Rui Filipe Gutschmidt
Portugal – Waldbrand bedroht Zeltlager
der Jugendorganisation des Linken Blocks
Das Zeltlager der Jugendorganisation des Bloco Esquerda sah sich Inmitten der Waldbrände, die Portugals Bergregionen auch dieses Jahr wieder heimsuchen. Die Jugend der linksprogressiven, hatte die Auswirkungen des Klimawandels zwar in ihrem Programm, aber eine hautnahe Demonstration wie dieser Waldbrand war ganz gewiss nicht geplant. Aber auch ohne unfreiwillige Brandschutzübung weiss die Jugend was die Stunde geschlagen hat.
Als am Sonntag die fünf Tage des Acampamento Liberdade 2019 (Camp Freiheit 2019), organisiert von der Jugend des BE, zu Ende ging, hatten die jungen Aktivisten mehr wie die üblichen Debatten, Begegnungen und Abfeiern hinter sich. Sie haben hautnah miterlebt, welche Zukunft uns allen droht, wenn wir weiterhin so lasch mit der Natur, insbesondere in Sachen Klimawandel umgehen.
Nach der Abschlusskundgebung hatte die Vorsitzende des BE, Catarina Martins, noch Zeit für die Journalisten und sie begann in dem sie sich bei der Polizei, der Feuerwehr und dem Katastrophenschutz für ihre „hervorragende Arbeit“ bei der Brandbekämpfung bedankte. Bei dieser Gelegenheit bezeugte Catarina Martins ihre Solidarität mit all jenen, die von den verheerenden Bränden heimgesucht werden.
Doch für die linke Politikerin ist es nicht genug „Solidarisch zu sein oder die Arbeit der Brandbekämpfer zu loben“. Es werde Zeit, dass „strukturelle Änderungen im Land vorgenommen werden, die mit Sicherheit auch eine Neuordnung des Territoriums beinhalten.“ So müssten Staat und Gemeinden mehr investieren, um das Land vor den klimatischen Veränderungen zu schützen.
„Wir konnten die Liberalisierung des Eucalyptus verhindern, die von der konservativen Vorgängerregierung in die Wege geleitet wurde, aber wir konnten die Fläche der Eukalyptuspflanzungen in Portugal noch nicht reduzieren“, so Catarina Martins weiter. In der EU ist Portugal das Land, in dem der Staat am geringsten in die Waldwirtschaft eingreift. Das bedeutet, dass „wir unsere Wälder vernachlässigt haben…“
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Der Wald ist keine „Geldanlage“
Bei allem was bisher schon geredet wurde, bei all den verschiedenen Ansätzen zur Waldbrandprävention und Strategien die dem Schutz der Bevölkerung dienen sollen, hat man eines nicht bedacht, will man eines nicht bedenken. Die Wälder – UNSERE Wälder – dürfen nicht länger als Geldquelle gesehen werden. Doch in Portugal ist ein grosser Teil des Waldes in privater Hand. In den abgelegenen Dörfern des Berglands leben vor allem ältere Menschen. Viele von ihnen haben ein Stück Wald und wenn das Geld knapp wird, fällt man ein paar Bäume… Aber viele Grundstücke sind verlassen und verwildert, da ihre Besitzer ausgewandert sind. Manche Dörfer erwachen jetzt im August zu neuem Leben, wenn die Angehörigen aus der Schweiz, Frankreich oder Deutschland, aber auch die Familie aus Lissabon, Porto und anderen Städten Urlaub in der Heimat machen.
Aber auch grössere Unternehmen besitzen Waldgrundstücke, wobei vor allem die Papier- und Zellstoffindustrie Eukalyptuspflanzungen hat. Neue Pflanzungen von Eukalyptus sind, wie von Catarina Martins oben im Text erwähnt, nicht weiter gestattet. Diese nicht endemische Baumart ist wie ein Krebsgeschwür für die Wälder Südeuropas. Die aus „Down-Under“ stammenden Bäume haben ein leicht entzündbares Öl direkt unter ihrer Rinde wobei ihr inneres selbst vor dem Feuer geschützt ist. Auch die Samenkapseln des Eukalyptus gehen erst im Feuer eines Waldbrandes auf. Es ist die Verbreitungsstrategie der Pflanze, die sich so perfekt den klimatischen Bedingungen Australiens angepasst hat.
Doch ob Kiefern, Eukalyptus, Korkeiche oder einfach nur Spekulation mit den Grundstücken, die Wälder als privates Eigentum und Geldanlage zu sehen ist der eigentliche Fehler. Wir brauchen zwar Holz, aber wer nur den schnellen Profit will, von dem kann man nicht nachhaltige Forstwirtschaft erwarten. Bäume brauchen viele Jahre um zu wachsen, aber nur wenige Stunden um zu verbrennen.
Waldbrände werden gelegt, da der Eukalyptus sich so auf „natürliche Weise“ ausbreiten kann, ohne dass man ihn pflanzen muss. Er wächst schneller als die einheimischen Arten und entzieht diesen auch noch das Wasser mit seinen langen, durstigen Wurzeln. Aber auch Firmen, die allerlei Fluggerät an den Zivilschutz vermieten, haben ein Interesse an einer jährlichen Wiederkehr der Waldbrände.
Das heißt nicht, dass man den Wald nicht auch nutzen kann. Aber nie als Quelle für schnellen Reichtum. Die Wälder sind in Zeiten des Klimawandels und bei der ständigen Verseuchung der Erdatmosphäre ein unerlässlicher Sauerstoffproduzent und CO2-Speicher. Aber der Wald ist genauso wichtig für den Erhalt der Artenvielfalt, auf dessen Grundlage die ganze Nahrungskette basiert und dessen Ungleichgewicht verheerende Folgen nach sich zieht. Als „Naherholungsgebiet“ sind die Wälder auch für das psychische Gleichgewicht der Menschen wichtig. Doch auch hier gilt es in erster Linie den Respekt für die Natur zu bezeugen.
Also muss der Wald unter staatliche Kontrolle. Eine Forstbehörde muss private, städtische oder nationale Projekte im Sinne des Allgemeinwohls prüfen, um so diesen wichtigen Bestandteil für eine intakte Umwelt garantieren zu können. Ähnlich muss man mit Flüssen, Seen, Meeren und sonstigen Gewässern agieren. Es ist zwingend, dass wir mit unserer Umwelt allgemein ebenso verfahren und die Gier nach Geld und Macht durch ein Streben hin zu einer besseren Welt für Mensch, Tier und Natur ersetzen.
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Erstveröffentlichung heute oder vor wenigen Tagen in unserer Partnerzeitung INFO-WELT.
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