100 Jahre Novemberrevolution in Deutschland
Vor 100 Jahren gärte es in ganz Deutschland. Soldaten verweigerten den Dienst und wendeten sich gegen ihre Offiziere, Arbeiter streikten zu hunderttausenden, Frauen gingen gegen den Hunger auf die Straße.
Vier Jahre Krieg hatten unser Land ins Elend gestürzt. Weltweit wurden 18 Millionen Soldaten und Zivilisten dieses brutalen Krieges zwischen den verschiedenen imperialistischen Mächten.
Die Menschen hatten die Nase voll von Tod, Hunger, Elend. Sie hatten die Nase voll vom kapitalistischen System, dass sie unter nationalistischen Parolen in diesen Krieg gehetzt hatte.
Obwohl in der internationalen Arbeiterbewegung vereinbart war, im Falle eines Krieges gegen die Regierungen und den Krieg zu mobilisieren, brach die SPD-Führung diese Abmachung und stimmte den Kriegskrediten zu. Sie erhielt dafür Posten und arbeitete in der kaiserlichen Regierungs- und Kriegsmaschinerie mit. Kriegsgegner wie Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht ließ die SPD-Führung in Zusammenarbeit mit der kaiserlichen Regierung inhaftieren.
Als am 3. November in Kiel die Revolution ausbrach und am 9. November in Berlin eine sozialistische Republik ausgerufen wurde, erklärte SPD-Führer Friedrich Ebert: „Ich aber will sie nicht, ja, ich hasse sie wie die Sünde.“ Offiziell trat er als „Revolutionär“ auf, im Geheimen schmiedete er ein Bündnis mit den reaktionärsten Kräften des Militärs und des Kapitals zur blutigen Niederschlagung der Revolution.
In Deutschland fehlte eine klare, bewusste und erfahrene Kommunistische Partei, die diesem Verrat entgegentreten konnte. Auf Betreiben von Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg wurde die KPD am 30. Dezember 1918 gegründet.
Kurz darauf tauchten in Berlin Plakate auf: „Schlagt Liebknecht tot!“. Die SPD-Führung beauftragte das Militär und bezahlte reaktionäre Trupps, Liebknecht und Luxemburg „unschädlich“ zu machen. Am 15. Januar wurden die beiden Kriegsgegner und großen Revolutionäre ermordet.
Im Kampf gegen die Revolution gingen die SPD-Führer so weit, dass sie Berlin zum ersten Mal aus der Luft bombardieren ließen. Arbeiterviertel waren das Ziel der Bomben. Der „Volksbeauftragte“ für das Militär, Gustav Noske, SPD: „Meinetwegen, einer muss der Bluthund werden. Ich scheue die Verantwortung nicht.“
So wurde die Hoffnung auf ein Deutschland ohne Krieg und Kapitalismus im Blut erstickt.
Heute leben wir in einer Zeit der Aufrüstung und zunehmender Spannungen zwischen den imperialistischen Großmächten. Auch die deutsche Regierung plant eine massive Aufrüstung. Alles läuft Richtung Kriegsgefahr. Zugleich haben wir in einem der reichsten Industrieländer der Erde Billiglöhne, Sozialabbau, Bildungsmisere, Rassismus und Hass, Niedrigstrenten, Pflegenotstand usw.
Was können wir in dieser Situation aus den Ereignissen der Novemberrevolution lernen? Was können wir heute gegen Kriegsgefahr, Sozialabbau, Verelendung tun?
Über die Geschichte der Novemberrevolution und unsere Lehren daraus erfahren wir mehr in den nachfolgenden Artikeln verschiedener Autoren, die wir mit Unterstützung von Arbeit-Zukunft zusammengestellt haben.
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Inhalt
Autor | Titel |
Diethard Möller |
Auf dem Weg zur Novemberrevolution 1918 |
Diethard Möller |
Schluss mit dem Krieg! Alle Macht den Arbeiter- und Soldatenräten |
Diethard Möller |
Der Kampf um die Macht |
Diethard Möller |
Schwankungen und Zögern |
Fritz Theisen | 100 Jahre Frauenwahlrecht – Ein bleibender Erfolg der Novemberrevolution! |
Diethard Möller |
Der DGB feiert mit der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände 100 Jahre Sozialpartnerschaft und blutige Niederschlagung der Novemberrevolution |
Fritz Theisen
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Bundespräsident Steinmeier: „Sozialpartnerschaft“ ist die Revolution! |
Fiete Jensen
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Die Lehren des Hamburger Aufstandes |
100 Jahre Novemberrevolution in Deutschland
1. Teil: Auf dem Weg zur Novemberrevolution 1918
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Im November 2018 begehen wir den 100. Jahrestag der Novemberrevolution in Deutschland: Ein epochales Ereignis für unser Land! Sie erfasste hunderttausende Menschen im ganzen Reich, entwickelte ungeheure Kräfte. Sie konnte nur mit brutaler Gewalt von den Kräften der Konterrevolution, vor allem von der nun sozialdemokratisch kommandierten Reichswehr- und Freikorpseinheiten am Weiterschreiten zu einer sozialistischen Revolution gehindert werden. Hier zeigte sich die revolutionäre Kraft unserer Arbeiterklasse und unseres Volkes, auch wenn wir heute weit davon entfernt scheinen. Und sie ist ein lebendiges Anschauungsmaterial für die Gefahren, die einer Revolution drohen. Daher wollen wir im Laufe des Jahres einige besondere Aspekte dieser Revolution herausarbeiten.
Die Novemberrevolution war kein einmaliger Akt, der aus dem Nichts heraus entstand. Die deutsche Arbeiterklasse war nicht urplötzlich revolutionär, um dann wieder von der Bühne der Geschichte abzutreten. Die Novemberrevolution hat eine lange Geschichte und hat ebenso tiefe Spuren in unserem Land hinterlassen.
70 Jahre zuvor war das Kommunistische Manifest, geschrieben von Karl Marx und Friedrich Engels, erschienen. 43 Jahre zuvor war die SPD als revolutionäre Arbeiterpartei unter Führung von August Bebel und Wilhelm Liebknecht gegründet worden. Und sie war damals eine wirklich revolutionäre Partei, die das kapitalistische System stürzen und beseitigen sowie den Sozialismus aufbauen wollte. Diese beiden bedeutenden Ereignisse basierten auf der Existenz einer starken, kämpferischen Arbeiterbewegung. Ohne eine solche Massenbasis hätte sich der Gedanke des Sozialismus niemals so weit verbreiten und verankern können. Nur so konnte die SPD trotz Verbots unter Bismarck zur stärksten sozialistischen Partei weltweit heranwachsen. Nur so konnte die deutsche Arbeiterbewegung sich entwickeln und in zahlreichen Kämpfen dem Kapital Zugeständnisse abringen, die bis heute zum Vorteil der Arbeiterklasse sind. Angesichts der immer stärker werdenden Arbeiterbewegung und ihrer revolutionären Ausrichtung führte beispielsweise Bismarck die gesetzliche Renten- und Krankenversicherung ein. Er hoffte damit, ein weiteres Anwachsen zu verhindern. Doch das Gegenteil war der Fall. Denn die Menschen begriffen sehr wohl, dass dieser Erfolg nur ihrer Stärke zu verdanken war. Und sie wollten in ihrer großen Mehrheit mehr: Den Sozialismus, eine andere Gesellschaft!
Doch von Anfang an gab es in der revolutionären SPD verschiedene Strömungen und damit verbunden Opportunismus, Anbiederung an das Kapital. Schon Marx und Engels kämpften mit aller Kraft dagegen an. Zusammen mit August Bebel und Wilhelm Liebknecht konnten sie die SPD für lange Zeit auf einem revolutionären Kurs halten und voranbringen.
Insbesondere in der mit dem Wachstum der Gewerkschaften stark gewordenen Gewerkschaftsbürokratie entwickelten sich zunehmend Verfechter einer „friedlichen Lösung“ einer „Zusammenarbeit mit dem Kapital zum Wohle aller“. Diese Sorte ist der Arbeiterklasse im modernen Gewand der Co-Manager erhalten geblieben. Die Sprüche sind heute englisch durchsetzt, aber im Inhalt dieselben wie vor mehr als hundert Jahren.
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Der Kampf in der revolutionären Bewegung um die Stellung zum Krieg
Ein wichtiger Ausgangspunkt für die Novemberrevolution war der Beginn des imperialistischen 1. Weltkrieges.
Schon früh begann eine Auseinandersetzung innerhalb der SPD um die Haltung zum Krieg. So hatte der internationale Stuttgarter Sozialistenkongress von 1907 mit knapper Mehrheit die sozialdemokratischen Parteien verpflichtet, alle Mittel anzuwenden, um die Kriegsgefahr zu bekämpfen und den Weltfrieden zu erhalten. Auf Antrag von Lenin und Luxemburg wurde folgender Zusatz angenommen:
„Falls der Krieg dennoch ausbrechen sollte, sind sie (die sozialdemokratischen Parteien) verpflichtet, für dessen rasche Beendigung einzutreten und mit allen Kräften dahin zu streben, um die durch den Krieg herbeigeführte wirtschaftliche und politische Krise zur politischen Aufrüttelung der Volksschichten und zur Beschleunigung des Sturzes der kapitalistischen Klassenherrschaft auszunutzen.“
1912 wurde dieser Beschluss beim Internationalen Sozialistenkongress in Basel zwar noch einmal bestätigt, doch in der Realität war der Einfluss der „Vaterlandsverteidiger“ bereits gestiegen.
Schon 1907 hatte der Reichstagsabgeordnete Gustav Noske (SPD), von dem wir später wieder hören werden, bei der Beratung des Militäretats die Friedenspolitik der kaiserlichen Regierung gelobt (!) und erklärt, die Sozialdemokratie wolle keinesfalls die Disziplin im Heer untergraben, sie wolle Deutschland möglichst wehrhaft sehen und sie werde im Kriegsfall das Gewehr auf den Buckel nehmen und sich im Kriege von keiner anderen Klasse an Patriotismus übertreffen lassen. Noske wurde nicht etwa aus der SPD rausgeschmissen, sondern machte Karriere.
Noch kurz vor Beginn des 1. Weltkrieges veröffentlichte der Vorwärts am 25.7.1914 einen Aufruf gegen den imperialistischen Krieg, der mit den Forderungen endete:
„Wir wollen keinen Krieg! Nieder mit dem Kriege! Hoch die internationale Verbrüderung!“
Hatte das kaiserliche Militär zunächst auf Geheiß der Regierung geplant, alle sozialdemokratischen Abgeordneten bei Kriegsbeginn zu verhaften, wurde bereits am 24.7.1914 im Kriegsministerium beschlossen, von Verhaftungen abzusehen. In einer Instruktion des Kriegsministeriums vom 31. Juli 1914 hieß es dazu:
„Nach sicherer Mitteilung hat die Sozialdemokratische Partei die feste Absicht, sich so zu verhalten, wie es sich für jeden Deutschen unter den gegenwärtigen Verhältnissen geziemt.“
Während man also am 25.7.1914 noch Aufrufe gegen den Krieg im Vorwärts veröffentlichte, hatte man bereits insgeheim Kontakte zur kaiserlichen Regierung aufgenommen und dieser versichert, man werde beim Krieg mitmachen!
Und zugleich begann in den sozialdemokratischen Zeitungen übelste chauvinistische Hetze. So rief die „Frankfurter Volksstimme“ am 31.7.1914 zum „Sturz des Zarentums und seines Blutregiments“ auf. Am 2. August 1914 erklärte die „Chemnitzer Volksstimme“: „Deutschlands Frauen und Kinder sollen nicht das Opfer russischer Bestialität werden, das deutsche Land nicht die Beute der Kosaken.… für die deutsche Freiheit und die Unabhängigkeit des deutschen Volkes werden unsere Genossen in den Kampf ziehen..“
Wie wenig unterscheidet sich diese primitive Hetze von der heutigen Hetze gegen Russland.
Am 4. August 1914 stimmten die SPD im Reichstag den Kriegskrediten zu. Der SPD-Abgeordnete Haase, der sich zunächst innerhalb der Reichstagsfraktion gegen eine Zustimmung ausgesprochen hatte, verlas als Fraktionsvorsitzender eine Erklärung der SPD:
„Jetzt stehen wir vor der ehernen Tatsache des Krieges. Uns drohen die Schrecknisse feindlicher Invasionen…
Für unser Volk und seine freiheitliche Zukunft steht bei einem Sieg des russischen Despotismus, der sich mit dem Blute der Besten des eigenen Volkes befleckt hat, viel, wenn nicht alles auf dem Spiel. Es gilt diese Gefahr abzuwehren, die Kultur und die Unabhängigkeit unseres eigenen Landes sicherzustellen.
Wir lassen in der Stunde der Gefahr das eigene Vaterland nicht im Stich.“
Es folgten dann noch ein paar warme Worte, dass man hoffe, dass die Kriegsleiden die Massen vom Ideal des Sozialismus und des Völkerfriedens überzeugen würden. Verlogener ging es nicht!
Die Bourgeoisie wusste diese Haltung zu schätzen. Die SPD wurde zum Partner. Zugleich aber wurde eine Militärdiktatur errichtet und eine Zensurbehörde geschaffen. Sozialdemokratische Zeitungen durften frei erscheinen und auch ein paar kritische Töne anschlagen, wenn sie nur zur „Vaterlandsverteidigung“ aufriefen.
Sozialdemokratische Zeitungen, die dies nicht mitmachten, und davon gab es einige, erschienen oft mit weißen Stellen oder ganzen weißen Seiten, weil Beiträge von der Zensur verboten wurden. Später wurden sogar solche weißen Stellen verboten, weil dadurch die Zensur und der Protest dagegen sichtbar wurde.
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Der Kampf der Revolutionäre gegen den Krieg
Mit der Entwicklung der SPD zur Kriegspartei gründeten die Revolutionäre um Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg 1914 die „Gruppe Internationale“, die sich 1916 in Spartakusbund umbenannte und 1917 der von der SPD abgespaltenen USPD anschloss. Nachdem die Gruppe sich am 30.10.1914 in der Schweizer Zeitung „Berner Tagwacht“ öffentlich von der SPD-Führung distanzierte, wurde sie offiziell polizeilich überwacht und bald einige ihrer Mitglieder festgenommen, darunter Rosa Luxemburg. Sie musste am 18. Februar 1915 eine einjährige Haftstrafe im „Berliner Weibergefängnis“ antreten. Schon drei Monate nach ihrer Entlassung wurde sie nach dem damaligen Schutzhaft-Gesetz zur „Abwendung einer Gefahr für die Sicherheit des Reichs“ zu insgesamt zweieinhalb Jahren Zuchthaus verurteilt. Im Juli 1916 begann ihre „Sicherungsverwahrung“. Drei Jahre und vier Monate verbrachte sie zwischen 1915 und 1918 im Gefängnis.
Doch auch im Gefängnis blieb sie aktiv, sammelte Informationen, schrieb Analysen und Aufrufe. Sie fand Wege, diese herauszuschmuggeln, wo sie illegal verbreitet wurden.
Karl Liebknecht stimmte am 2. Dezember 1914 als einziger SPD-Abgeordneter offen gegen weitere Kriegskredite. Die kaiserliche Regierung und die SPD wollten ihn nun loswerden. Daher wurde er Anfang Februar in ein Armierungs-Bataillion eingezogen, wo er an der West- und an der Ostfront eingesetzt war. Damit unterstand er der Militärgerichtsbarkeit. Jede politische Betätigung außerhalb des Reichstages und des preußischen Landtages war ihm verboten. Dennoch war er weiter aktiv und warb Menschen für den Spartakusbund, der sich so stärkte. 1916 sprach er bei der „Osterkonferenz der Jugend“ in Jena gegen den Krieg. Am 1. Mai 1916 war er Führer einer Antikriegsdemonstration in Berlin. Als er ausrief „Nieder mit dem Krieg! Nieder mit der Regierung!“ wurde er verhaftet. Er kam dann mit Hilfe der SPD-Führung hinter Gittern. Er wurde aufgrund seiner Ablehnung der Burgfriedenspolitik aus der SPD-Fraktion ausgeschlossen und wenig später wegen „Kriegsverrat“ zu vier Jahren Zuchthaus verurteilt. Der Prozess, eigentlich gedacht als Exempel gegen die Revolutionäre, geriet zum Fiasko für die kaiserliche Justiz: Organisiert von den Revolutionären Obleuten fand in Berlin ein spontaner Solidaritätsstreik mit über 50.000 Beteiligten statt. Statt die Opposition zu schwächen, gab Liebknechts Verhaftung dem Widerstand gegen den Krieg neuen Auftrieb. Nach etwa zwei Jahren Haft wurde er knapp drei Wochen vor dem Ende des Ersten Weltkrieges freigelassen.
In den folgenden Teilen werden wir den weiteren Weg zur Novemberrevolution aufzeigen, die Folgen des Krieges für die Arbeiterklasse und die Massen darlegen und uns mit der Entwicklung des Opportunismus auf der einen Seite und der Revolutionäre auf der anderen Seite beschäftigen.
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Diethard Möller
100 Jahre Novemberrevolution in Deutschland
2. Teil: Schluss mit dem Krieg! Alle Macht den Arbeiter- und Soldatenräten
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Oben haben wir den Weg zur Novemberrevolution geschildert: Die Umwandlung der SPD zur Kriegspartei, die den imperialistischen Weltkrieg auf Seiten des Kaisers, der Feudalen und des Kapitals unterstützte. Der Kampf der Revolutionäre gegen den Krieg sowie die Inhaftierung von Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg mit Hilfe der SPD.
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Der imperialistische Krieg – ein grauenvolles Blutbad
Während die SPD-Führung Posten in der Reichsregierung erhielt, mussten Millionen Arbeiter in den Krieg ziehen und dort ihr Leben lassen. Insgesamt wurden weltweit ca. 18 Millionen Soldaten und Zivilisten in diesem Krieg ermordet.
Als Anlass für den Beginn des imperialistischen Krieges nahm der deutsche Kaiser einen angeblichen Angriff der serbischen Armee bei Temes Kubin am 26.7.14, der tatsächlich nie stattgefunden hat. Auf Druck des deutschen Kaisers erklärte der österreichische Kaiser am 28.7.14 Serbien den Krieg. Am 1. August erklärte der deutsche Imperialismus dem russischen Zarenreich den Krieg. Am 2. August wurde ohne Kriegserklärung gegen Frankreich Luxemburg besetzt. Am 4. August griff die deutsche Armee Belgien an, um von dort nach Frankreich vorzumarschieren. In kürzester Zeit waren alle großen europäischen imperialistischen Mächte in einem Krieg: England, Frankreich, Russland, ab 1917 auch die USA mit ihren Verbündeten gegen Deutschland und Österreich-Ungarn mit ihren Verbündeten. Insgesamt 40 Staaten beteiligten sich an diesem Krieg.
Rasch stagnierten die Fronten, vor allem die Westfront. Ein jahrelanger blutiger Stellungskrieg folgte, bei dem es oft nur um ein paar Meter Boden ging. Dabei wurden zum ersten Mal in großem Umfang moderne Waffen wie Panzer, Flugzeuge eingesetzt, mit denen man industriell und in großen Mengen morden konnte. Zum ersten Mal wurde Giftgas in großen Mengen eingesetzt, bei dem zahllose Soldaten elend erstickten. Waren anfangs noch einige Soldaten auf beiden Seiten geblendet von der nationalistischen Propaganda gern in den Krieg gezogen, schlug dies immer stärker in Enttäuschung, Wut und Hass gegen den Krieg um. Die Soldaten sahen, wie ihre Kameraden starben. Viele wurden verwundet. Sie sahen die Arroganz der Offiziere. Sie hörten von ihren Familien aus der Heimat, wie die Inflation rasant stieg und viele hungerten. Und sie sahen auch, dass die gegnerischen Soldaten Brüder, Arbeiter waren. Gerade bei den vielen sozialdemokratischen Arbeitern, die noch in der revolutionären SPD erzogen worden waren, wuchs die Einsicht, dass dies ein imperialistischer Krieg war, indem die Arbeiter der verschiedenen Länder gegeneinander gehetzt wurden und sich gegenseitig umbrachten.
Im Winter 1916/17 kam es in Deutschland zu massenhaftem Hunger. Aufgrund der Inflation konnten sich viele Familien kaum noch Nahrung leisten. Und für die Großbauern war es lohnender, die Ernte an die Tiere zu verfüttern oder zu Schnaps zu brennen. Denn die Oberschicht lebte gut von diesem Krieg und konnte sich Fleisch und Schnaps leisten. Das zeigte vielen, dass das Kapital vom Krieg profitierte, während die Arbeiterklasse mit Blut und Hunger zahlen musste.
Als es in Russland zu Massenstreiks, Aufständen und schließlich zur Februarrevolution 1917 kam, ermutigte das viele revolutionäre Gegner des imperialistischen Krieges. Als schließlich in der Oktoberrevolution 1917 die erste Arbeiter- und Bauernregierung gebildet und sofortige Maßnahmen für die Beendigung des Krieges und den schrittweisen Übergang zum Sozialismus ergriff, war dies für die Revolutionäre in Deutschland ein großer Ansporn, sich auch hier gegen den Krieg zu organisieren und für den Sozialismus zu kämpfen.
Als es am 5.12.17 zu einem Waffenstillstand zwischen dem revolutionären Russland und Deutschland kam, feierten dies deutsche und russische Soldaten an der Front gemeinsam.
Immer wieder kam es nun zu Befehlsverweigerung und Aufständen in der Armee. Im Januar 1918 kam es zu einer Streikwelle, die von revolutionären Obleuten organisiert wurde. An dem Streik beteiligten sich eine Millionen Arbeiter in ganz Deutschland. Die SPD, die eng mit dem Kapital verbunden war, sah die Gefahr, dass es auch in Deutschland zu einer Revolution kommen könnte und arbeitete mit allen Mitteln wie Täuschung, Lügen, Unterdrückung und Gewalt gegen diese Entwicklung. So wurde in Berlin der sozialdemokratische Führer Ebert Mitglied der Streikleitung bei den Januarstreiks und sorgte dafür, dass der Streik rasch abgebrochen wurde.
Eine letzte Offensive des deutschen Militärs im August 1918 an der Westfront brach schnell zusammen und führte zu einer Katastrophe. Allein an einem Tag mussten 27.000 Soldaten ihr Leben für die Interessen des deutschen Imperialismus lassen. Am 29. September informierte die Militärführung den Kaiser und den Reichskanzler, dass die Lage aussichtslos sei. Sie empfahlen, einen Waffenstillstand und die Übergabe der Regierung an die SPD, damit man der die Schuld an der Niederlage geben könne. Die SPD trat nun offiziell in die kaiserliche Regierung ein. Gegenüber den Massen erklärte sie, sie wolle einen raschen Frieden herbeiführen, während sie in der Regierung alle Maßnahmen der Reaktion und des Kapitals unterstützte.
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Die Novemberrevolution
Die Generäle wollten sogar den Krieg wieder aufnehmen. In Kiel plante die deutsche Marineleitung unter Admiral Franz von Hipper, die Flotte zu einer letzten Schlacht gegen die Royal Navy in den Ärmelkanal zu entsenden. Die deutsche Flotte sollte kämpfen, bis auch das letzte Schiff untergegangen wäre. Das hätte den sinnlosen Tod von zehntausenden Matrosen bedeutet. Doch der Befehl wurde durch einen Funk-Offizier an die einfachen Matrosen weitergegeben. Die Matrosen hissten am 3. November 1918 rote Fahnen auf ihren Schiffen, entwaffneten die Offiziere und bildeten am 4. November 1918 gemeinsam mit den Kieler Arbeitern einen Arbeiter- und Soldatenrat.
Noch am selben Abend traf der SPD-Reichstagsabgeordnete Gustav Noske in Kiel ein. Der Gouverneur hatte telegrafisch um die Entsendung eines SPD-Abgeordneten gebeten, der den Aufstand im Auftrag der neuen Reichsregierung und der Parteiführung unter Kontrolle bringen sollte. Noske erklärte dem Arbeiter- und Soldatenrat, er wolle die „Revolution zum Sieg“ führen und wurde zu seinem Vorsitzenden gewählt. Er organisierte mit Tricks und Lügen schrittweise die Entwaffnung der Revolutionäre und die Wiederbewaffnung der Offiziere. So konnte er den Einfluss der Räte in Kiel zurückdrängen. Die Ausweitung der Revolution auf Deutschland jedoch konnte er nicht verhindern.
Die Revolution breitete sich rasch aus.: Lübeck, Rendsburg, Bremen, Hamburg, Hannover, Braunschweig, Köln, München, Stuttgart, Wilhelmshafen… Überall wurden Arbeiter- und Soldatenräte gebildet und in wenigen Tagen die Monarchie beseitigt.
Doch der Führer der SPD, Ebert, war sich mit der Reaktion und dem Kapital darin einig, dass eine soziale Revolution verhindert und die reaktionäre staatliche Ordnung unter allen Umständen aufrechterhalten bleiben müsse. Er wollte die bürgerlichen Parteien, die schon 1917 im Reichstag mit der SPD zusammengearbeitet hatten, sowie die alten Eliten des Kaiserreichs für den Staatsumbau gewinnen und eine befürchtete Radikalisierung der Revolution nach russischem Vorbild verhindern. Er erklärte, als er den Rücktritt des Kaisers forderte: „Wenn der Kaiser nicht abdankt, dann ist die soziale Revolution unvermeidlich. Ich aber will sie nicht, ja, ich hasse sie wie die Sünde.“
General Groener erklärte im Münchner Dolchstoßprozess im Oktober 1925 zur Rolle der SPD und der Gewerkschaftsführer, die am 6. November zu einem Gespräch mit der Reichsregierung und der Reichswehrführung eingeladen worden waren: „Von keiner Seite ist ein Wort gefallen, dass darauf schließen ließ, dass die Herren etwa auf eine Revolution hinstreben.“
Mittlerweile hatte sich die Revolution weiter ausgebreitet und auch Berlin erreicht. Nach dem Januarstreik 1918 hatte sich in Berlin eine illegale Organisation der revolutionären Obleute der Betriebe mit ca. 80 Mitgliedern aus USPD und Spartakus gebildet. Deren Aufstandsvorbereitungen wurden von Führern der USPD zu Fall gebracht und kurz darauf durch Verrat mehrere Mitglieder verhaftet. Für den 9. November wurde nun zum Generalstreik in Berlin aufgerufen. Das Militär bereitete sich darauf vor. Aber Truppen, die angefordert worden waren, kamen wegen der revolutionären Situation in ganz Deutschland nicht mehr durch. Nur die Lübbener und Naumburger Jäger wurden als „absolut sichere Bataillone“ nach Berlin gebracht. Alle beurlaubten Offiziere erhielten den Befehl, sich bewaffnet einzufinden, und wurden in Kampfgruppen eingeteilt.
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Der Kampf um die Macht beginnt
Am Morgen des 9. November strömten ungeheure Arbeitermassen aus allen Teilen in das Zentrum von Berlin. An der Spitze marschierten bewaffnete Arbeiter und revolutionäre Soldaten. Die Reaktion musste kapitulieren. Die Polizei, die vier Jahre lang auf wehrlose Menschen eingeprügelt und geschossen hatte, gab ihre Waffen ab. Kasernentore öffneten sich. Die Soldaten schlossen sich entweder an oder erklärten ihre Neutralität. Die Regierung gab angesichts der Machtverhältnisse den Befehl, nicht auf die Demonstranten zu schießen. Vor der Maikäferkaserne jedoch postierte ein reaktionärer Offizier einen Trupp Bewaffneter und ließ schießen. Drei Arbeiter wurden ermordet. Der Offiziersposten wurde schnell überrannt und die Kasernentore aufgesprengt. Die Soldaten schlossen sich der Revolution an.
Obwohl sowohl die SPD-Führer als auch der Reichskanzler Max von Baden flehentlich den Rücktritt des Kaisers forderten, um wenigstens den Kapitalismus zu retten, zögerte der Kaiser und das Militär. Im Hauptquartier im besetzten Belgien schmiedete der Kaiser sogar noch Pläne für einen Marsch in die Heimat. Doch selbst die reaktionärsten Offiziere konnten ihm angesichts der Lage nicht mehr helfen. Als die Lage unhaltbar wurde, erklärte Reichskanzler Max von Baden am 9. November:
„Der Kaiser und König hat sich entschlossen, dem Throne zu entsagen. Der Reichskanzler bleibt noch so lange im Amte, bis die mit der Abdankung des Kaisers, dem Thronverzicht des Kronprinzen des Deutschen Reiches und von Preußen und der Einsetzung der Regentschaft verbundenen Fragen geregelt sind.“
Der Kaiser, der Millionen Soldaten in den Tod geschickt und von ihnen „Mut und Tapferkeit“ verlangt hatte, floh feige ins Exil in die Niederlande.
Nun begann der Kampf um die Macht. die SPD, die eben noch versuchte hatte, die Monarchie zu retten, ließ noch in der Nacht vor dem 9. November ein Extrablatt des Vorwärts drucken, in dem sie zum Generalstreik aufrief, der schon lange ohne sie organisiert worden war. Aus SPD-Betriebsvertrauensleuten schuf sie einen „Arbeiter- und Soldatenrat“, der ihnen als Marionette diente. Nun wollten sie sich anhängen und Einfluss gewinnen. Die „Kampflosung“ ihre Aufrufs lautete: „Arbeiter, Soldaten, sorgt für die Aufrechterhaltung der Ruhe und Ordnung! Es lebe die soziale Republik!“ SPD-Führer Ebert vereinbarte gleichzeitig mit Max von Baden, dass dieser zurücktrete und ihm, Ebert, das Amt des Reichspräsidenten übertrage. Mit revolutionärem Pathos verkündete um 14 Uhr SPD-Führer Scheidemann vor dem Reichstagsgebäude den revolutionären Massen, die Monarchie sei gestürzt und rief die Republik aus. Um 16 Uhr verkündete Karl Liebknecht auf Beschluss des wirklichen revolutionären Arbeiter- und Soldatenrates den Sturz der Monarchie. Er erklärte: „Die Herrschaft des Kapitalismus, der Europa in ein Leichenfeld verwandelt hat, ist gebrochen… Wenn auch das Alte niedergerissen ist, dürfen wir doch nicht glauben, dass unsere Aufgabe getan sei. Wir müssen alle Kräfte anspannen, um die Regierung der Arbeiter und Soldaten aufzubauen und eine neue staatliche Ordnung des Proletariats zu schaffen, eine Ordnung des Friedens, des Glücks und der Freiheit unserer deutschen Brüder und unserer Brüder in der ganzen Welt. Wir reichen ihnen die Hände und rufen sie zur Vollendung der Weltrevolution auf.“
Zur gleichen Zeit fanden im Reichstag Verhandlungen zur Regierungsbildung statt. Viele Arbeiter forderten, dass Karl Liebknecht in dieser Regierung sein sollte, weil sie ihm vertrauten. Doch die rechten SPDler und auch die USPD-Führer lehnten alle Bedingungen der Spartakusgruppe und Liebknechts ab. So wurde eine Regierung aus Ebert, Scheidemann und Landsberg für die SPD und Haase, Dittmann sowie Barth für die USPD gebildet. Der Kampf um die Macht sollte blutig werden.
In einem dritten Teil werden wir die Kämpfe, die Gründung der KPD, die Ermordung von Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg sowie die Ergebnisse der Novemberrevolution behandeln.
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Diethard Möller
100 Jahre Novemberrevolution in Deutschland
3. Teil: Der Kampf um die Macht
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Oben habe ich beschrieben wie die Novemberrevolution am 3. November 1918 in Kiel ausbrach, sich rasch über ganz Deutschland ausbreitete und schließlich am 9. November zur Abdankung des Kaisers, dem Sturz der Monarchie und der Ausrufung einer sozialistischen Republik durch Karl Liebknecht sowie der Ausrufung einer bürgerlichen Republik durch Phillip Scheidemann, SPD als Gegenprojekt führte und der Kampf um die Macht begann. Davor beschrieb ich den Weg zur Novemberrevolution: Die Umwandlung der SPD zur Kriegspartei, die den imperialistischen Weltkrieg auf Seiten des Kaisers, der Feudalen und des Kapitals unterstützte. Der Kampf der Revolutionäre gegen den Krieg sowie die Inhaftierung von Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg mit Hilfe der SPD.
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Die Sozialdemokraten wollen die Revolution erdrosseln
Friedrich Ebert, SPD, hatte am 9. November, zur gleichen Zeit zu der Karl Liebknecht (KPD) die sozialistische Revolution ausrief, eine bürgerlich-parlamentarische Demokratie ins Leben gerufen, die er aber nach außen als „Revolutionsregierung“ und als „Rat der Volksbeauftragten“ aus SPD und USPD verkaufte. Er rief dazu auf, Ruhe zu bewahren, damit die Regierung arbeiten könne. Bereits am 10. November 1918 traf er mit dem obersten General und Militärführer Groener ein geheimes Abkommen, um die Revolution zu ersticken. Ebert sicherte zu, dass alle alten, reaktionären Offiziere ihre Posten und ihre Macht behielten sowie dass er gegen die Arbeiter-und Soldatenräte vorgehen werde. Dafür erhielt er die Unterstützung des reaktionären Militärs.
1922 erklärte Phillipp Scheidemann, einer der Führer der SPD, bei einer Versammlung in Friedrichshain:
„Eine antimonarchistische Propaganda, eine positiv republikanische Tätigkeit hat die Sozialdemokratie nie getrieben, weil für uns diese Frage bis zu einem gewissen Zeitpunkt nebensächlich erschien…
Die Unterstellung, dass die Sozialdemokratie die Novemberrevolution gewollt oder vorbereitet hat, ist eine lächerliche, törichte Agitationslüge unserer Gegner…“
Unmittelbar nach der Revolution trafen sich vom 9. bis 12. November Vertreter der Großindustrie und die Führer der deutschen Gewerkschaften in Berlin. Am 15. November 1918 unterzeichneten sie einen Geheimvertrag, in dem die Gewerkschaftsführer zusagten,
- „wilde Streiks“ zu beenden
- für eine geordnete Produktion zu sorgen,
- den Einfluss der Räte zurückzudrängen
- eine Enteignung des Kapitals zu verhindern.
Das Kapital gewährte dafür den 8-Stunden-Tag und einen Alleinvertretungsanspruch der Gewerkschaften in den Betrieben. Das Letztere war vor allem gegen die Räte gerichtet, die beseitigt werden sollten. Den 8-Stunden-Tag hatte allerdings bereits die Revolution erkämpft. In vielen Betrieben hatten die Arbeiterräte, die faktisch die Macht hatten, bereits den 8-Stunden-Tag durchgesetzt. Es war also gar kein „Erfolg“, den die Gewerkschaftsführer den Arbeitermassen präsentierten.
Die SPD sorgte in den folgenden Tagen dafür, dass sowohl das alte Militär als auch der alte Staatsapparat unangetastet wurden. Am 12. November gab der „Rat der Volksbeauftragten“ einen Erlass heraus:
„Das Vorgesetztenverhältnis des Offiziers bleibt bestehen. Unbedingter Gehorsam im Dienste ist von entscheidender Bedeutung für das Gelingen der Zurückführung in die deutsche Heimat. Militärische Disziplin und Ordnung im Heere muss deshalb unter allen Umständen aufrecht erhalten werden.
Die Soldatenräte haben zur Aufrechterhaltung des Vertrauens zwischen Offizier und Mann beratende Stimme in Fragen der Verpflegung, des Urlaubs, der Verhängung von Disziplinarstrafen. Ihre oberste Pflicht ist es, auf die Verhinderung von Unordnung und Meuterei hinzuwirken.”
Fast alle kaiserlichen Minister und hohen Beamten behielten ihre Posten. Die Kleinstaaterei wurde nicht abgeschafft, sondern zur Spaltung benutzt. Auch in den Ländern blieben fast überall die alten Minister und Beamten.
Ein Problem hatten die SPD-Führer jedoch: Sie hatten keine funktionsfähige Gewaltmaschine. Das Heer war fast vollständig zersetzt. Truppen, die man gegen die Revolution einsetzen wollte, weigerten sich, auf Arbeiter und Soldaten zu schießen.
Daher machten sich die SPD-Führer auch rasch und mit allen Mitteln daran, diesen Mangel zu beseitigen. Bis sie aber wieder über eine zuverlässige Gewaltmaschine verfügen konnten, mussten sie sich mit Täuschung und Demagogie durchmogeln. Öffentlich waren sie „Revolutionäre“. Intern waren sie voll Hass gegen die Revolution. Mit dem Geheimpakt zwischen Friedrich Ebert (SPD) und dem obersten General und Militärführer Groener waren die Weichen gestellt. Ebert gab den alten Reichswehr-Offizieren freie Hand, neue zuverlässige Truppen aufzustellen. Das geschah vor allem durch die Schaffung von so genannten Freikorps. Aus Spenden des Großkapitals und Geheimfonds der Reichswehr wurde die Bildung solcher bezahlter Mordbanden ermöglicht. Gesammelt wurden die reaktionärsten Kräfte. Oft gingen die Freikorps ein paar Jahre später direkt zu den Nazis über und stellten deren militärisches Rückgrat dar. Die SPD-Führung machte Druck, denn sie brauchte solche zuverlässigen, reaktionären Truppen, die bereit waren, Blut zu vergießen, um den Kapitalismus zu retten. Die Zusammenstellung, Ausbildung und Ausrüstung der Freikorps war aber nicht in kurzer Zeit und in ausreichender Menge zu bewerkstelligen, sodass es bis Anfang Januar 1919 dauerte, bis genügend zuverlässige, reaktionäre militärische Einheiten zur Verfügung standen.
Bis dahin mussten die SPD-Führer taktieren, lavieren, täuschen und betrügen. Sie traten als „Revolutionäre“ auf.
Kurz vor dem „ Ersten Allgemeinen Kongress der Arbeiter- und Soldatenräte“, der am 16.12.18 begann, versuchte der SPD-Führer Ebert zusammen mit Groener durch einen militärischen Putsch, diesen zu verhindern. Der Putsch scheiterte, weil ein Regiment zu früh losschlug. 16 Revolutionäre wurden dabei ermordet. Allerdings war Ebert offiziell nicht der Urheber dieses militärischen Gewaltstreiches, der scheiterte, sondern ein „Gegner“. Obwohl Ebert den Kongress nicht wollte, sah er sich gezwungen, dort als „Revolutionär“ und „Sozialist“ aufzutreten, den „ Ersten Allgemeinen Kongress der Arbeiter- und Soldatenräte“ zu manipulieren und sich mit Tricks und Lügen eine Mehrheit zu schaffen. So hatten sie im Vorfeld dafür gesorgt, dass nur ein Drittel der Delegierten Arbeiter und Soldaten waren, dafür ein weiteres Drittel aus sozialdemokratischen Bürokraten, die sich die Unterstützung der ebenfalls vertretenen bürgerlichen Kräfte sicherten. So bestätigte der Kongress die Position Eberts und des „Rates der Volksbeauftragten“.
Militärisch war Berlin in dieser Zeit in der Hand der Revolutionäre. Doch diese waren nicht gut genug organisiert, ideologisch und politisch zersplittert. Es fehlte eine Kommunistische Partei, die den Aufstand anführen und zum Sozialismus führen konnte. Diese Schwäche konnten sich die reaktionären Kräfte und die SPD-Führer zunutze machen, um die Revolution schrittweise zurückzudrängen und schließlich auszulöschen. Doch das war angesichts der Machtverhältnisse ein weiter und grausamer Weg.
Unterstützung erhielten die SPD-Führer durch die Führung der USPD. Von ihren Mitgliedern her war die USPD eine revolutionäre Partei mit starkem Einfluss in der Arbeiterklasse. Aber die Führung war im Gegensatz dazu opportunistisch und bremste die Revolution nach Kräften unter vielen „revolutionären“ Phrasen. Sie traten am 9. November in den „Rat der Volksbeauftragten“ ein und regierten mit Ebert gegen die Revolution. Auch sie hofften darauf, die Revolution beenden zu können. Während die Masse der Arbeiter und Soldaten nach Russland schaute, wo der erste sozialistische Staat entstand und gute Beziehungen zur Sowjetregierung wollte, stand im Protokoll des Rates der Volksbeauftragten vom 19. November:
„1. Fortsetzung der Besprechung über das Verhältnis Deutschlands zur Sowjetrepublik. Haase (Führer der USPD, d. Red.) rät dilatorisch (d.h. hinhaltend) vorzugehen… Kautsky (damals für die USPD Unterstaatssekretär im Auswärtigen Amt, d. Red.) schließt sich Haase an: Die Entscheidung müsse hinausgeschoben werden. Die Sowjetregierung würde sich nicht mehr lange halten, sondern in wenigen Wochen erledigt sein…“
Die Rolle der USPD entspricht ungefähr der der Linkspartei. „Links blinken, rechts abbiegen“ ist das passende Motto. Um die kämpferische Basis zu beruhigen und zu betrügen, findet man scharfe Worte zur Verurteilung des Kapitalismus und der Kriege. Wo immer man aber regiert oder mitregiert, macht man das, was das Kapital erzwingt und braucht. Für die Massen gibt es ein paar Krümel vom Tisch der herrschenden Klasse, die dann als große Reformen und Siege gefeiert werden.
Kein Geringerer als Gregor Gysi hat das am 30. März 1994 gegenüber der Illustrierten Stern treffend erklärt: „Die Klügeren unter unseren Gegnern werden irgendwann anerkennen, dass die PDS die bessere Art ist, den Protest einzufangen.“
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Der Kampf spitzt sich zu
Nach und nach hatte Ebert in Berlin zuverlässige reaktionäre Truppen stationieren lassen. Mit diesen wollte er vor Weihnachten endlich einen militärischen Schlag gegen die Revolution führen. Dazu wurden Konflikte mit der „Volksmarinedivision“ genutzt. Nach dem 9. November hatte die Regierung zu ihrem Schutz die neu gebildete Volksmarinedivision von Kiel nach Berlin beordert. Doch diese war der Revolution treu. So hatte sie sich geweigert, an dem Putsch gegen den „ Ersten Allgemeinen Kongress der Arbeiter- und Soldatenräte“ teilzunehmen. Otto Wels, SPD, verweigerte ihnen nun ihren Sold und wollte die Einheit auflösen.
Am 23. Dezember besetzten die Matrosen die Reichskanzlei, stellten den „Rat der Volksbeauftragten“ unter Arrest und nahmen Otto Wels gefangen. Statt aber die Regierung aufzulösen und die Macht zu übernehmen, verlangten sie nur ihren Sold.
Friedrich Ebert, ein Meister der Intrige, kontaktierte über eine geheime Telefonleitung die Oberste Heeresleitung, die sich vorsichtshalber in Kassel verkrochen hatte. Am 24. Dezember gab Ebert den Befehl, dass reaktionäre Truppen das Stadtschloss, in dem die Volksmarinedivision untergebracht war, stürmen sollten. Rücksichtslos und brutal wurde mit Mörsern und Granaten angegriffen. Doch die Volksmarinedivision wehrte sich tapfer und bescherte den Angreifern eine heftige Niederlage. Sie mussten sich nach erheblichen Verlusten geschlagen zurückziehen. 56 Regierungssoldaten, elf Matrosen und einige Zivilisten verloren dabei ihr Leben. Ebert führte danach Verhandlungen. Die Matrosen erhielten ihren Sold und das Versprechen, dass die Volksmarinedivision nicht aufgelöst würde. Dafür räumten sie das Stadtschloss im Zentrum Berlins und ließen Otto Wels frei.
Damit war offensichtlich, dass der „Rat der Volksbeauftragten“ mit SPD und USPD keinerlei Macht besaßen. Die Macht lag in den Händen der bewaffneten Arbeiter und Soldaten. Doch diese nutzten ihre Macht nicht, um eine Räteregierung zu errichten. Während die Revolutionäre zögerten, unklar voller Illusionen und uneins waren, war das die Gegenseite nie. Sie bereitete sich auf den Gegenschlag vor.
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Diethard Möller
100 Jahre Novemberrevolution in Deutschland
4. Teil: Schwankungen und Zögern
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Obwohl die Volksmarinedivision den Angriff der reaktionären Reichswehrtruppen zurückgeschlagen und gesiegt hatte, räumte sie das Berliner Stadtschloss im Zentrum. Sie übergab damit einen strategisch wichtigen Punkt an die Konterrevolutionäre um SPD, Kapital und Reichswehr. Ihre Macht nutzten sie nicht, um die Ebert-Regierung abzusetzen oder dies wenigstens zu versuchen.
Ebert selbst sagte in diesen Tagen zum Reichswehrführer General Groener: „Wenn dann die Liebknecht-Gruppe die Situation benutzt, jetzt die Regierung an sich zu reißen, so kann sie niemand daran hindern.“
Am 25. Dezember 1918 kam es zu einer Massendemonstration in Berlin, zu der die Revolutionären Obleute aufriefen. Am 29. Dezember 1918 verließen die USPD-Führer die Ebert-Regierung. Sie hatten bis dahin zwar immer wieder gegen die Politik Eberts protestiert, aber letztlich alles ertragen und mitgemacht. Die Revolution hatten sie nie ernsthaft verteidigt oder gar vorangetrieben. Nun bestand die Gefahr, dass sie in der Arbeiterklasse, wo sie mit ihrem linken Auftreten großen Einfluss hatten, ihr Ansehen völlig verspielten. Aber auch mit dem Austritt aus dem Rat der Volksbeauftragten änderten sie ihre schwankende, zögerliche Haltung nicht. Sie hatten Angst vor einer Revolution und standen damit im Widerspruch zur Mehrheit der Mitglieder der USPD, die in vielen Kämpfen an vorderster Stelle waren. So wünschte der USPD-Führer Haase nach seiner Rücktrittserklärung Ebert und Scheidemann „den besten Erfolg bei der Lösung ihrer großen Aufgaben“. Und am 2. Januar 1919 unterzeichneten die USPDler in der preußischen Regierung einen Erlass gegen Streiks und „übertriebene Lohnforderungen“!
Dieses Verhalten erinnert stark an die Situation in der Linkspartei. An der Basis gibt es viele kämpferische, aufrechte Genossen/-innen und Kollegen/-innen, die wirklich etwas verändern wollen. In der Führung sitzen Leute, die radikale Reden schwingen, aber immer da, wo sie in einer Regierung mitmischen, entsprechend den Interessen des Kapitals mitmachen. Der Sündenfall begann mit der Regierungsbeteiligung der PDS in Berlin, nachdem die Berliner Landesbank pleite gemacht hatte und die CDU-Regierung abdanken musste. Gemeinsam mit der SPD sanierte die PDS brav die Finanzen der Landesbank, was nur möglich wurde, indem man tausende im Bereich, Kultur, Bildung und Soziales in die Arbeitslosigkeit entließ und zahlreichen Projekten in diesen Bereichen das Geld strich und sie beerdigte. Wer den Kapitalismus nicht beseitigen will, muss sich bei einer Regierungsbeteiligung auch der Macht des Kapitals unterordnen. Das war bei der USPD so, wie es heute auch bei der Linkspartei ist.
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Die Gründung der KPD
Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg war klar, dass eine revolutionäre Partei notwendig ist. Aber inmitten einer Revolution eine Partei zu gründen und aufzubauen, war ein schwieriges Werk. Am 9. November 1918 war die erste „Rote Fahne“ erschienen und musste täglich mit großem Aufwand erstellt werden. Täglich gab es dutzende Versammlungen von Komitees, Arbeiter- und Soldatenräten, Kommissionen. Man musste die bewussten Kämpfer in ganz Deutschland ansprechen, sammeln, organisieren. So wurde zum Jahresende 1918 zum Gründungsparteitag der KPD in Berlin aufgerufen und diese am 31.12.1918 gegründet. Damit war ein erster Schritt zur festen Organisierung der revolutionären Kräfte getan. Allerdings fehlte der Partei die Erfahrung, die innere Festigkeit und die Schulung im revolutionären Massenkampf.
Das Programm enthielt die richtigen politischen Forderungen und Maßnahmen, doch die KPD hatte noch nicht die Kraft, um diese umzusetzen.
In der KPD gab es verschiedene Strömungen, darunter Opportunismus und Sektierertum. Lenin widmete in seiner Schrift „Der ‚Linke Radikalismus‘, die Kinderkrankheit im Kommunismus“ der KPD mehrere Kapitel, wo er sie aufforderte, aktiv auch in rückschrittlichen Arbeiterorganisationen, in den verbürgerlichten Gewerkschaften um die Gewinnung der Mehrheit in der Arbeiterklasse zu kämpfen. Ebenso erklärte er, dass der Parlamentarismus zwar theoretisch erledigt sei, aber nicht praktisch. Dass es darum gehe, die Masse der Arbeiter, Angestellten und des Volkes zu überzeugen. Es war ein harter und langer Kampf in der KPD, um diese Kinderkrankheiten zu überwinden.
Zudem fehlte der KPD noch eine feste Verankerung in der Arbeiterklasse. Viele Arbeiter waren in der USPD organisiert. Erst 1920 verließen rund eine halbe Millionen Arbeiter die USPD und schlossen sich mit der KPD zusammen. Darunter war Ernst Thälmann, der spätere Vorsitzende der Partei. Mit diesem Zusammenschluss waren die Voraussetzungen geschaffen, um die KPD zu einer Partei mit Masseneinfluss zu entwickeln.
Ohne die Gründung der KPD, ohne ihr klares revolutionäres Programm wäre diese Entwicklung nicht möglich gewesen. Lenin kritisierte die oben beschriebenen Fehler der KPD, um sie voranzubringen. Denn er sah in ihr die zukünftige Führerin der deutschen Arbeiterklasse und des Volkes im Kampf gegen Krieg und Kapitalismus, für ein sozialistisches Deutschland.
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Provokationen der Konterrevolution
Am 29. Dezember 1918 rief SPD-Führer Ebert seinen Anhang zu einer Großdemonstration auf. Alle bürgerlichen Kräfte mobilisierten dafür. Sozialdemokratische Arbeiter wurden missbraucht, um gemeinsam mit dem Spießbürgertum und den Kapitalisten gegen Spartakus und die Revolution zu marschieren. Dabei wurde ein Flugblatt des „Bürgerrates von Groß-Berlin“ verteilt, in dem offen zum Mord an Liebknecht und Luxemburg aufgerufen wurde:
„Arbeiter, Soldaten! Die Weihnachtsstreiche der Spartakus-Gruppe führen direkt in den Abgrund Niemand von uns will Blut vergießen. Aber eher kann man einen tollen Hund durch Bibelsprüche kurieren, als Spartakus durch sanftes Zureden. Der rohen Gewalt dieser Verbrecherbande kann nur mit Gewalt begegnet werden. Wenn man uns niederknüppeln will, wehren wir uns unserer Haut. Das heuchlerische Geschrei der Spartakus-Leute über das ‚Blutbad‘ macht uns nicht irre an ihrer Absicht, Arbeiter gegen Arbeiter, Soldaten gegen Soldaten in den Kampf zu treiben.
> Wollt ihr Frieden? Dann sorgt Mann für Mann dafür, daß die Gewaltherrschaft der Spartakus-Leute ein Ende nimmt!
> Wollt ihr Brot? Dann sorgt, daß alle Räder sich drehen!
> Wollt ihr Freiheit? Dann macht die bewaffneten Tagediebe Liebknechts unschädlich!
> Wenn ihr einig seid, reißt die ganze Gesellschaft aus.“
Die, die Soldaten gegen Soldaten und Arbeiter gegen Arbeiter gehetzt hatten, schrieen „Haltet den Dieb!“ Sie forderten zu Gewalt und zum Ausreißen der Spartakisten auf.
Am 4. Januar 1919 wurde Emil Eichhorn, der revolutionäre Polizeipräsident von Berlin nach tagelanger Hetze im Vorwärts und bürgerlichen Zeitungen mit haltlosen Vorwürfen von Ebert seines Amtes enthoben. Eichhorn war in der Arbeiterklasse beliebt, weil er nicht zuließ, dass die neu gebildete Sicherheitswehr gegen die Revolutionäre eingesetzt wurde. Die Empörung war riesig.
Doch das hatte Ebert einkalkuliert. Der von den SPD-Führern eingesetzte Nachfolger Eichhorns, Eugen Ernst, bestätigte gegenüber der Presse, dass man damit gerechnet hatte, dass Spartakus und die daraus neu gebildete KPD noch nicht in der Lage waren zu siegen. Man wollte sie zu einem frühen Kampfe provozieren, um einen Vorwand zu haben, gegen sie loszuschlagen.
Ebenfalls am 4. Januar 1919 ernannte Ebert Gustav Noske zum Volksbeauftragten für Heer und Marine. Noske (SPD) übernahm am 6. Januar den Oberbefehl mit den Worten: „Meinetwegen, einer muss der Bluthund werden. Ich scheue die Verantwortung nicht.“
Schon Ende Dezember hatte die Reichswehrführung insgeheim größere intakte Reichswehrverbände nach Berlin entsandt und den Entscheidungskampf gegen die Revolution vorbereitet. Noske konnte nun zum ersten Mal seit 8 Wochen wieder auf größere kampffähige reaktionäre Truppenverbände und Freikorps zurückgreifen. Und die wollte er auch benutzen, um die Revolution im Blut zu ersticken
Auf die Entlassung des revolutionären Polizeipräsidenten Emil Eichhorn reagierten die Revolutionären Obleute, die USPD und die frisch gegründete KPD mit einem Aufruf zur Demonstration:
„Zeigt den Gewalthabern von heute eure Macht, zeigt, dass der revolutionäre Geist der Novembertage in euch nicht erloschen ist.“
Hunderttausende, teilweise bewaffnete Arbeiter und Soldaten folgten diesem Aufruf am 5. Januar 1919. Unübersehbare Marschsäulen zogen durch Berlin. Das Zentrum wurde überschwemmt. Karl Liebknecht von der KPD und Georg Ledebour von der USPD begeisterten die Menschenmassen mit ihren Ansprachen.
Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg waren sich zu diesem Zeitpunkt bewusst, dass die Zeit noch nicht reif für eine Machtübernahme war, da die Arbeiterbewegung gespalten, unklar und schwankend war.
Unter dem Eindruck der Massendemonstrationen wurde am Abend des 5. Januar 1919 ein provisorischer Revolutionsausschuss gewählt, in dem auch Liebknecht Mitglied war. Der Ausschuss sollte vorbereitende Schritte für eine Machtübernahme ergreifen. Der Revolutionsausschuss war zerstritten und vergeudete Zeit mit langen Sitzungen. Gleichzeitig besetzten spontan bewaffnete Arbeiter und Soldaten bürgerliche Zeitungen in Berlin, darunter den Vorwärts, um deren Hetze zu stoppen und revolutionäre Zeitungen herauszugeben.
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Die Konterrevolution und die Ermordung von Karl und Rosa
Für Noske war das eine Gelegenheit, seine einsatzbereiten reaktionären Truppen losschlagen zu lassen. In einem Blutrausch eroberten diese eine Zeitung nach der anderen zurück. 156 Menschen wurden dabei ermordet. Hatten die reaktionären Truppen ausgebildete Offiziere, die sich in Strategie und Taktik auskannten, waren die Revolutionäre unkoordiniert, teilweise undiszipliniert und uneinig. Am 9. Januar waren die Revolutionäre geschlagen. Liebknecht und Luxemburg mussten sich verstecken. Überall in Berlin tauchten Plakate auf: „Schlagt die Juden tot! Tötet Liebknecht!“ oder „Schlagt die Führer des Spartakus tot! Tötet Liebknecht!“ Am 15. Januar 1919 wurden sie in ihrer illegalen Wohnung verhaftet. Noch am gleichen Abend wurden sie nach Misshandlungen und Folter ermordet. Wenn am 13. Januar 2019 in Berlin die Liebknecht-Luxemburg-Demonstration stattfindet, gedenken wir des 100. Todestages dieser beiden großen deutschen Kommunisten.
Mit dieser Bluttat hatten die SPD-Führer Ebert, Noske und Scheidemann der Revolution das Genick gebrochen. Zwar gab es im Jahr 1919 noch viele weitere Kämpfe in ganz Deutschland, doch mit der Übernahme der Macht in Berlin und der reaktionären Reichswehr sowie den Freikorps im Rücken konnten die SPD-Führer nun Stück für Stück die revolutionären Kräfte niederringen.
Noske ließ nacheinander die revolutionären Kräfte in verschiedenen Städten und Regionen abschlachten.
Ende Januar ließ Noske die Bremer Räterepublik blutig niederschlagen. Es gab über 400 Tote.
Am 4. März begann in Berlin ein Generalstreik, zu dem die Arbeiterräte aufgerufen hatten, um die Arbeiter- und Soldatenräte zu erhalten, für eine demokratische Militärreform und Sozialisierungen. Noske setzte brutal Militär ein. Über 1200 Menschen, darunter viele Unbeteiligte, wurden ermordet. Und er ließ Berlin zum ersten Mal aus der Luft angreifen. Es waren nicht ausländische Kampfflugzeuge, sondern die Reichswehr, die die Berliner Arbeiterviertel aus der Luft angriff und wahllos Menschen ermordete. Noske erließ einen Schießbefehl, wonach jeder, der mit einer Waffe angetroffen wurde, ohne Gerichtsverfahren standrechtlich erschossen werden durfte. Das wurde von den Freikorps und der Reichswehr reichlich genutzt, um kurzen Prozess zu machen. Auch Unbewaffnete wurden ermordet und hinterher behauptet, sie hätten nach einer Waffe greifen wollen.
Dann folgten Hamburg und Sachsen-Gotha, wo die Revolution in Blut erstickt wurde.
Zum Abschluss wurde die Münchner Räterepublik mit 2.000 Ermordeten am 2. Mai erdrosselt. In Bayern trugen viele Freikorpsler bereits ein eingraviertes Hakenkreuz an ihrem Stahlhelm.
Millionen Arbeiter und Soldaten haben an dieser großartigen revolutionären Bewegung teilgenommen. Zigtausende von ihnen wurden in ganz Deutschland ermordet. Mitten in diesem Blutbad wurden die angeblich freien Wahlen zur Nationalversammlung durchgeführt und so die bürgerliche Republik mit Gewalt durchgesetzt.
Was blieb?
Zwar konnte die herrschende Klasse mit Hilfe der SPD-Führer ihre Entmachtung und Enteignung verhindern. Aber sie konnte nicht alles zurückdrehen, was die Revolution in nur wenigen Tagen geschaffen hatte.
Die Revolution hatte das Frauenwahlrecht erkämpft und es blieb. In diesen Tagen wird versucht, dies als eine Errungenschaft des bürgerlichen Parlamentarismus und der SPD-Führer darzustellen. Doch diese haben den Frauen nichts geschenkt. Sie konnten es ihnen nicht mehr nehmen, nachdem die Revolution es zur Tatsache gemacht hatte. In anderen bürgerlichen Staaten dauerte es deutlich länger, bis die Frauen sich das Wahlrecht erkämpfen konnten: Z. B. in Großbritannien 1928, in Frankreich erst 1944 und in Italien erst1946.
Es blieb eine wenn auch verkrüppelte bürgerliche Demokratie. Verkrüppelt war sie, weil sie nicht konsequent mit den alten feudalen Überresten Schluss machte. So blieb die Kleinstaaterei. Bis heute haben Kinder große Probleme, wenn ihre Eltern von einem Bundesland in ein anderes umziehen, weil es kein einheitliches Bildungswesen gibt. Auch die Trennung von Kirche und Staat wurde nie wirklich vollzogen. Formal besteht sie, doch real gibt es zahlreiche Verquickungen vom staatlichen Religionsunterricht, über die Kirchensteuer und üppige staatliche Subventionen in Milliardenhöhe. Laut Spiegel sollen es rund 80 Milliarden jährlich sein!
Als billigen Ersatz für die Arbeiter- und Soldatenräte gab es die Betriebsräte, die gesetzlich an das Wohl des Betriebes gebunden sind und damit an die Interessen des Kapitals. Trotz dieser Fesseln ist die Arbeit in den Betriebsräten wichtig, um die Kollegen/-innen zu erreichen und mit ihnen gemeinsam zu kämpfen. Allerdings müssen wir uns der Fesseln bewusst sein.
Der Feudalismus wurde abgeschafft, aber nicht konsequent. So behielten Kaiser, Könige und Fürsten ihren Grundbesitz und ihr Vermögen. Teilweise bekamen sie mit Hilfe der SPD-Führer auch noch große Entschädigungen für den Thronverzicht.
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Die Konsequenzen
Aus der Novemberrevolution kann man viel lernen.
Für viele ist es erstaunlich, dass in Deutschland eine solche Revolution möglich war. Manche denken, „mit den Deutschen geht das nicht“. Doch das ist falsch. Auch in Deutschland ist eine Revolution möglich, wenn die Bedingungen dafür vorhanden sind. Das hängt nicht vom Willen der Revolutionäre ab. Wir können uns viel wünschen, entscheidend sind die breiten Massen. Durch den Krieg hatte sich eine revolutionäre Situation entwickelt, in der die Menschen nicht mehr so weitermachen wollten und konnten wie bisher. Aber auch die herrschende Klasse war am Ende und konnte nicht mehr so weitermachen. Gegenwärtig leben wir in einer nicht-revolutionären Situation. Das heißt allerdings nicht, dass man die Hände in den Schoß legen kann. Im Gegenteil! Man muss die Zeit nutzen, um sich auf eine mögliche revolutionäre Situation vorzubereiten.
Es reicht nicht, die Macht zu haben. Man muss sie auch nutzen, um die herrschende Klasse konsequent zu entmachten und zugleich eine neue, revolutionäre Macht aufzubauen. Die Arbeiter und Soldaten hatten 1918 viel Macht in ihren Händen, konnten sie aber nicht nutzen, weil sie keine Klarheit hatten, was sie damit anfangen müssen, weil sie gespalten und voller Illusionen waren. Das konnten die herrschende Klasse und die SPD-Führer nutzen.
Man braucht eine starke, in der Arbeiterklasse verankerte Kommunistische Partei als Führung. Das fehlte 1918/19. Die KPD war noch unerfahren, schwach und von inneren Widersprüchen belastet. Das fehlt aber auch heute. Die revolutionären Kräfte sind zersplittert und schwach. Zudem gibt es keine ideologische und politische Klarheit über die Aufgaben. Deshalb ist es dringend nötig, eine solche Partei zu schaffen und nicht abzuwarten. Denn eine solche Partei ist nicht vom ersten Tag an erfahren, gut organisiert. Sie muss lernen, sich entwickeln, Fehler machen und Niederlagen kassieren, um daraus wieder zu lernen. Wer diesen Prozess zu spät in Gang setzt, der kommt dann halt auch zu spät, wenn eine solche Partei notwendig ist.
Quellen:
Ernst Thälmann, 9. November 1918 – die Geburtsstunde der deutschen Revolution; in Ernst Thälmann, Ausgewählte Werke Bd. 2, S.9-15
Festschrift 1907-2007 – Internationaler Sozialisten Congress Stuttgart
Zum 53. Jahrestag der Novemberrevolution, Rote Zellen Kiel/ML, 1973
Illustrierte Geschichte der deutschen Revolution, Verlag Neue Kritik, 1970
Karl Liebknecht, Gesammelte Reden und Schriften, Bd. IX
Zur Geschichte der Kommunistischen Partei Deutschlands, Nachdruck der Originalausgabe von 1955, Red Star Press, London, 1995
Mark Jones, Am Anfang war Gewalt, 2017, Propyläen
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Weitere Artikel von Diethard Möller
Erstveröffentlichung von 21. Januar bis 4. Oktober 2018 in Arbeit-Zukunft. Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung des Herausgebers.
Bilder und Bildunterschriften wurden zum Teil von der Redaktion AmericanRebel hinzu gefügt.
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Fritz Theisen
100 Jahre Frauenwahlrecht – Ein bleibender Erfolg der Novemberrevolution!
Gegen die Lügen um das Frauenwahlrecht!
12. November 2018: Das ZDF lügt dreist in seiner Berichterstattung über den 100 Jahrestag der Erkämpfung des Frauenwahlrechts: „Am 12. November 1918 ist es soweit: „Das Wahlrecht für Frauen wird in der Weimarer Verfassung verankert.“ Ein offene Lüge! Heute vor Hundert Jahren gab es keine Weimarer Verfassung. Es wurde an keiner Weimarer Verfassung gearbeitet, um dort ein Frauenwahlrecht zu verankern. Das geschah erst Monate später in der Weimarer Nationalversammlung. Die wurde aber erst im Januar 1919 gewählt – tatsächlich auch von den Frauen. Aber weil eine Lüge die nächste nach sich zieht, muss das ZDF die Wahl zur Nationalversammlung am 19. Januar 1919 zur „Wahl ins Parlament“ umfälschen. Tatsächlich durften hier die Frauen Deutschlandweit tatsächlich erstmals wählen. Eben die Nationalversammlung, die Monate später, am 31. Juli 1919, die Weimarer Verfassung beschloss. Also hatte das Frauenwahlrecht nichts mit der Nationalversammlung und der Verfassung zu tun, auch wenn es dann in der drinstand. Es stammt tatsächlich vom 12. November 1918, sonst stimmt aber an den Erzählungen ums Frauenwahlrecht von heute nicht viel.
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Warum die ganze Lügerei um das Frauenwahlrecht?
Auch die Bundesregierung vertuscht die Wahrheit. Frau Merkel heute (12.11.2018): „Die Einführung des Wahlrechts für Frauen war ein Meilenstein auf dem Weg zur Gleichberechtigung von Mann und Frau. Jahrzehntelang haben mutige Frauen dafür gekämpft, bis es im Jahre 1918 durchgesetzt wurde.“
Merkels Frauenministerin von der SPD, Franziska Giffey stößt ins selbe Horn:„Seit 100 Jahren dürfen Frauen wählen und gewählt werden. Wenn wir in diesem Jahr das Jubiläum des Frauenwahlrechts feiern, schauen wir stolz zurück auf das, was sich Frauen seitdem erkämpft haben.“
Frage an Frau Merkel und Frau Giffey: „Wenn Sie sagen, das Frauenwahlrecht sei 1918 „durchgesetzt“ worden – ja, wer hat es denn durchgesetzt? Warum so schweigsam, so wortkarg?
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Die Antwort ist nicht so schwer
Schon das Datum 12. November 1918, gerade mal eine gute Woche nach dem Matrosenaufstand in Kiel, drei Tage nachdem der Kaiser nach Holland getürmt war, Karl Liebknecht die sozialistische Republik, Scheidemann die bürgerliche Republik ausgerufen hatte! Alles das zeigt: Das Frauenwahlrecht wurde mitten in der Revolution ausgerufen!
Trotzdem: wer tat das denn nun? Es war die Revolutionsregierung, so wie sie auf Grund der Verhältnisse sich eben gebildet hatte: Der sogenannte Rat der Volksbeauftragten. Der entstammte direkt den um sich greifenden Arbeiter- und Soldatenaufständen. Der Rat der Volksbeauftragten war die vom 10. November 1918 bis zum 13. Februar 1919 amtierende provisorische Regierung Deutschlands die den Übergang vom Kaiserreich zur Weimarer Republik managen musste. Er wurde im Zuge der Novemberrevolution aus drei im Herzen konterrevolutionären Mehrheitssozialdemokraten (SPD, damals such MSPD) und drei Unabhängigen Sozialdemokraten(USPD) gebildet.
Am 12. November 1918, zwei Tage nach seinem ersten Zusammentreffen, richtete der Rat einen Aufruf „An das deutsche Volk“, der aber ein Dekret war: Der die ganze Kriegszeit geltende Belagerungszustand wurde aufgehoben. Uneingeschränkte Vereinigungs- und Versammlungsfreiheit! Abschaffung der Zensur! Meinungsäußerung in Wort und Schrift ist frei! Amnestie für alle politischen Straftaten und Niederschlagung aller entsprechenden noch laufenden Verfahren. u. a. m.
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Und dann dekretierte der Rat der Volksbeauftragten das Frauenwahlrecht für alle öffentlichen Wahlen!
Das heißt: Das Frauenwahlrecht von vor genau 100 Jahren ist ein unmittelbares Ergebnis der Revolution! Der Novemberrevolution! Eine Revolution war notwendig, um es zu erstreiten. Keine edelmütigen Großen Herrschaften gewährten es, sondern Arbeiter/innen und Soldaten hatten es erkämpft! Auch mit Waffengewalt! Offiziere wurden mit vorgehaltener Waffe abgesetzt, kaiserliche Gouverneure aus dem Amt gejagt, der Kaiser selbst verjagt mit riesenhaften Massendemonstrationen in Berlin und reichsweit, auf denen bewaffnete Arbeiter und Soldaten für die angemessene Drohkulisse sorgten – das war nötig, um diese neuartige Räteregierung an die Macht zu bringen: diesen „Rat der Volksbeauftragten“.
Ein Parlament, das diese Regierung einsetzte, gab es nicht mehr. Der letzte kaiserliche Reichskanzler „Prinz“ Max von Baden, hatte die Regierungsgewalt und die Kanzlerschaft formlos an den Vorsitzenden des Rats übergeben. Er wich der revolutionären Gewalt auf Straßen und in den Betrieben, in Kasernen, auf den Panzerkreuzern vor Wilhelmshafen, Cuxhafen und Kiel.
Freilich hieß dieser „Ratsvorsitzende“ Friedrich Ebert. Er war Chef der SPD. Er tat dann bekanntlich zusammen mit seinen SPD-Führern alles, um die Fortführung der Revolution bis zum Sturz der Kapitalherrschaft im Blut zu ersticken.
Aber das Frauenwahlrecht blieb – für die revolutionären Arbeiter/innen und Soldaten war es sowieso Ehrensache. Für die Ebert-Truppe war das nicht selbstverständlich. Nur drei Tage davor hatte Ebert doch tatsächlich noch den Kaiser oder die Monarchie retten wollen!
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Die Arbeiter/innen aber kannten diese Forderung seit langem, viele waren damit aufgewachsen!
Denn es gehört auch zur Schmach der SPD, dass sie heute noch nicht einmal die Traute hat, herauszustellen, dass am 12. November 1918 die SPD bereits seit 27 Jahren offiziell gemäß ihrem Parteiprogramm für die Gleichberechtigung von Frauen und Männern und für das Frauenwahlrecht gekämpft hatte. Genau seit Oktober 1891, als das Erfurter Programm verabschiedet wurde, das letzte klar revolutionäre Programm der SPD. Und das kannten damals Millionen der SPD zugewandten Arbeiterinnen, Arbeiter und Soldaten:
„…für gleiche Rechte und gleiche Pflichten aller ohne Unterschied des Geschlechts und der Abstammung.“ So hieß es da und wenige Zeilen weiter: „Allgemeines, gleiches, direktes Wahl- und Stimmrecht mit geheimer Stimmabgabe aller über 20 Jahre alten Reichsangehörigen ohne Unterschied des Geschlechts für alle Wahlen und Abstimmungen“.
Das also soll vertuscht werden mit all dem Gesülze des heutigen Tages, 100 Jahre später! Klar war es so wie Merkel heute sagte: „ Jahrzehntelang haben mutige Frauen dafür gekämpft“ Aber diese Frauen haben Namen: Die revolutionären Sozialdemokratinnen und Kommunistinnen, Clara Zetkin, Rosa Luxemburg, Käthe Dunker, Sonja Liebknecht. Natürlich auch andere berühmte Vertreterinnen der SPD, ja auch aus bürgerlich-liberalen Kreisen. Denn auch die Frauen der Bourgeoisie und des Kleinbürgertums waren nicht gleichberechtigt. Die Arbeiterinnen und Arbeiter kämpften sogar für deren Rechtsgleichheit.
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Erstveröffentlichung am 12. November 2018 in Arbeit-Zukunft. Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung des Herausgebers.
Bilder und Bildunterschriften wurden zum Teil von der Redaktion AmericanRebel hinzu gefügt.
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Weitere Artikel von Fritz Theisen
Der DGB feiert mit der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände 100 Jahre Sozialpartnerschaft und blutige Niederschlagung der Novemberrevolution
Man stutzt bei dem Datum! 100 Jahre Sozialpartnerschaft? Da war doch was in Deutschland? Ach ja, die Novemberrevolution! Damals wollten Millionen von Menschen, Arbeiter und Soldaten, in Deutschland eine Revolution und den Sozialismus. Die Enteignung des Kapitals stand auf der Tagesordnung. Demagogisch versprachen damals SPD-Führer wie Ebert aber auch Gewerkschaftsführer die Sozialisierung der Großbetriebe, um die Menschen zu beruhigen und ihnen zu zeigen, „bei uns sind deine Interessen in guten Händen“. Doch tatsächlich arbeiteten sie mit allen Kräften am Gegenteil: An der Niederschlagung der Revolution, an der Rettung des Kapitals!
Am 9. November 1918, dem Tag als in Berlin der Kaiser durch die Revolution gestürzt wurde, saßen Gewerkschaftsführer wie Legien und Vertreter des Großkapitals wie Stinnes an einem Tisch und berieten, wie sie das wieder in den Griff bekommen könnten. Am 15.11.18 wurde dann das so genannte Stinnes-Legien-Abkommen geschlossen, dass der DGB stolz auf seiner Homepage präsentiert. Doch neben diesem öffentlichen Vertrag gab es geheime Absprachen. Die Gewerkschaftsführer sagten zu,
• „wilde Streiks“ zu beenden,
• für eine geordnete Produktion zu sorgen,
• den Einfluss der Räte zurückzudrängen,
• eine Enteignung des Kapitals zu verhindern.
Dafür erhielten sie einen Alleinvertretungsanspruch in den Betrieben. Das war allerdings gegen die Arbeiter- und Soldatenräte gerichtet, die in fast ganz Deutschland die Macht ergriffen hatten. Die Gewerkschaftsführer sagten zu, bei deren Entmachtung und Auflösung zu helfen.
Als „großen Erfolg“ präsentierten die Gewerkschaftsführer, dass die Großkapitalisten den 8-Stunden-Tag vertraglich zusagten. Doch das war kein Erfolg! Denn fast überall, wo die Arbeiter- und Soldatenräte die macht hatten, war bereits der 8-Stunden-Tag durchgesetzt worden. Das Kapital hatte gar keine Macht dies zu verhindern. In manchen Regionen und Betrieben war sogar schon der 7- oder 6-Stunden-Tag eingeführt worden. Das Kapital erkannte also nur an, was schon Realität war, um Schlimmeres zu verhüten. Die Führer der Gewerkschaften reichten ihnen dazu die Hand.
Umgesetzt werden konnte diese Vereinbarung, die die DGB-Führung nun „würdig“ mit der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA) feiert, indem das Blut von zigtausenden revolutionären Arbeiter/innen, die allermeisten davon Gewerkschaftsmitglieder, in ganz Deutschland vergossen wurde.
Zur Feier dieses Verrats an der Revolution und des Mordes von zigtausenden trafen sich am 16. Oktober im Deutschen Historischen Museum Berlin Gewerkschaftsführer wie die stellvertretende ver.di-Vorsitzende Andrea Kocsis und Francesco Grioli, Mitglied des geschäftsführenden IG BCE-Hauptvorstandes.
Reiner Hoffmann, Vorsitzender des Deutschen Gewerkschaftsbundes bekannte sich in seiner Ansprache zur Sozialpartnerschaft, zu Wettbewerb, Globalisierung und unternehmerischem Erfolg. Dabei „vergaß“ er Niedriglöhne, Leiharbeit, Minijobs, Altersarmut und die zunehmend unsicheren Arbeitsverhältnisse. Mit solchen Kleinigkeiten wollte er die Feierlaune nicht verderben. Doch für Millionen Menschen ist es Realität, dass sie nicht von ihrem Einkommen leben können, dass sie sich kaum noch eine Wohnung leisten können und im Alter in Armut leben müssen. Von Pflege und Gesundheitssystem ganz zu schweigen. Die „Sozialpartnerschaft“ hat zu einer vertieften Spaltung der Arbeiterklasse und zu millionenfacher Armut geführt, während das Kapital immer reicher wird. Aber das war ja schon 1918 der Sinn der Sozialpartnerschaft und ist es auch heute. Die DGB-Führer haben also am 16. Oktober ihr treues Eintreten für das Kapital und seine Interessen gefeiert.
Wer das nicht will, muss in den Gewerkschaften gegen solche Lakaien des Kapitals antreten und die Kollegen/-innen für ihre Interessen, ihre Klasseninteressen mobilisieren. Denn auch heute wie 1918 wollen die große Mehrheit der Kollegen/-innen für ihre Interessen kämpfen. Zeigen wir ihnen einen Weg!
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Weitere Artikel von Diethard Möller
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Erstveröffentlichung heute oder vor wenigen Tagen in Arbeit Zukunft. Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung des Herausgebers.
Fritz Theisen
Bundespräsident Steinmeier: „Sozialpartnerschaft“ ist die Revolution!
Es gab doch vor genau hundert Jahren tatsächlich eine Revolution in Deutschland! Eine unterschätze, gewaltige, massenhafte Erhebung großer Teile des deutschen Volks. Sie erfasste Millionen, Arbeiterinnen, Arbeiter und Soldaten, die empört waren über den Krieg, das Morden, die Not und das proletarische Elend, die brutale Militärdiktatur und die widerwärtige nationalistische Hetze. Sie standen auf gegen den Kapitalismus, die Ursache von alledem!
Der Schwung der revolutionären Massen fegte im ersten Anlauf den Kaiser hinweg, etablierte Arbeiterräte, 8-Stundentag, Gleichberechtigung und Frauenwahlrecht. Aber die alten Mächte nutzten die offensichtlichen Schwächen des Aufstandes, die mangelnde revolutionäre Führung und seine tiefe Spaltung konsequent aus!
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So wurde die Revolution blutig
Mit brutaler Härte gingen die alten Mächte im Bündnis mit den Führern der SPD, Ebert, Noske und Co. schnell gegen die zunächst siegreichen, sich tapfer wehrenden Arbeiter/innen vor. Zahllose Regionen erlebten Massaker an Arbeitern und ihren neuen Machtorganen, den Arbeiter- und Soldatenräten. Nicht nur in Berlin, München oder Bremen, auch in vielen andern Städten zahlten Arbeiter und Arbeiterinnen mit tausenden Todesopfern.
Aber es ist und bleibt unfasslich, wie die aufständische, um die Macht im Lande ringende Arbeiterklasse von den Führern der SPD, ihrer alten Partei, nicht nur verraten, sondern, nach Sicherung der Herrschaft für das Kapital, in einem Gewaltrausch unterdrückt wurde. Die Massen wollten sozialistische Revolution – die SPD- und Gewerkschaftsführer das Gegenteil!
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Verrat – hinter dem Rücken der kämpfenden Massen
Gewerkschaftsboss und SPD-Mann Karl Legien und Kapitalmagnat Hugo Stinnes schlossen hinter dem Rücken der aufopferungsvollen revolutionären Kämpfe, gleich in den ersten Tagen der Revolution, den Pakt zur Rettung des Kapitalismus. Genau das feierten die heutigen Nachfolger, die DGB-Führer um Michael Hofmann am 16. Oktober im feinen Saal des Berliner Historischen Museums (Siehe Bericht auf gleicher Seite). Sie feierten gemeinsam mit den Kapitalistenvereinen. Nein, nicht die Revolution, sondern deren Verrat durch die damaligen Gewerkschaftschefs.
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100 Jahr später: „höchste Weihen“
Sie feierten mit Bundespräsident Frank Walter Steinmeier, also mit dem höchsten Repräsentanten des heutigen deutschen Imperialismus! Der hielt die „Festrede“. Es ist ein Witz der Geschichte, dass an der Stelle, wo ab 1919 SPD-Chef Ebert als „Reichspräsident“ stand, heute wieder ein SPD-Mann steht, Er verleiht der Sause unter dem Label „100 Jahre!“ Nein! Nicht Novemberrevolution, sondern – „100 Jahre Sozialpartnerschaft!“ höchste Weihen.
Was sagte er? Klar, das mit der Revolution konnte nicht ganz unter den Tisch fallen. Dazu war sie zu gewaltig. Deshalb musste er ihr den Zahn ziehen, sie verfälschen, die Revolutionäre zu den Dummies erklären und die Konterrevolutionäre zu den eigentlichen Revolutionären. Das ist der Job dieses Herrn.
Steinmeier erinnerte zunächst an „… einen Weg, der in Krieg und Revolution begann, der durch Unterdrückung und Diktatur führte…“ Aha Revolution, irgendwie schon! Aber wo es um die realen Ereignisse geht, da fällt das Wort nicht mehr!! Da wird in Berlin von Scheidemann, ja, sogar von Karl Liebknecht die Republik ausgerufen. Aber Revolution ist das nicht. Steinmeier redet stattdessen von Ereignissen:
„Die Ereignisse überstürzen sich …. Entscheidungen und Reaktionen im Stundentakt sind für die Menschen kaum noch nachvollziehbar. …Schnell sind die Fronten verhärtet, die Konfliktlinien schroff, Kompromiss und Ausgleich in weiter Ferne. Bereits in ihren ersten Tagen droht die junge Republik in einer Spirale der Gewalt zu versinken. Und dennoch – fast unglaublich – am selben Tag, dem 15. November 1918, geschieht etwas Erstaunliches, völlig Unerwartetes: Die `Vereinbarung zwischen Arbeitgeber- und Arbeitnehmerverbänden´, das Stinnes-Legien-Abkommen wird unterzeichnet.“
Das ist wichtig. Helden sind diese „Moderaten“ bei den Kapitalisten, vor allem aber bei der Gewerkschaftsführung: „Sie wollte ihre Mitglieder vor den unwägbaren Folgen eines revolutionären Umsturzes und kompletten Chaos schützen“ Da haben wir es: „revolutionärer Umsturz“ heißt „Chaos“!! Da eilte Legien als Retter lieber zum Herrn Stinnes! Dann wird Steinmeier peinlich gönnerhaft:
„… ja, aber sie wollte auch das: ihr eigenes Überleben und ihre Gestaltungsmacht sichern. Denn eine enteignete Industrie, gesteuert von einem sozialistischen Rätestaat, die braucht schließlich keine eigenständigen, freien und unabhängigen Gewerkschaften mehr – so die Befürchtung damals und später, im Realsozialismus, dann auch bittere Wahrheit.“ Egal, dass das eigentlich die ideologischen Phrasen der BRD gegen die DDR und (klar doch!) gegen das „stalinistische“System sind, dass man das mit dem „Realsozialismus“ damals noch gar nicht wissen konnte! Da hatten Stinnes und Legien anscheinend „Visionen“! Ja, aber dann kommt Steinmeier endlich doch noch zur Revolution!
„Damit schufen Arbeitgeber und Arbeitnehmer eine allgemeinverbindliche, freiwillige wirtschaftliche und soziale Regelungsebene zwischen staatlich-rechtlicher Regulierung und der Vertragsfreiheit des freien Marktes. Auch das war eine Art von Revolution und zugleich eine wichtige Wegmarke für die Entwicklung einer sozialen Marktwirtschaft, eines starken Fundaments der Demokratie in unserem Land!“
Das ist es: Stinnes und Legien waren die eigentlichen Revolutionäre! So ist das!
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Wir sollten das ernst nehmen
Hier spricht ein Repräsentant des Kapitals! Er weiß: Wenn die Novemberrevolution dank des Verrats der Ebert, Noske, Scheidemann und Legien eines brachte, dann die alleinige uneingeschränkte Klassenherrschaft des Kapitals in Deutschland! Nur: Sie brachte jene furchtbare Republik hervor, die Hitler ermöglichte, den noch schlimmeren Zweiten Weltkrieg, die Zerschlagung der Arbeiterparteien, der KPD, auch der SPD, und der einst von den Legien geführten Gewerkschaften. Danach – in der BRD – eine massiv eingeschränkte Arbeiterklasse und – ein Hoch auf diese gefeierte Sozialpartnerschaft! – ewige Minimalkompromisse in unseren Tarifkämpfen, Betriebsräte (Relikt der damaligen Arbeiterräte), die das Wohl des Kapitals zu wahren haben, ein verkrüppeltes Streikrecht, vor 3 Jahren erneut zusammengestrichen mit dem so genannten Tarifeinheitsgesetz durch die heutige SPD-Vorsitzende Andrea Nahles, Altersarmut, Hartz IV enthemmte Leiharbeit und wieder Massenelend. Da gibt es für die Millionen Gewerkschaftsmitglieder wahrlich nichts zu feiern!
Wir sollten nicht passiv abwarten, ob auch diese Republik erneut Faschismus und einen sicherlich für dieses Land letzten Krieg hervorbringt!
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Weitere Artikel von Fritz Theisen
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Die Lehren des Hamburger Aufstandes
In diesen Tagen jährt sich zum 95. Mal der Jahrestag des Hamburger Aufstandes. Am 23. Oktober 1923 brach in den Morgenstunden in einigen Hamburger Vororten der revolutionäre Sturm gegen die Bourgeoisie los. Ab 5 Uhr stürmten Kommunisten und revolutionäre Arbeiter 26 Polizeiwachen. Die Kampftrupps waren fast alle unbewaffnet. 17 Besatzungen werden überrumpelt und entwaffnet. Die Polizeibeamten waren überrascht und ergaben sich, zu meist, kampflos. Die Arbeiter bewaffneten sich, sperrten die Polizisten in die Arrestzellen und besetzten die Wachen und die umliegenden Straßen. Die Bevölkerung errichtet Barrikaden – so fand der Hamburger Aufstand seinen Anfang.
„Jubiläen sind für die Kommunisten und den klassenbewussten Teil des Proletariats nicht leere Gedenktage, sondern Richtlinien für den Klassenkampf, Leitfäden für die Aktion.“ sagte Ernst Thälmann, der spätere Vorsitzende der Kommunistischen Partei Deutschlands, 1925.
Ernst Thälmann, der wenige Tage später nach dem Hamburger Aufstand, am 30. Oktober 1925, zum Vorsitzenden der KPD gewählt wurde, war selbst Teilnehmer und Organisator des Aufstandes. Zum Ablauf und der Bedeutung des Aufstandes verfasste er mehrere Aufsätze, hielt Reden und leitete Gedenkveranstaltungen im Jahr 1925. Aus dieser Zeit und aus dem Jahr 1927 stammen die nachfolgenden aufschlussreichen Texte von Thälmann.
Den Aufsatz »Die Lehren des Hamburger Aufstandes« verfasste Thälmann 1925. Er erschien auf der Titelseite der »Die Rote Fahne«, dem Zentralorgan der KPD.
Der zweite Aufsatz von Ernst Thälmann stammt von der Titelseite der Hamburger Volkszeitung, Ausgabe vom Sonnabend 22. Oktober 1927. Die Hamburger Volkszeitung war das Organ der KPD für den Bezirk Wasserkante. Interessant macht diesen Aufsatz schon allein die Tatsache, dass er nicht in dem 1955 im Dietz Verlag erschienenen »Reden und Aufsätze – Zur Geschichte der Deutschen Arbeiterbewegung, Band 1« (Juni 1919 bis November 1928), zu finden ist.
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Thälmann: Die Lehren des Hamburger Aufstandes
Heute vor zwei Jahren, am 23. Oktober 1923, stieg Hamburg auf die Barrikaden. Getrieben vom Elend der Inflationszeit, gedrängt von der unerhörten Not der werktätigen Massen, getragen vom Geiste des Bolschewismus griff der beste, revolutionärste Teil der Hamburger Arbeiterschaft zum Gewehr und nahm den Kampf gegen die kapitalistischen Unterdrücker auf.
In der Frühe, Punkt 5 Uhr wurden bald in allen Hamburger Außenbezirken die Polizeiwachen von revolutionären Kampftrupps überfallen und die Polizeibeamten sämtlich entwaffnet. Alle Vorräte an Waffen und Munition aus den sechsundzwanzig überrumpelten Polizeiwachen nahmen die revolutionären Kampftrupps mit sich. Als das Polizeipräsidium seine Überfallkommandos und die von außerhalb bereits herangeholten Verstärkungen entsandte, waren die Kampfbezirke in bewaffnete Festungen verwandelt. Hunderte von Arbeitern und Arbeiterfrauen bauten in den Straßen Barrikaden. Unsterblich bleibt der Ruhm des roten Barmbeck. Die Polizeitruppen marschierten in ganzen Kompanien und Bataillonen an, aber sie mußten immer wieder unverrichteter Sache umkehren, da ihre Verluste bei jedem Sturmangriff größer wurden. Die Barmbecker Arbeiter hatten Bäume gefällt, das Straßenpflaster aufgerissen, aus Baumstämmen, Steinen und Sand die Straßenzugänge verbarrikadiert. Hinter dieser Schutzwehr kämpften sie wie Tiger.
Die ersten Kampftrupps waren beim Handstreich auf die Polizeiwachen unbewaffnet. Sie holten sich die Gewehre und die Munition erst von der Polizei. 300 Mann standen im Schnell- und Trommelfeuer von 6000 Söldnern der Polizei, der Reichswehr und der Marine. Sie standen drei Tage und drei Nächte. Sie griffen an, sie fielen, sie wichen zurück, aber sie ergaben sich nicht. Sie retteten die Ehre der Kommunistischen Partei Deutschlands. Sie waren die Preisfechter der deutschen Arbeiterklasse.
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Was waren die Ursachen des Hamburger Kampfes?
War es nur die Agitation der Kommunisten, waren es die Beschlüsse illegaler Geheimorgane, wie die bürgerlichen Gerichte behaupten? Nein! Die Ursachen liegen tiefer. Der Aufstand entsprang weder dem blinden Zufall noch dem freien Willen von ein paar Verschwörern. Der Hamburger Aufstand entsprang der revolutionären Situation vom Herbst 1923.
Der Herbst 1923 brachte die tiefste, ganz Deutschland umfassende, alle Schichten und Klassen der Bevölkerung ergreifende Krise der Bourgeoisie. Der Ententeimperialismus hatte seine Zerstörungsarbeit vollendet. Der zehn Monate lange Ruhrkrieg war für die deutsche Bourgeoisie verloren. Die Markwährung, die beim Regierungsantritt des Reichskanzlers Cuno auf 8000 stand, stieg auf 4,5 und 6 Billionen. Die Arbeiter konnten für ihre Löhne nichts mehr kaufen. Sogar „die treuesten Diener des Staates“, die Beamten, begannen zu rebellieren. Die Mittelschichten waren ruiniert. Das Gespenst des Hungers schritt durch Deutschland. Machtlos standen die Regierungen der Bourgeoisie dem Zerfall gegenüber. (…)
Bereits im Frühjahr 1923 begannen riesenhafte Streikbewegungen im Ruhrgebiet und in Oberschlesien. Neue Wellen des Klassenkampfes rollten in ganz Deutschland heran. Die Arbeiter kämpften noch nicht um die Macht, sondern nur um die dringendsten Tagesforderungen, um die Beseitigung der brennendsten Not. Der Kampf vollzog sich noch vorwiegend in „friedlichen“ Formen. Während die rechten Sozialdemokraten, die Sollmann und Severing, bereits im Bunde mit den Reichswehrgeneralen und den Polizeipräsidenten zur blutigen Niederschlagung des Proletariats rüsteten, setzten die „linken“ Sozialdemokraten alles daran, die Arbeiterschaft wehrlos zu machen, sie am Machtkampf zu hindern, sie mit Phrasen abzuspeisen, sie auf die „friedlichen“, parlamentarischen Kampfformen der Vorkriegszeit zurückzudrängen. Aber die Logik von fünf Revolutionsjahren war stärker als die Schurkerei der rechten und die Feigheit der linken sozialdemokratischen Führer.
Diesem Augenblick näherten wir uns im Oktober 1923 mit unheimlicher Schnelligkeit. Eine unmittelbar revolutionäre Situation war vorhanden. Alle Bedingungen für den Sieg der Arbeiterklasse waren da, außer einer einzigen: dem Bestehen einer klaren, eisern zusammengeschlossenen, unauflöslich mit den breitesten Massen verbundenen kommunistischen Partei, die entschlossen und fähig war, den spontanen Kampf der Arbeitermassen zu organisieren, ihn zu leiten.
Die unsere Partei versagte in der entscheidenden Stunde. Der Eintritt führender Kommunisten gemeinsam mit den linken Sozialdemokraten in die sächsische Regierung war nur dann richtig, wenn dieser Schritt einem einzigen Ziel diente: der Organisierung der Revolution, der Bewegung der Massen, der Aufnahme des Kampfes in ganz Deutschland. Gerade dieses Ziel verlor die damalige Leitung unserer Partei aus den Augen. Unsere Führer benutzten ihre Stellung in der sächsischen Regierung nicht zur Entfesselung, sondern zur Vermeidung des Kampfes. Koalitionspolitik war es nicht, daß sie in die sächsische Regierung eintraten, sondern daß sie sich in dieser Regierung übertölpeln und führen ließen, anstatt die Arbeitermassen in den Kampf gegen die Reichsregierung zu führen. Sie vergaßen, daß die Bewegung „in eine höhere Kampfform“ übergehen mußte. Sie beschränkten sie auf den „engen Rahmen“, ja sie versuchten sogar, den engen Rahmen der wirtschaftlichen und politischen Teilkämpfe noch „enger“ zu spannen. Sie gaben den Auftrag, bestehende Streikbewegungen abzubrechen, da „der entscheidende Kampf bevorstehe“. Unsere Partei als Ganzes war noch viel zu unreif, um diese Fehler der Führung zu verhindern. So scheiterte im Herbst 1923 die Revolution am Fehlen einer ihrer wichtigsten Voraussetzungen: dem Bestehen einer bolschewistischen Partei.
HAMBURG bestätigte in größtem Maßstabe die Leninsche Lehre, „daß die Bewegung mit elementarer, unwiderstehlicher Gewalt diesen engen Rahmen durchbricht und eine höhere Kampfform, den Aufstand, gebiert“. Der Hamburger Aufstand bildete, wie es in den Thesen der Januar-Exekutive von 1924 heißt, den „Gegenpol zu Sachsen“.
Diejenigen, die in der Geschichte unserer ganzen Partei bis Frankfurt nur Unfähigkeit, Verrat und Opportunismus erblicken, vergessen die gewaltige Lehre des Hamburger Kampfes. Sie vergessen, daß die tiefen Mitgliedermassen unserer Partei keineswegs in passiver Ohnmacht dahindämmerten, sondern daß sie zur Einsetzung ihres Lebens für die Erkämpfung der Macht entschlossen waren. Und die Hamburger Arbeiter können mit größerem Recht als alle anderen sagen: Es waren nicht nur die Hamburger, sondern auch die Berliner, die sächsischen und alle anderen kommunistischen Arbeiter in Deutschland, die zum Kampfe bereit waren.
Die Wasserkante hatte die gleiche Entwicklung durchgemacht wie das ganze übrige Deutschland. Eine Welle von Streiks und Lohnkämpfen jagte durch das ganze Küstengebiet. Am 20. Oktober fanden in Hamburg mächtige Arbeitslosendemonstrationen statt. In verschiedenen Stadtteilen kam es zur Plünderung von Lebensmittelgeschäften und zu blutigen Zusammenstößen mit der Polizei. Die Bannmeile wurde seit Jahren zum erstenmal mit Gewalt durchbrochen….
Hamburg wurde geschlagen. Die Barrikadenkämpfer wurden niedergeworfen. Zwar wurden nur wenige getötet, der beste Teil wurde gefangen, verfolgt und zersprengt. Noch heute sitzen sie in den Zuchthäusern und Festungen. Sie gaben durch ihre heldenmütige Verteidigung in den Hamburger Hochverratsprozessen ein Musterbeispiel dafür, wie Kommunisten vor den bürgerlichen Klassengerichten auftreten sollen.
Die proletarische Revolution hat mehr als eine blutige Niederlage ertragen. Sie ist niemals daran verblutet. Sie ist stärker, stolzer, entschlossener weitergeschritten. Die Pariser Kommune wurde niedergetreten. Die russische Revolution von 1905 endete an den Galgen des Zaren, in den Kerkern, in Sibirien. Und sie erwachte trotzdem aufs neue! Auch Hamburg ist nicht tot, sondern Hamburg ist unbesieglich. Neue Aufstände des Proletariats, neue Siege der Konterrevolution sind dem deutschen Oktober gefolgt. In Polen, in Estland, in Bulgarien standen die Arbeiter auf und wurden geschlagen. Und dennoch werden sie siegen!
Die Aufstände des Proletariats sind Etappen auf dem Siegeszuge der Revolution nicht nur durch ihre unmittelbaren positiven Resultate, sondern vor allem infolge der großen Lehren, die sie der ganzen Arbeiterklasse einhämmern.
Die größte und wertvollste Lehre des Hamburger Aufstandes ist die großartige Erfüllung der Rolle der Kommunistischen Partei in der proletarischen Revolution. Die Kommunisten waren nicht in Worten, sondern in der Tat der Vortrupp, die Führung, der Wegweiser der Arbeiterklasse. Sie gaben der Bewegung ein klar umrissenes Ziel, ein genau formuliertes Programm: die Diktatur des Proletariats. In dieser Beziehung steht der Hamburger Kampf auf einer weit höheren Stufe als alle früheren Bewegungen. Die Märzaktion von 1921 z.B. hält keinen Vergleich mit dem Hamburger Aufstand aus. Nur weil die Partei die Führung des Kampfes fest in den Händen hatte, wurde von den Hamburger Revolutionären zum ersten Male in Westeuropa die Marx-Engelssche Lehre begriffen und verwirklicht, daß „der Aufstand eine Kunst und daß die größte Hauptregel dieser Kunst die mit verwegener Kühnheit und größter Entschlossenheit geführte Offensive ist.
Bilder hinzugefügt durch die Redaktion AmericanRebel
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Vorwärts im Geiste des Oktober 1923!
Seht nach Sowjetrussland!
Am 23. Oktober 1923 stand der revolutionäre Vortrupp der Hamburger Arbeiterschaft auf den Barrikaden. In heldenmütigem Kampf, getragen vom Geiste des Bolschewismus, durchdrungen vom Willen zum siegreichen Kampf gegen die kapitalistischen Unterdrücker, hielt er einer ungeheuren militärischen Übermacht stand. Polizeitruppen und Militär marschierten in den Straßen Hamburgs auf. Ihr Ansturm aber zerschellte an den von den revolutionären Arbeitern heldenmütig verteidigten Barrikaden. Es war nicht die militärische Übermacht, es war nicht der sozialdemokratische Verrat, der die Hamburger Oktoberkämpfe auf die Knie zwang, aus eigenem Entschluss, aus der Erkenntnis, dass der revolutionäre Kampf gegen die Unterdrücker nur um Reichsmaßstabe hätte erfolgreich zu Ende geführt werden können, wurde der Kampf, ohne große Opfer auf seinem Höhepunkte a b g e b r o c h e n.
„Besiegt“, aber nicht geschlagen, räumten die Oktoberkämpfer die Barrikaden. So gaben die Hamburger revolutionären Arbeiter dem Proletariat Deutschlands ein Musterbeispiel für den revolutionären Heldenmut und die militärische Strategie des bewaffneten Aufstandes. Die Hamburger Oktoberkämpfe, isoliert von der proletarischen Bewegung im Reiche und die sächsischen Erfahrungen sind und bleiben Marksteine in der Entwicklung der Kommunistischen Partei Deutschlands. Die Ereignisse des Jahres 1923, Hamburg einerseits und Thüringen andererseits, sind nicht nur geschichtliche Erinnerungen, sondern auch unvergessliche Lehren für die Gesamtpartei.
Trotzdem wirkte die allgemeine schwere Niederlage und die sich aus ihr ergebende Depression in der Arbeiterschaft weiter. Der Bourgeoisie gelang es infolge der nicht genügenden Widerstandskraft der Arbeiterklasse, jene kapitalistischen Rationalisierungspläne erfolgreich in Angriff zunehmen und durchzuführen.
Mit der wirtschaftlichen Offensive des Unternehmertums marschierte unaufhaltsam die Reaktion vorwärts. Innerhalb der faschistischen Verbände erfolgte eine Umgruppierung und eine politische Neuorientierung der Kräfte in der kapitalistischen Republik. Nun nutzte die Bourgeoisie die ihr durch die Oktoberniederlage gegebene „Atempause“ zur rücksichtslosen Verstärkung ihrer politischen und wirtschaftlichen Machtpositionen aus. Die Kommunistische Partei machte in dieser Zeit eine schwere Niederlage durch. Ihre mangelhafte Fähigkeit, in der Zeit der Depression an die Arbeiterschaft heranzukommen, sie zu mobilisieren und zu aktivisieren, führte zu einer I s o l i e r u n g von der Arbeiterschaft!
Die rückläufige revolutionäre Bewegung verstärkte das Schwächegefühl selbst in Teilen der Partei, führte zu sektiererischen Abirrungen und zum Unglauben an die Kraft des Proletariats bei einem Teil der Führung.
Nur unter schwerem, innerem Kampf und mit aktiver Unterstützung der Kommunistischen Internationale gelang es der Partei, das Steuer herumzureißen auf eine Politik der Massengewinnung und der Massenführung und mit dem Geist des Sektierertums zu brechen.
So gelang es, das verloren gegangene Vertrauen der Arbeiterschaft durch geduldige, mühselige Tagesarbeit in engster Verbindung mit verstärkter Propaganda für unsere Endlosungen wieder zu erobern und damit die Klassenbasis der Partei wieder zu verbreitern und zu festigen.
Die von Millionen von von Werktätigen getragene „Bewegung für die Enteignung der Fürsten“ unter der Führung der KPD war nicht nur der erste große Schritt der Partei zur konkreten Durchführung der Einheitsfronttaktik, sie war auch das erste Anzeichen für die wieder aufsteigende Kraft des Proletariats. Aber noch sehr gering war die Widerstandskraft der Arbeiterschaft gegen die wirtschaftliche Offensive der Kapitalisten. Schwer lastete auf den Arbeitern die Krise der kapitalistischen Wirtschaft. Der Hamburger Hafenarbeiterstreik von 1926 ist noch eine vereinzelte Erscheinung. Inzwischen aber hat der Radikalisierungsprozess in der Arbeiterschaft in Deutschland und in vielen anderen kapitalistischen Ländern große Fortschritte gemacht. Der trotz des Verbots der kommunistischen Demonstration durchgeführte Gegenaufmarsch gegen den Bismarck-Rummel in Hamburg am 31. März diesen Jahres, das Spießrutenlaufen der Faschisten durch die Arbeiterviertel am 8. Mai in Berlin, die Massenbeteiligung am Roten Pfingsttreffen in Berlin, zeigen die wachsende Kampfstimmung der deutschen Arbeiterschaft. Dass auch in der Zeit der relativen Stabilisierung Kämpfe der Arbeiterschaft bis zum bewaffneten Aufstand führen können, dafür sind die Wiener Kämpfe des Juli diesen Jahres ein schlagender Beweis. Die ungeheure Empörung der Arbeiter der ganzen Welt gegen die Ermordung von Saccos und Vanzettis, die in vielen Ländern zu einer Massenmobilisierung gegen die Klassenjustiz im eigenen Lande, gegen die Reaktion, gegen die Kriegsvorbereitungen der Imperialisten führte, steigerte sich in Frankreich zu bewaffneten Kämpfen bis zur Errichtung von Barrikaden in den Straßen von Paris.
Am zweiten Jahrestag des Oktoberaufstandes schrieb ich in einem Artikel, in dem die Lehren des Hamburger Aufstandes behandelt wurden, dass die „Machtergreifung des Proletariats kein einmaliger Akt“ ist und dann weiter: „Die Machtergreifung besteht nicht nur in militärischen Kämpfen gegen die Truppen der Bourgeoisie, sondern sie muss durch Jahre lange, ausdauernde Arbeit der Kommunistischen Partei und des ganzen Proletariats vorbereitet werden. Die kommenden Sieger über die Bourgeoisie müssen durch unzählige Teilkämpfe erzogen, vorbereitet und organisiert werden. Dieses ist unsere Haiptaufgabe in der jetzigen Periode.“
Auch heute noch ist sie es, noch steht vor der Partei eine ungeheure Aufgabe. Ungebrochen ist im Wesentlichen noch die Macht der Sozialdemokratischen Partei in den Gewerkschaften und ihr Einfluss auf einen großen Teil der Arbeiterschaft. Trotz der Arbeitsgemeinschaftspolitik der SPD, ihres schein-oppositionellen „Kampfes gegen den reaktionären Bürgerblock, trotz ihrer Koalitionspolitik mit den äußersten Feinden der deutschen Arbeiterschaft, der schwarz-weiß-roten Deutschen Volkspartei im Hamburger Senat, hat diese Partei bei den Wahlen zur Hamburger Bürgerschaft ihre Stimmen (zwar fast ausschließlich aus bürgerlichen Kreisen) bedeutend steigern können.
Wir müssen unseren Kampf gegen die SPD, die beste Stütze der Bourgeoisie gegen die proletarische Revolution verstärken. Aber Verstärkung dieses Kampfes heißt nichts Anderes als die richtigen Methoden zur Losreißung der sozialdemokratischen Arbeiter von der Partei des Sozialimperialismus finden und durchführen.
Sind die Hamburger Kämpfe einer heldenmütigen Minderheit eine unvergessliche Lehre auf dem Leidensweg der deutschen Arbeiterschaft für ihre Befreiung vom Joche des Kapitals, so ist die siegreiche proletarische Revolution in Russland ein Triumph für die Arbeiter in der ganzen Welt, ein mächtiger Ansporn, die Anstrengungen zu verstärken und das Beispiel der russischen Brüder nachzuahmen.
Ungeheures hat das russische Proletariat nach der Machteroberung geleistet. Nicht der Sturz der Bourgeoisie war die größte Anstrengung, sondern die Verteidigung der proletarischen Revolution gegen eine Welt von Feinden, gegen die von den Imperialisten der ganzen Welt unterstützte Konterrevolution. Ihre Armeen wurden geschlagen und vernichtet. Die Arbeiter gaben ihr Letztes her, sie bluteten nicht nur an den Fronten, sie erduldetden willig Elend, Hunger und Seuchen.
Weniger als 6 Jahre dauerte der Wiederasufbau des zerstörten Landes. Trotz der wirtschaftlichen Einkreisung durch die kapitalistischen Länder ist es in dieser kurzen Zeit gelungen, fast überall die Periode des Wiederaufbaus abzuschließen. Schon ist die neue Periode des Aufbaues der Wirtschaft auf höherer Stufe und der Erweiterung des Produktionsapparates eingeleitet. Es ist ein Triumph des siegreichen Aufbaues des Sozialismus in der Sowjetunion, dass auf der Jubiläumstagung des Zentral-Exekutivkomitees der allmähliche Übergang zum Sieben-Stundentag proklamiert werden konnte.
Im Gegensatz zur Entwicklung in Russland vollzog sich in Deutschland der Wiederaufbau der kapitalistischen Wirtschaft im Zeichen des Zurückdrängens der revolutionären Arbeiterschaft. Es war ein Aufbau auf den Schultern des Proletariats. Ein Aufbau, dessen Nutznießer nur die Kapitalisten sind.
Sieben-Stundentag in Sowjetrussland, neun- bis zehnstündige und oft noch längere Arbeitszeit in Deutschland.
In der Sowjetunion verbessert sich die Lebenshaltung der Arbeiterschaft in dauernd aufsteigender Linie – in Deutschland hält die Lohnsteigerung längst nicht Schritt mit der Teuerung infolge Zölle, Steuern, Miet- und Kartellwuchers.
Die Arbeiterschaft ist die herrschende Klasse in der Sowjetunion. In der Hindenburg-Republik sind alle Machtorgane in den Händen der Kapitalisten gegen die Arbeiter.
In der Sowjetunion sind die Gewerkschaften selbst Teilhaber der politischen Macht – in Deutschland wird das Streikrecht vernichtet.
In Sowjetrussland sind Rote Armee, Polizei, Justiz, Instrumente in den Händen der Arbeiterklasse und armen Bauernschaft gegen die Feinde der Revolution – in Deutschland stehen Reichswehr und Polizei unter der Führung monarchistischer Offiziere gegen die Arbeiterschaft, wütet eine brutale Klassenjustiz zur Niederhaltung des Proletariats.
In der Sowjetunion ist die Macht der Kultur feindlichen Kirche gebrochen – in Deutschland wird die Schule den Pfaffen ausgeliefert.
Die Kapitalisten der ganzen Welt wissen, dass diese Entwicklung des sozialistischen Aufbaues eine Bedrohung ihrer Macht darstellt, deshalb treffen sie Vorbereitungen zu einem Kriege gegen die Sowjetunion. Die sozialistische Revolution, das proletarische Vaterland soll niedergeschlagen werden, damit das Ausbeuterregime leben kann. Wir müssen dieser kapitalistischen Kriegsfront, in die sich der neu-deutsche Imperialismus immer eindeutiger einreiht, die revolutionäre Front aller Ausgebeuteten entgegenstellen.
Wir wissen, dass wir in der Sowjetunion das Vaterland der Proletarier der ganzen Welt zu verteidigen haben. Aber die Formierung der revolutionären Kampfesfront gegen den Imperialismus, gegen den Bürgerblock ist nur möglich, wenn wir in unermüdlicher, hartnäckiger Tagesarbeit uns als Führer der Arbeiterschaft in allen Tagesfragen – und Kämpfen bewähren.
Das ist die Voraussetzung dafür, dass wir als die einzige revolutionäre Arbeiterpartei das Vertrauen auch d e r Arbeiter gewinnen, die heute noch im Lager des Feindes der Revolution stehen.
Führen wir diese Arbeit durch, dann werden wir die Kraft der deutschen Kapitalisten und ihrer Lakaien brechen, dann wird bei einem revolutionären Aufstieg die Partei ihrer historischen Aufgabe, Sturz des Kapitalismus und der Errichtung der Diktatur des Proletariats – besser als im Oktober 1923, im Geiste der heldenhaften Hamburger Oktoberkämpfer – gerecht werden.
Ernst Thälmann
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Vor 100 Jahren beendeten revolutionäre Bewegungen die deutsche Beteiligung am Ersten Weltkrieg. Anteil daran hatten eine Vielzahl verschiedener AkteurInnen – Soldaten, ArbeiterInnen, FrauenrechtlerInnen und revolutionäre SozialistInnen. Zum Jubiläum des Aufstandes wollen wir die Erinnerung an die revolutionären Ereignisse wieder aufleben lassen. Darüber hinaus wollen wir uns einen historischen Überblick verschaffen und vor allem fragen: Wie kam es zum großen Aufbegehren und warum ist die Bewegung hin zu einem Rätesystem gescheitert? Wie konnte aus dem kurzen Moment der Hoffnung eine politische Ordnung hervorgehen, die einige Jahre später den Faschismus hervorbringen sollte? Was können wir auch 2018 noch aus den Ereignissen vor 100 Jahren lernen und welche Schlüsse für den Aufbauprozess einer revolutionären Bewegung heute ziehen?
Die Broschüre zum 100. Jahrestag als PDF
Gerne verschicken wir auch Broschüren als Print-Version, schreibt uns dazu an mail[at]perspektive-kommunismus.org
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