Frank Burkhard
Brei übt Haltung
Der Kinofilm »Silly – Frei von Angst«
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kalischer Hinsicht würdige Nachfolgerin; Anna Loos macht in diesem Film aber nicht den Eindruck, dass sie ihrer Vorgängerin in puncto Haltung zu gesellschaftlichen Fragen das Wasser reichen könnte. Ihre Texte sind zu unreflektiert, ihre Äuße- rungen zu Band und Musik bleiben im Ungefähren. Das ist ein Handicap des Films »Silly – Frei von Angst«, den Regisseur Sven Halfar nach seinem TV-Film »Wutfänger« über die Sillys nun in die Kinos gebracht hat. Er ist dicht an seinen Prota- gonisten, lässt den Zu- schauer aber nichts Neues entdecken (Ritchie Barton und Uwe Hassbecker formulieren ihr Verhältnis zu Tamara und zueinander auch nicht zum ersten Mal).
Filmisch ist das Werk auf dem Niveau einer langgezogenen TV-Reportage, die auch noch zerredet wird. Die Handkamera suggeriert Nähe, aber vermittelt nur Stimmungen in Einzelsituationen. Man erfährt wenig über Bandmitglieder und noch weniger über Gastmusiker wie Hassbeckers Sohn Daniel, deren Ansichten man gern gehört hätte. Sebastian Krumbiegels Gastauftritt bei einem Konzert ist in dem Film ein Höhepunkt, doch keine Sternstunde.
Wer diesen Brei aus Interviews, Kabbeleien, Studioproben und Musikschnipseln (kaum länger als 60 Sekunden) wirklich braucht, ist fraglich. Fans (und Anhänger) werden das alles schon aus TV-Interviews kennen, und neuen, jüngeren Zuschauer wird dieser Film Sillys Musik kaum nahebringen.
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Erstveröffentlichung »Junge Welt», 18. November 2017. Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung des Autors.
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mein lieber professor fim: wenn Du schon darauf verweist, daß fans damals anhänger waren (und übrigens auch nachfahrer – die DDR-anhänger reisten ja an den wochenenden ihren lieblingsmusikern auch gern nach), dann solltest Du doch auch erinnern, daß es damals, als die „silly familie“ noch lustig sein wollte, gar keine ostrockbands gab. das waren DDR-rockbands. sogar in den westmedien hießen die damals so.
das wort ‚ostrock‘ ist ein ersatzwort, das erfunden wurde zur vermeidung von „DDR“. auch rückwirkend. also frage ich mich, warum Du dergleichen schreibst. und DEUTSCHE DEMOKRATISCHE REPUBLIK darf öffentlich schon gar nicht mehr ausgesprochen und -geschrieben werden. das letzte mal, und zwar selbstverständlich denunzierend, wahrscheinlich 1991 im sogenannten stasiunterlagengesetz. und wenn man dann noch untersucht, welche DDR bands ostrockbands und welche DDR lieder ostrock genannt werden, kommt man kaum um die frage herum: warum? „ostrock“ ist das laber, anhand dessen die sende-volksverhetzer entscheiden, welche lieder sie NICHT spielen im normalprogramm.
da die sillys ja auf dem anti-DDR-politticket von loos und liefers reisen, gilt ’silly‘ längst nicht mehr als ostrock. im unterschied zu puhdys, city, stern usw.
alles andere als ein zufall ist die gleichzeitigkeit: als der „DDR rock“ in „ostrock“ umbenannt wurde, ab 1990, wurde auch der hitler-faschismus in „nationalsozialismus“ umfirmiert. weil kohl dekretiert hatte, daß die geschichte umgeschrieben werden müsse, und der orientierte sich an den dekreten adolf hitlers. auch in dieser frage. womit – ist doch genial, oder? – sämtliche faschismus-theorien – nicht nur sozialistische, auch bürgerliche – außer gebrauch gesetzt und vergessen gemacht wurden…
’silly‘ heißt übrigens nicht nur albern. sondern auch dumm, doof, blöd, töricht. da haben sich wohl zu DDR zeiten DDR bürger, die nicht wirklich wußten, was sie taten, einen englischen namen ausgedacht. der genosse walter hatte vor dergleichen ende 1965 gewarnt und wird dafür heute noch lächerlich gemacht.
Deine überschrift „brei übt haltung“ ist genial. und bringt das problem dieser art film auf den g-punkt. nämlich die darstellung von nichts.
herzlichst je.