Bist du wach?
Azzi Memo:
Ey, ja
Einigkeit, Recht und Freiheit
Alles, was wir wollten hier in diesem Land
In Frieden miteinander leben
Uns die Hände geben, Blumen anstatt Waffen
Menschen bezahl’n mit dem Leben aufgrund ihrer Herkunft, ich kann es nicht fassen
Im Jahre 2020 ist Rechtsextremismus noch immer ’ne Plage, ey
Limburg, Fulda, Kassel, Hanau oder Halle
Dass die AfD im Bundestag sitzt, ist eine Schande
Kein Platz für Rassismus, ich halte dagegen, solange ich lebe und atme
Zehn Menschen verloren ihr Leben, doch bleiben bestehen, im Herzen ’ne Narbe
Nate57:
Viele Grenzen lösen sich auf, verblassen
Wir müssen Verständigung schaffen statt hassen
Menschen sudeln sich in dem Leid
Woll’n die andern verantwortlich machen
Das‘ keine Kleinigkeit
Immer noch zu viel Fremdenfeindlichkeit in dem Land hier
Wieder Unschuldige, die ihr Leben ließen
Sag mir, wie konnte das passier’n?
Propagandasender auf ’ne Hassagenda hetzen
Das‘ nicht nur die AfD
Sie wiederhol’n es wie’n Mantra
Sodass sie die Lüge als Wahrheit seh’n
Wir alle sind ein Teil von hier
Könnt unsere Existenz nicht absprechen
Ist egal, wie sie die Freiheit anketten
Unser Geist bleibt frei, wach, lass wetten
Veysel:
Junge Menschen sind tot, nein, sie hatten nicht Glück
Nazis shooten um sich – ey, ist Hitler zurück?
Jedes Wort fällt mir schwer, mögen sie in Frieden ruh’n
Warum hassen sie uns? Wollen nix für Frieden tun
Bisschen Fernseh’n und Licht, ja, sie lügen geschickt
Fragt ihr euch nicht, „Wer hat diesen Typen geschickt?“?
Unverschämt, schamlos, alles verharmlost
Das sind die Medien, TV Diablo
Sinan-G:
So viele Opfer, keiner schafft es mehr sie aufzuzählen
Ich würde die Kugeln, die sie trafen, so gern auf mich nehmen
Das Leben ist ein Glücksspiel, so wie Sizzling Hot
Die Medien verlieren kein Wort über Rassistenpack
Ihr Schicksal wurde besiegelt in der Shisha-Bar
Denn für Nazis machen Ausländer nur Tijara
Wir haben Angst, dass uns die Kugel auf ’ner Party trifft
Doch sie trifft uns alle, ob du Schwarzkopf oder Nazi bist
Kool Savas:
Halb Türke, halb deutsch
Ich war nie dies oder das, verfluche die Grenzen
Jeder, der zulässt, dass Faschos zu Worte kommen
Hat selber Blut an den Händen
Links, denn ich bin’s für die Menschen
Rechts ist Verderben und Tod
Keine Propaganda oder Billigargumente
Blick‘ nur zurück, denn wir waren schon mal dort
Irgendwann fragen die Enkel, „Was ist passiert?
Wo standest du, als die Nazis marschierten?“
Wuchsen nur langsam, die stark Korrumpierten
Wir hab’n nur zugesehen
Dachten, wir könnten nix unternehmen
Tolerierten somit ihre Ideologie
Nie wieder Nationalismus und braune Parolen
Entscheide dich, wir oder die?
Rola:
Wenn die Farbe meiner Haut sie triggert
Nichts Neues, so war es schon immer
Egal, wie lange wir schon hier sind, Digga
Kämpfen wir gegen das Schimpfwort „Nigga“
Es gab schon lang eine letzte Warnung
Sie wird ignoriert in den letzten Jahr’n, du
Sagst, meine Haut hat die falsche Farbe
Warum stört dich meine Haut, die ich trage?
Als hätte Gott mich nicht genauso gewollt
Als wäre ich hier nicht genauso willkomm’n
Als wär mein Leben nicht genauso viel wert wie deins
Als wär’s so schwer, dieselben Werte zu teil’n
Es ist eigentlich einfach
Egal, ob schwarz oder weiß, ob arm oder reich
Wann komm’n wir in Einklang?
Alle Menschen sind gleich, es ist doch längst an der Zeit
Disarstar:
Die Grenze liegt nicht zwischen innen und außen
Sondern zwischen unten und oben
Die einen gehen Yachten shoppen
Die andern gehen unter in Booten
Wettkampf, der bestimmende Faktor in diesem System
Wer nützt, wer wird abgeschoben
Gewinner kann’s ohne Verlierer nicht geben
Bedeutet, die Schlacht sie zu schlagen, bleibt
Heißt, im Gegensatz zu dem
Was Bild, AfD und so’n Maaßen mein’n
Nie schwarz und weiß, sonder arm und reich
Mit Nazis wird nicht diskutiert – friss oder stirb!
Es geht uns alle was an, wenn diese Welt die Besinnung verliert
Maestro:
Diese Welt ist wie ein Foto, wir sind alle drauf
Seh’n nur das, was oberflächlich ist und nicht den Hass im Bauch
Wir sind alle nur ein Teil von was Vergänglichem, was Endlichem
Die Welt, in der wir leben, ist von Geld bestimmt
Der Schmerz ist abgrundtief, wir sterben nicht durch Kugeln
Sondern sterben durch den Finger, der den Abzug zieht
Wenn es etwas ändern könnte, wär es nicht das Foto
Sondern der das Foto macht, ich warte drauf, denn Gott ist so groß
Hanybal:
Du magst mich nicht wegen der Farbe meiner Haut
Du hasst mein’n Glauben, ich sehe doch den Hass in deinen Augen
Kaum zu glauben , 2020 wieder Nazis aufm Vormarsch
Im Bundestag sitzt brauner Dreck und hält da einen Vortrag
Brandstifter, Anstifter, ekelhafte Wortwahl
Höcke, Weidel, Gauland – tfu, Mann!
Egal, ob ihr Feuer legt, wir schicken euch in‘ Ruhestand
Wir sind die Feuerwehr, Schwester, Bruder
Celo & Abdi:
Zwanzig Millionen mit Migrationshintergrund
Im Fadenkreuz von NSU 2.0
Parallel dazu wird jeder achte Wähler zum Mörder
Celo 3-8-5, deutsches Kulturerbe, wenn ich sterbe
„Abderrahim, du musst Acht geben
Denn es folgt ein Leben nach dem Ableben“
Fakt, möge Gott eurer Seele gnädig sein
Yarhamuk, wir seh’n uns in der Ewigkeit
Manuellsen:
Dunya xayin cavemin
Ivana Hoffmann, 4-7 Duisburg, sehid namerin
In mei’m Herzen ist dein Name drin, Wahnsinn!
Die meisten denken immer noch, dass wir Sklaven sind
Nigga, ich pack‘ Heat und ich bin ready für den Krieg
Und halt‘ die Mündung Richtung dieser Schweine, die’s verdien’n
Dicka, geht’s ums Fighten, Mois, wir haben nie enttäuscht
Firo, Dicka, M-Punkt, Bloody City ist mit euch, Dicka, Hanau
Silla:
19. Februar 2020
Ich zünd‘ eine Kerze an
Für alle, die durch rechten Terror starben
Und die es mitbekam’n aus erster Hand
Wer ist Schuld an diesem Fehlverhalten?
Ich werd‘ es nie begreifen
Warum Medien spalten
Schau auf die Titelseiten
Keiner will, dass die Geschichte sich wiederholt
Doch das Risiko war noch nie so hoch
Es ist riesengroß
Denn jeder Rassist ist ein Misanthrop
Uns trennt keine Religion
Uns trennt keine Hautfarbe
Mensch ist Mensch und das zu zeigen
Tag für Tag ist deine Aufgabe
Credibil:
Kein Mitleid, woll’n, dass sie leiden
Zuletzt lacht nicht am besten, nur alleine
Nerven am kochen seit Tobias Rathjen
Sind Herzen verschlossen wie NSU-Akten
Sie wollen die Hoffnung, wir wollen die Fakten
Waffen im Anschlag, bleiben wachsam ohne Schlaf
Bis Augen brennen wie CDs, Alpträume werden wahr
Der ganze Randbezirk will AMGs
Sie sollen hören, wenn sie uns nicht seh’n
Ali471:
Hanau ist der Standort, zehn Brüder am Tatort
Darauf fehlt mir die Antwort
Von den Bildern krieg‘ ich Atemnot
Wir sind Mensch auf dem Passport, denn Tränen sind farbenlos
Hanau oder 471, und sie schießen Blei
Uns kann keiner biegen, weil wir sind Kanaks, Bro, du weißt
Bu hayat uçurumda
Hepimiz bir olduk Hanau için bur’da
Unutma, unutturma
Milonair:
Ich dachte, meine Söhne wären sicher hier
Dreiunddreißig Jahre in diesem Land, was ist passiert?
Kalte Luft verursacht kalte Menschen
In meinem Zimmer hängt ein Poster von Balotelli
Für mich ganz normal: Zum Klavierspiel’n gehör’n beide Tasten
Doch ihr nehmt das als Sinnbild für getrennte Rassen
Versteh‘ ich nicht, ne
Ich bin farbenblind , ja
Mortel:
Keiner kennt die Hintergründe
Und weiß, weshalb wir flüchten
Neustart in ei’m fremden Land
Wo wir schon kaum etwas besitzen
Trauriges Szenario, obwohl es eh schon schwer genug ist
Wird man mit Dingen konfrontiert, wo wieder das Herz blutet
Überall Missgunst, Ausgrenzung und Rassismus
Der Struggle endet niemals, es geht in die falsche Richtung
Jeden Tag wird’s schlimmer, unsre Welt zerbricht in Trümmern
Werden ohne Grund gehasst , sag, was erzähl‘ ich meinen Kindern?
KEZ:
Sie woll’n uns spalten, AfD erzählt uns, Mohammed sei Feind
Die Muslime, die ich traf, haben ihr Brot mit mir geteilt
Meine Frau aus Mosambik – heißt, mein Sohn, er wird nicht weiß
Also sag mir, was ist besser als ein toter Nazi? Zwei!
Diese Scheiße läuft seit hundert Jahr’n, Afrika und Kurdistan
Sag das diesen Hunden da, tatenlos im Bundestag
Sie fragen, ob ich noch an Wunder glaub‘
Mach‘ aus dem Weißen Haus ein buntes Haus – Freiheit!
Erstveröffentlichung in „Die Freiheitsliebe“ am 3. April 2020. Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung des Herausgebers und des Autors.
.
Für den Inhalt dieses Artikels ist der Autor bzw. die Autorin verantwortlich.
Dabei muss es sich nicht grundsätzlich um die Meinung der Redaktion handeln.