Filmspiegel 12/1973, 06.06.1973

Stimmungsvolle "Taugenichts"-Premieren

Zur Bezirkspremiere des DEFA-Films "Aus dem Leben eines Taugenichts" wurde eine Delegation des Schöpferkollektivs in Marienberg und Karl-Marx-Stadt begrüßt. Regisseur Celino Bleiweiss, Kameramann Günther Jaeuthe und Monika Woytowicz, die Darstellerin der Kammerzofe, kamen zu dem überwiegend jugendlichen Kinopublikum (Foto oben). Auch der Komponist Rainer Hornig, der die 13 neuen, eingängigen Lieder des "Taugenichts"-Films schrieb, gehörte zu den begehrten Diskussionspartnern im Marienberger Jugendklubhaus "Walter Husemann". Der neugegründete Jugendfilmklub der Kreisstadt hatte mit diesem gedankenreichen Forum einen guten Start; das eineinhalbstündige Gespräch begann mit der Frage nach der Berechtigung, diesen Stoff der Romantik heute und hier zu verfilmen, und führte schließlich bis zu der temperamentvoll vorgetragenen, verständlichen Anregung, noch häufiger, zweckentsprechend und überlegter romantische Attribute auch dem gegenwartsbezogenen Filmschaffen zu verleihen.

Stürmisch gefeierter Gast der ausverkauften Abendveranstaltung im soeben renovierten Karl-Marx-Städter "Luxor-Palast" war dann der Schauspieler und Sänger Dean Reed, der als Mitglied der Kulturkommission des Weltfriedensrates auch über seine jüngsten Kampferlebnisse in Chile und Uruguay berichtete. Festivalatmosphäre zog in den "Luxor-Palast" ein, als Dean zur Gitarre griff und als Gruß an die Karl-Marx-Städter Jugend sein neues Berlin-Lied "Wir sind in diese Stadt als Freunde eingekehrt" gemeinsam mit dem Premierenpublikum sang: Ein Sprung über die Bühnenkante, und er war unmittelbar inmitten der jungen Leute (Foto o.r.).

Nachmittags hatte der Taugenichts-Darsteller noch auf der Berliner Karl-Marx-Allee zum "Treffpunkt Gastfreundschaft" gesungen, kurz vor Ortrand versagte auf dem Wege nach Karl-Marx-Stadt der Motor, doch mit Gitarrenkoffer und Reisetasche kam Reed gemeinsam mit seinem Dolmetscher, dem in unserer Republik lebenden amerikanischen Journalisten Viktor Großmann, "per Anhalter" nach Karl-Marx-Stadt.

Addi Jacobi