Jürgen Eger

Königskinder ohne Happy End

Zum DEFA-Film „Königskinder“
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Jürgen Eger

Neulich habe ich wiederholt den Frank-Beyer-DEFA-Film „Königskinder“ geguckt. Und zwar mit einer Brd-Freundin, die Lehrerin war.

Die Geschichte beginnt im kaiserreichen Buddelkasten. Die Hauptdarsteller waren Annekathrin Bürger, Ulrich Thein, Armin Müller-Stahl. Müller-Stahl ist junger Kommunist, Thein konvertiert zu den Nazis. Bürger spielt eine aus kleinbürgerlichem Mileu Kommende, die dann doch gegen die Nazis aktive Stellung bezieht. Das war selten genug, aber das hat es gegeben und sollte dem Film-Publikum der 1950er/1960er eben als vorbildlich vorgestellt werden. Sogar meine Schule im Berliner Prenzlauer Berg spielt mit, die 14. Oberschule und auch der Wasserturm; im Nebenhaus der Schule habe ich 35 Jahre lang gewohnt bis zu meiner Vertreibung Anfang der 1990er. Selbstverständlich heißen seit 1990 aus ihren Betrieben, Wohnungen, Häusern, Eigentumstitel vertriebene DDR-Bürger nie und nimmer Vertriebene.

1962 während der Dreharbeiten zu »Königskinder« (r: Frank Beyer). Fotografin: Waltraut Pathenheimer, DEFA-Stiftung

Der Kommunist landet im KZ, der Konvertierte in der SA, der aber alsbald in Gewissenskonflikte gerät wegen des Verrats an der Klasse. Und damit auch an den Kindheits- und Jugendfreunden. Beide Männer landen schließlich im Strafbataillon. Beide als Kanonenfutter, der eine als KZ Herkömmling, der andere als dessen Aufseher und Schleifer. Eine Konstellation, die immerhin der historischen Wahrheit entspricht; der kleine SA-Mann ist letztlich genauso Todeskandidat wie jeder andere Schütze-Arsch. Nur daß er besonders vorauseilend in seinen eigenen Todmarschierte. Wie Brecht es in Umdichtung des „Horst-Wessel-Liedes“ beschrieb.

Die Kommunisten wollen desertieren/überlaufen, der Aufseher profitiert schließlich auch davon. Umso besser, daß er zuvor schon sein Menschsein wiederentdeckt hatte…

Beide werden dann nach Moskau geflogen, und ein sowjetischer Soldat singt ein besonders schönes Lied, in dem die Hoffnungen auf das Kriegsende poetisiert ist. Das sollte ich mir mal raussuchen und lernen…

Die junge Frau, die sich für den Kommunisten entschieden hatte (damals entschieden sich die Weiber für die Kommunisten, im Film wie in der Wirklichkeit, das ist seit 1990 sehr anders), steigt eben in ein Flugzeug ein, das sie als Illegale nach Deutschland bringen soll, als der Kommunist und der Ex-SA-Mann das Flugzeug wechseln. Der Kommunist sieht sie einsteigen, sie bemerkt ihn nicht. Er rennt dem Flugzeug hinterher. Filmende.

Meine Freundin fand den Film interessant, neu, unbekannt, ist aber sehr enttäuscht, da es kein Happy End gibt. Das ist der Unterschied – eben! – zum Brd „Heimat“-Film, der in der Zeit, als „Königskinder“ produziert wurde, in der Brd Höchstkonjunktur hatte.

DDR-Autor und Regisseur konnten das, was dieser FASCHISMUS und was dieser Krieg hervorbrachten eben nicht als ein HAPPY End begreifen und nicht darstellen.
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Mehr:

>>> KÖNIGSKINDER in BolognaDas Filmfestival „Il Cinema Ritrovato“ im italienischen Bologna präsentiert erstmals die digital restaurierte Fassung von Frank Beyers KÖNIGSKINDER (1962).

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> über den Autor

– Ich, Jürgen Eger – Made in DDR

 

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