Berliner Zeitung 19.06.1986

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Mit Herz und Verstand

Zum Tod des Sängers uns Schauspielers Dean Reed

Dean Reed ist tot. 47 Jahre alt. Ein Unfall. Lieder, Filme, seine Art sich zu engagieren - das ist es nun, was die Erinnerung an ihn trägt. Wo er auftrat, war eine eigene Sympathie um ihn, Charme ging von ihm aus, Unbeschwertheit, eine fröhliche Jungenhaftigkeit. Erinnerungen...

Meine erste Begegnung mit ihm gab es über den Bildschirm. Der Sänger, Schauspieler aus den USA gastierte im "Kessel Buntes": live und ohne Orchesterbegleitung singt er das Lied "Mama", geht in die Zuschauerreihen hinein, spricht alle an und irgendwie jeden einzelnen. Dieses offene Auf-die-Leute-Zugehen - das war er: Offenheit, die aus seinem Charakter kam.

Durch die Arbeit - er lebte seit 1972 in unserem Land - lernten wir uns persönlich kennen. Oft erzählte er dann aus seinem Leben - impulsiv, immer heiter, mit Witz, Selbstironie. Von Abenteuern mit Ureinwohnern in Dschungel Brasiliens, deren Sprache er nicht beherrschte, war da die Rede oder von seinen Auftritten in Italo-Western, aber auch von seiner Teilnahme am Wahlkampf der Unidad Popular in Chile, von der Verhaftung anläßlich einer Demonstration in den USA, von jenem Konzert vor Kupferarbeitern 1984 in der Chilenischen Bergarbeiterstadt Rancagua, wo zum ersten Mal seit zehn Jahren wieder in der Öffentlichkeit "Venceremos" erklang. Sein Engagement für die Rechtlosen und Unterdrückten kam aus tiefsten Herzen und konsequenter marxistischer Überzeugung: bei Veranstaltungen des Weltfriedensrates, auf der Leipziger Dokumentarfilmwoche, bei Rock für den Frieden in Berlin, bei den Weltfestspielen in Moskau 1985...

Dean Reed war aufgeschlossen für alles, was uns und unsere Erde bewegt, ein Künstler von großer Vielseitigkeit. Ob als Sänger von politischen Liedern oder Country-Songs, als Entertainer in Unterhaltungsshows, als Darsteller in DEFA- und Fernsehfilmen wie "Aus dem Leben eines Taugenichts" oder "El Cantor" über Victor Jara, wo er das Buch schrieb, Regie führte, die Hauptrolle spielte.

Dean Reed hatte ein großes Puplikum - bei jung und alt finden sich seine Verehrer. Und er hatte viele Freunde - wohl, weil er freundlich war.

Anja Braatz

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Letzte Änderung: 2007-12-07