Einige Notizen zu Lenins Kriegskunst

Redaktion – 25. Februar 2025

„Das Eigentum trennt, die Arbeit eint.“ Auf den ersten Blick mag das wie ein Kalenderspruch oder ein Wort zum Sonntag klingen. Doch Lenin sah in diesem Satz die Stärke des neuen Kommunismus im Gegensatz zur dahinsiechenden bürgerlichen Welt. Nach der Oktoberrevolution waren die Imperialisten gespalten, während sich die Völker Russlands und das internationale Proletariat unter der roten Fahne zunehmend einigten.

Lenin arbeitete in seinem theoretischen Schaffen mehrere Kardinalpunkte der proletarischen Kriegskunst heraus. Ein besonders wichtiger Aspekt war die Konzentration der Kräfte: „Am entscheidenden Ort und im entscheidenden Augenblick muss ein großes Übergewicht an Kräften konzentriert werden, denn sonst wird der Feind, der besser ausgebildet und organisiert ist, die Aufständischen vernichten.1 Die entscheidenden Kräfte müssen also zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort gebündelt werden.

Wie in der Politik eine unendliche Kette von Gliedern existiert, bei der es darauf ankommt, dasjenige zu ergreifen, das
a) am schwersten aus der Hand zu schlagen ist und
b) den Besitz der ganzen Kette sichert,
so funktioniert auch die Kriegskunst: Es gilt, in der Abfolge militärischer Ereignisse das zentrale Glied zu identifizieren, das über Sieg oder Niederlage entscheidet. Lenin richtete seine Aufmerksamkeit – insbesondere im Russischen Bürgerkrieg – stets auf die Front, die von entscheidender Bedeutung war.

Wie es in der Politik darauf ankommt, die Mehrheit zu gewinnen – im Oktober 1917 insbesondere in den Sowjets von Petrograd und Moskau –, so ist in der Kriegskunst die Zentralisierung der Truppenkräfte entscheidend. Doch das dialektische Denken bleibt unerlässlich: Je höher die Gefahr eines Kernwaffeneinsatzes, desto weniger ratsam ist eine massenhafte Konzentration von Truppen. Stattdessen ist Dezentralisierung erforderlich. Ein qualifizierter Befehlshaber versteht es, den Widerspruch zwischen Konzentration und Dezentralisierung zu meistern.

Dieser Gedanke der Dialektik lässt sich weiterführen: Der Marxismus bindet die Arbeiterbewegung nicht an eine bestimmte Kampfweise. Er lehnt keine Kampfform grundsätzlich und ein für alle Mal ab, sondern erkennt ihre Vielgestaltigkeit an. Die Dialektik lehrt die Relativität aller gesellschaftlichen und natürlichen Erscheinungen, ebenso das Wechselspiel militärischer Strategien. Eine heute unbedeutende Kampfform kann schon morgen entscheidend sein. Daher muss man die Kampfmethoden anpassen, sobald sich die Bedingungen des Kampfgeschehens verändern. Lenin lehrte, die Dialektik kühn in der Praxis anzuwenden.

Auch zwischen Angriff und Verteidigung besteht ein dialektisches Wechselverhältnis – mit einem klaren Primat der Offensive. Die Defensive ist der Tod der bewaffneten Erhebung. Friedrich Engels betonte, dass keine Defensive wirksamer sei als eine aktive, offensiv geführte2. Die Geschichte der Klassenkämpfe kennt keinen Krieg, der aus ununterbrochenen Angriffssiegen bestand. Im Ersten Weltkrieg verkeilten sich Offensive und Defensive ineinander – mit katastrophalen Folgen: ein Stellungskrieg von bisher ungekannter Dimension, der Millionen Arbeiter- und Bauernsoldaten das Leben kostete. Verdun steht als Mahnmal dafür, dass der Kapitalismus bzw. Imperialismus für immer an den Schandpfahl der Geschichte genagelt gehört.

  1. Wladimir Iljitsch Lenin: Ratschläge eines Außenstehenden, Werke, Band 26, Dietz Verlag Berlin, 1960, Seite 167). 
  2. Vergleiche Friedrich Engels: Po und Rhein, Werke, Band 13, Dietz Verlag Berlin, 1960, Seite 265).

Dieser Artikel fußt auf eine Vorlage von Heinz Ahlreip. Eine Weiterveröffentlichung des Textes ist gemäß einer Creative Commons 4.0 International Lizenz ausdrücklich erwünscht. (Unter gleichen Bedingungen: unkommerziell, Nennung der verlinkten Quelle (»Der Weg zur Partei«) mit Erscheinungsdatum).
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