Frank Burkhard

Brei übt Haltung

Der Kinofilm »Silly – Frei von Angst«
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Frank Burkhard

Von den Fans der ersten Stunde, damals Anhänger genannt, sind wohl noch einige dabei, von den Gründern der Ostrockband »Familie Silly« niemand mehr. Vier Jahre nach der Gründung nannte die Gruppe sich 1982 nur noch Silly (von englisch: albern). Frontfrau Tamara Danz war nicht nur mit ihrer Bierfrisur stilbildend. Der 1986 dazugestoßene Gitarrist Uwe Hassbecker führte Biermanns Satz von der »langhaarigen Trauer der Jugend« ad absurdum. Und der angenehm verrückte Schlagzeuger Mike Schafmeier sang 1981 »Der letzte Kunde«, was der Band erstmals einen Platz in der DDR-Jahreshitparade bescherte.

Von Schafmeier, dem 1984 die Band MTS zur Familie wurde, ist nicht die Rede im neuen Kinofilm über Silly, der auch nur zum Teil in Vergangenheit schwelgt – etwa mit Reminiszenzen an die 1996 verstorbene Tamara Danz. 2006 fand die Band eine in musi-

Ein Höhepunkt ist noch keine Sternstunde (Gruppenbild mit Anna Loos, 2.v.l.)
Foto: Ben Wolf/ Arsenal Filmverleih

kalischer Hinsicht würdige Nachfolgerin; Anna Loos macht in diesem Film aber nicht den Eindruck, dass sie ihrer Vorgängerin in puncto Haltung zu gesellschaftlichen Fragen das Wasser reichen könnte. Ihre Texte sind zu unreflektiert, ihre Äuße- rungen zu Band und Musik bleiben im Ungefähren. Das ist ein Handicap des Films »Silly – Frei von Angst«, den Regisseur Sven Halfar nach seinem TV-Film »Wutfänger« über die Sillys nun in die Kinos gebracht hat. Er ist dicht an seinen Prota- gonisten, lässt den Zu- schauer aber nichts Neues entdecken (Ritchie Barton und Uwe Hassbecker formulieren ihr Verhältnis zu Tamara und zueinander auch nicht zum ersten Mal).

Filmisch ist das Werk auf dem Niveau einer langgezogenen TV-Reportage, die auch noch zerredet wird. Die Handkamera suggeriert Nähe, aber vermittelt nur Stimmungen in Einzelsituationen. Man erfährt wenig über Bandmitglieder und noch weniger über Gastmusiker wie Hassbeckers Sohn Daniel, deren Ansichten man gern gehört hätte. Sebastian Krumbiegels Gastauftritt bei einem Konzert ist in dem Film ein Höhepunkt, doch keine Sternstunde.

Wer diesen Brei aus Interviews, Kabbeleien, Studioproben und Musikschnipseln (kaum länger als 60 Sekunden) wirklich braucht, ist fraglich. Fans (und Anhänger) werden das alles schon aus TV-Interviews kennen, und neuen, jüngeren Zuschauer wird dieser Film Sillys Musik kaum nahebringen.

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Erstveröffentlichung »Junge Welt», 18. November 2017. Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung des Autors.
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