Diethard Möller
Airberlin: Moderne Raubritter

Diethard Möller
Wenn man im Mittelalter von einem Raubritter überfallen wurde, durfte man sich, wenn man dazu in der Lage war, wehren und zurückschlagen. Tötete man dabei den Räuber, so wurde man vor kein Gericht gestellt. Man durfte auch weglaufen und sein Gut, auf das es der Raubritter abgesehen hatte, retten. Zudem war ein Raubritter gut erkennbar: Er kam in einer Rüstung und war schwer bewaffnet.
Moderne Raubritter hingegen kommen in einem gediegenen Anzug mit Krawatte, sind unbewaffnet und zivilisiert. Statt einer Waffe besitzen sie ein Dokument, mit dem sie ihre Eigentumstitel vor jedem Gericht geltend machen können. Und wer sich gegen sie wehrt, sie niederschlägt, der kommt vor Gericht und hinter Gitter.
So geschieht es aktuell bei Airberlin, die vor beinahe drei Jahren in die Insolvenz ging.

Air Berlin, Bild: Ralf Hirschberger. Quelle: YouTube
Bis zuletzt hatten die 8600 Kolleg/innen in der Hoffnung auf eine Rettung ihrer Arbeitsplätze geschuftet. Die Kündigungen wurden vom Bundesarbeitsgericht im Mai 2020 für unrechtmäßig erklärt. Doch ihre Ansprüche auf weitere Lohn- und Gehaltszahlung stehen nur auf einem Papier, das nichts wert ist. Sie bekommen nichts! Andere dagegen haben wertvollere Papiere wie Schuldscheine, Eintragungen ins Grundbuch, Sicherungsverträge. Und diese Herrschaften, die da im teuren Anzug mit Krawatte zur Insolvenzkasse drängen, haben eben Vorrang vor denen, die über viele Jahre die Profitmaschine Airberlin am Laufen hielten und diesen feinen Herrschaften ihre Profite, Dividenden, Zinszahlungen möglich gemacht haben. Daher erhalten sie Geld aus der Insolvenzmasse, und die Kolleg/innen, deren Forderungen juristisch „nachrangig“ sind, gehen leer aus. Sie haben auf dem Papier recht, wertloses Recht.
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