporter: (Edwin Marian) "...vielleicht können Sie uns etwas über Ihr Leben erzählen, Ihre Kindheit..."

El Cantor: (Dean Reed) "Wissen Sie, meine Kindheit ist nicht so wichtig. Ich möchte Ihnen lieber von einem kleinen Jungen erzählen, der gestern abend ermordet wurde. Er wollte nichts weiter als lernen. Und er hatte Träume für die Zukunft... Aber er ist nicht der erste, der so früh sterben mußte. Tausende von Kindern sind in Chile gestorben in der Vergangenheit, durch Kälte und Krankheit. Diese Kinder, die Zukunft Chiles wollen wir retten..."

Der Reporter ist irritiert. El Cantors politisches Engagement paßt nicht in das Konzept.

1977 El Cantor

In einer Drehpause erzählt uns Dean Reed einiges zur Vorgeschichte des Films. "Zuschauer könnten vielleicht die Frage stellen, warum wir den Titel des Films 'El Cantor' (Der Sänger) nennen und nicht 'Victor Jara', obwohl in die Handlung viele authentische Details aus seinem Leben eingegangen sind. Victor ist für uns ein Symbol, ein Symbol für alle revolutionären Sänger in der Welt."

Dean Reed sprach mit Joan Jara-Turner, die jetzt in London lebt. Er fuhr nach Kuba, um dort Genossen zu treffen, die mit Victor Jara im Stadion, dem Schauplatz brutaler Demütigung und brutalen Terrors, zusammen waren.

Tatsächliche Ereignisse bilden die Grundlage der Spielfilm-Handlung. Dean Reed singt auch Lieder Victor Jaras. Symbolhaftes stützt sich auf Konkret-Authentisches. Szenen aus dem Leben eines revolutionären Sängers verdeutlichen sich. Ganz persönliches ist darunter. Begegnung mit seiner Frau und den beiden Kindern. Dann wieder Begegnungen mit Kampfgefährten und Freunden. Vielseitig drückt sich Engagement für eine menschliche Gesellschaft aus. Aber da ist dann immer wieder diese Atmosphäre direkter Bedrohung. Die Reaktion formiert sich zum Angriff.

Dean Reed hat in Chile gelebt. In politischen Liedern engagierte er sich für die Politik der Unidad Popular. Genauigkeit im Detail resultiert auch aus persönlichen Erlebnissen. "Chile ist meine zweite Heimat geworden", äußert er sich zu seinem persönlichen Anliegen. "Ich hatte Freunde dort, viele von ihnen sind ermordet worden. Einer von ihnen war Victor Jara."

Schon in jener eingangs beschriebenen Szene im Fernsehstudio teilte sich dieses emotionale Beteiligtsein mit. Im Vergleich zu anderen Produktionen ist "El Cantor" für ihn ein ganz persönlicher Film.

Manfred Heidicke

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Letzte Änderung: 2013-01-25