Harry Popow
Soldaten für den Frieden (Teil achtundzwanzig)
Leseprobe aus „Ausbruch aus der Stille…“ von Harry Popow
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Hier nun die achtundzwanzigste Leseprobe aus meinem neuen Buch »Ausbruch Aus Der Stille – Persönliche Lebensbilder in Umbruchzeiten«, das im Februar dieses Jahres auf den Markt gekommen ist. Bitte benutzt auch die Kommentarfunktion für Eure Kritiken und Einschätzungen.
Militärjournalisten in Minsk
Regelmäßig treffen sich Militärjournalisten aus dem Warschauer Vertrag, um Erfahrungen auszutauschen. Diesmal vom 18. bis zum 23. September 1989 in Minsk in der Sowjetunion. Zur Delegation aus der DDR gehörten viele bekannte Journalisten, auch Wolfhard von der Redaktion „Volksarmee“. Das Fernsehen der DDR ließ Henry fahren – trotz der Querelen in letzter Zeit. In Minsk hielt er folgende Beobachtungen für sich fest: Ob die sowjetischen, die polnischen, die rumänischen, die tschechischen, die ungarischen, die bulgarischen oder die Militärjournalisten aus der DDR – sie alle übertrafen sich in Berichten über den Einfluss des „Neuen Denkens“ auf Reformen in den Armeen und in der Militärpolitik. Einerseits war da ein gutes Gefühl, gemeinsam etwas Neues in die Wege zu leiten, herauszukommen aus einer untragbaren Erstarrung. Andererseits – war da nicht auch ein schleichendes, dumpfes Unbehagen? Ist es nicht zu spät für grundlegende Reformen? Aber das war nur ein Gefühl, kaum dass es das Bewusstsein erreichte. Jedenfalls gab es viele neue Töne in den Äußerungen dieser intelligenten Leute, aber nicht mit allen gehe ich konform. So sprach der Vorsitzende des Bjelorussischen Journalistenverbandes von einer neuen demokratischen Offenheit in den Parteiorganisationen, von der Brechung von Tabus bei Gesprächen. Ungarn: Für Erneuerung und Glasnost auf höherem Niveau. Streitkräfte sollen keine Arena mehr sein für den politischen Kampf. Parteiorganisationen raus aus der Armee. Offiziere für Erziehung statt Politstellvertreter. Jeder Soldat darf in die Kirche gehen und alle Familienangehörigen sollen ihre Soldaten in den Kasernen besuchen dürfen. CSSR: Mehr Offenheit bei militärischen Problemen, auch in der Zivilpresse. Bulgarien: Themenvielfalt, was hinter den Kasernentoren passiert! Rumänien: Fernsehteams in entfernte Gebiete schicken. Polen: Polnische Kommunisten haben aufgehört, die führende Rolle zu behaupten, trotzdem bedeutende Verantwortung für die Gesellschaft. Mehr Geheimnisse lüften. Einfacher schreiben, über Namen und Kommandeure der Einheiten, z. B. mehr die Meinungsverschiedenheiten darstellen. Gesprochen haben auch Wolfhard und Dietmar, der Vorsitzende der Sektion Militärjournalisten des Journalistenverbandes. Auch ich berichtete von unseren Bemühungen, der Jugend mehr Freiraum im Fernsehen zu geben. Nach dem Beispiel von „1199“, der Jugendsendung! Eine kleine Freude nebenbei: Ich entdeckte in der Minsker Innenstadt eine Feldstaffelei für mein Hobby. Für nur sagenhafte 25 Rubel! Was ich damals nur ahnen konnte – es war das letzte Treffen dieser Art mit den Militärjournalisten aus den Bruderländern.
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Zum Inhalt
Ausgangssituation ist Schweden und in Erinnerung das Haus in Berlin Schöneberg, in dem die Ziebells 1945 noch wohnen. Der Leser erfährt zunächst, wer die Eltern waren (seine Mutter stammt aus Moskau), berichtet kurz vom Evakuierungsort 1943/44 in Pommern, von der Rückkehr in das noch unter Bombenhagel liegende Berlin (Schöneberg), von den Eindrücken nach Kriegsende und vom Einleben in der neuen Gesellschaft, dabei auch von einer Begegnung der Jungen Pioniere mit Wilhelm Pieck.
Die Lehrzeit wird skizziert mit der Arbeit im Zwickauer Steinkohlenrevier, mit Tätigkeiten in der Geologischen Kommission der DDR und mit dem Besuch der Offiziersschule der KVP/NVA in Erfurt und in Plauen, wo er seine spätere Frau kennenlernte.
Wie lebt ein junger Offizier in der Einöde im Nordosten der DDR, welche Gedanken und Gefühle bewegen ihn? Darum geht es in den nächsten Aufzeichnungen seiner Impressionen. Seine Träume führen ihn mitunter weg vom Kasernenalltag und so nimmt er die Gelegenheit wahr, für fünf Monate im Walz- und Stahlwerk Eisenhüttenstadt als einfacher Arbeiter tätig zu sein.
Durch Versetzungen gelangt er nach Potsdam. Dabei kommen Querelen des Alltags als Ausbilder und später als Politoffizier nicht zu kurz. Ein Glücksfall für ihn, als er nach Neubrandenburg in einen höheren Stab als Redakteur berufen wird. Er beginnt ein Fernstudium als Diplomjournalist an der Karl-Marx-Universität in Leipzig. Inzwischen ist er längst glücklich verheiratet. Die Höhen und Tiefen eines Militärjournalisten – die zwingen ihn, vieles neu zu überdenken. Vor allem als einstiger Ausbilder gelingt es ihm, die Probleme der Soldaten immer besser zu verstehen und sie bildhaft zu schildern.
Die spätere Arbeit als Abteilungsleiter in der Wochenzeitung „Volksarmee“ macht ihm nicht nur Spaß, er nimmt auch Stellung gegen Ungereimtheiten, was ihm nach der Entlassung aus dem aktiven Armeedienst und der Tätigkeit als Journalist im Fernsehen der DDR nicht nur böse Blicke einbringt. So fährt er im September 1989 seiner Tochter nach Ungarn hinterher, um herauszukriegen, weshalb sie mit ihrem Partner abgehauen ist; er gibt ihr dabei das Versprechen, sie in keiner Weise als Tochter zu verurteilen. Nach seiner Rückkehr wird er mit einer Parteistrafe gerügt, die Wochen später angesichts der vermeintlichen Verstöße und Fehler durch die Politik nicht mehr relevant scheinen und wieder gestrichen wird. Auf Unverständnis stößt er auch bei seinen Mitarbeitern, als er nach der Teilnahme an der Dokumentarfilmwoche1988/89 in Leipzig angeblich nicht die erwarteten Schlussfolgerungen zieht.
Nach der Wende: Versuche, arbeitsmäßig Fuß zu fassen, u.a in Gran Canaria und in einer Steuerfirma. Die Suche nach Alternativen, günstiger zu wohnen, sowie die Sehnsucht nach Ruhe führt das Ehepaar nach Schweden.
Episoden aus dem Dorfleben und von vielen Begegnungen, so z.B. bei der Geburtstagsfeier einer siebzigjährigen Schwedin, machen den Alltag und die feierlichen Momente in der „Stille“ nacherlebbar. Keine der in der DDR erlebten Widersprüche und politischen Unterlassungssünden wirft den überzeugten Humanisten aus der Bahn, wogegen die Kapitaldiktatur mit ihren hörigen Medien, politische Manipulationen und Lügen im angeblich so demokratischen Deutschland ihn aufbringen – er bleibt ein Suchender, auch nach der Rückkehr im Jahre 2005 nach Deutschland. Als Rentner, Blogger, Rezensent undund Autor!
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Harry Popow: AUSBRUCH AUS DER STILLE. Persönliche Lebensbilder in Umbruchzeiten. © Copyright by Harry Popow, Verlag: epubli, Druck: epubli – ein Service der neopubli GmbH, Berlin, Erscheinungsdatum 18.02.2019, ISBN: 9783748512981, Seiten: 500, Preis: 26,99 Euro.
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Über den Autor: Geboren 1936 in Berlin Tegel, erlebte Harry Popow (alias Henry) in seinem Buch „Ausbruch aus der Stille“) noch die letzten Kriegsjahre und Tage. Ab 1953 war er Berglehrling im Zwickauer Steinkohlenrevier. Eigentlich wollte er Geologe werden, und so begann Harry Popow ab September 1954 eine Arbeit als Kollektor in der Außenstelle der Staatlichen Geologischen Kommission der DDR in Schwerin. Unter dem Versprechen, Militärgeologie studieren zu können, warb man ihn für eine Offizierslaufbahn in der KVP/NVA. Doch mit Geologie hatte das alles nur bedingt zu tun… In den bewaffneten Kräften diente er zunächst als Ausbilder und danach 22 Jahre als Reporter und Redakteur in der Wochenzeitung „Volksarmee“. Den Titel Diplomjournalist erwarb der junge Offizier im fünfjährigen Fernstudium an der Karl-Marx-Universität Leipzig. Nach Beendigung der fast 32-jährigen Dienstzeit arbeitete er bis Ende 1991 als Journalist und Berater im Fernsehen der DDR. Von 1996 bis 2005 lebte der Autor mit seiner Frau in Schweden. Beide kehrten 2005 nach Deutschland zurück. Sie sind seit 1961 sehr glücklich verheiratet und haben drei Kinder, zwei Enkel und zwei Enkelinnen.
Frühere Artikel von Harry Popow
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