Fiete Jensen
‚#aufstehen‘ – Wagenknechts Irrweg, ist nichts Neues
Was sich da als angebliches „Gegengewicht“ zum gegenwärtigen Rechtsruck durch AfD und anderem rechten Gesindel, sowie zur Politik der Partei „Die Linke formiert“, ist nicht anderes als „aufgewärmter Kaffee“. Wie so eine Querfront zwischen Links und Rechts funktioniert, konnte man bereits vor vier Jahren auf zahlreichen Plätzen in deutschen Städten beobachten. Bereits 2014 fand sich ein Teil der heutigen Unterstützer/innen von „#aufstehen“ in einer „Sammlungsbewegung“ zusammen. Die sogenannten „Montagsmahnwachen für den Frieden“ waren für jeden aufmerksamen Beobachter schnell als neurechtes Querfront-Projekt zu erkennen, dessen Strukturen in den Händen von politisch mehr als dubiosen Typen lag.
Die sog. „Mahnwachen“, heute noch in Hamburg präsent, waren als basisdemokratisches Friedensprojekt angekündigt, wurden aber schnell zur bundesweiten Bühne für Neurechte, Verschwörungsideologen und offene Rechtsextreme, die vor einem ziemlich gemischten Publikum aus bürgerlichen Politverdrossenen und frustrierten Alt-Linken quasi ungestört ihre brauen Inhalte unters „Volk“ bringen konnten: Verkürzte Kapitalismuskritik, ideologisierten Antiamerikanismus, rückhaltlose Putin-Solidarität, antidemokratische Verschwörungstheorien, „Eliten-Kritik“ bis hin zu offenem Antisemitismus. „Compact“, „KenFM“ und „dieBandbreite“ verdanken ihre heutige Bekanntheit vor allem ihren Auftritten in diesem dubiosen rechten Dunstkreis.
Aber nicht nur Propagandagrößen der Neuen Rechten und politisch Unbedarfte kamen dort zum gemeinsamen „mahnwachen“, sondern auch einige linke Persönlichkeiten. Sahra Wagenkecht selbst unterschrieb den Aufruf zum neurechten „Friedenswinter“ und sagte einen geplanten persönlichen Auftritt dort aus „terminlichen“, nicht etwa aus inhaltlichen Gründen ab. Sevim Dağdelen, ebenfalls Unterzeichnerin, war sich nicht einmal zu schade, sich auf einer „Friedensveranstaltungen“ lächelnd Arm in Arm mit „dieBandbreite“ ablichten zu lassen, einer Band, die damals schon Applaus von der NPD bekam und heute für die AfD Wahlkampf macht. Dieter Dehm, der Produzent des Titelsongs von „Aufstehen“, war als Redner persönlich auf „Mahnwachen“-Bühnen zu finden. Die „Nachdenkseiten“, heute eifernde Unterstützer der Sammelbewegung, haben sich im „Mahnwachen“-Kontext ins verschwörungsideologische Spektrum radikalisiert. Oskar Lafontaine sprach auf einer „Friedensdemo“ davon, dass hinter jeder Regierung schattenhafte Mächte stünden und diese kontrollieren würden. Antje Vollmer rückte sich mit ihrer Beteiligung am Aufruf „Nie wieder Krieg in Europa“ und kritikloser Putin-Solidarität selbst in den Applaus der neurechten „Mahnwachler“.
Die „Montagsmahnwachen“ waren eindeutig ein Testlauf für rechte Propaganda in breiterer Öffentlichkeit und haben den brutalen Rechtsruck der letzten Jahre mit vorbereitet und gefördert. Die offensichtliche Lehre, dass man mit rechts-anschlussfähigem Linkspopulismus keine linke Schlagkraft gewinnt, sondern rechte Hetze befeuert und legitimiert, hat bis zu Wagenknecht selbst offenbar keiner der damals beteiligten Linken gezogen.
Was diese „Sammlungsbewegung“ bewirken wird, ist vor allem eine Spaltung der „Partei Die Linke“ und eine Verwirrung von veränderungswilligen Bürgern, denen eine proletarische Kampferfahrung fehlt.
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Quellen: Eigene Erfahrungen und Diskussionsergebnisse bei den MfdF in Kiel-Hbh, rechtsaussen.berlin, wikipedia_org, Der Freitag, Arbeit-Zukunft.de, Nachdenkseiten, Klasse gegen Klasse, Verein für Protest- und Bewegungsforschung an der TU Berlin.
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Die meisten Beiträge über die "Sammlungsbewegung" sind eher dürftig in der Argumentation, wie auch dieser.
"Ohne revolutionäre Theorie keine revolutionäre Bewegung." (Lenin)
Immer aus den bestehenden, gesellschaftlichen Verhältnissen heraus entsteht die Bewegung.
Von oben, bzw. abkupfern anderer Bewegungen, die es in Europa gibt ist völlig falsch.
Die Schwachstelle, dass es keine revolutionäre Arbeiterbewegung gibt ist aus meiner Sicht das größte Problem und S. Wagenknecht hat sich mit der "sozialen Marktwirtschaft" angefreundet und die, um die es wirklich zu gehen hat, pfeifen auf die Begriffe, die mittlerweile inflationär sind: Freiheit und Gerechtigkeit.
Und wie hier munter und völlig undifferenziert alles, was nicht bei drei auf den Bäumen ist zusammen gewürfelt wird, in einen Pott, einmal umgerührt und nix ist fertig.
Alles, was nicht in die eigene Denke passt ist rechts Lächerlich.
Und eines möchte ich mit aller Klarheit sagen, dass die Geschichte mir ins Stammbuch geschrieben hat, dass ich immer und überall für den Frieden, für die Freundschaft mit Russland eintreten werde. Das erzählen 27 Millionen ermordete Sowjetbürger und das ist und bleibt unsere historischen Verantwortung.
Nie wieder Faschismus und Krieg.
Was ist denn an meinem Beitrag dürftig? Ich habe all denjenigen, die nicht dabei waren oder sich nicht erinnern können erklärt was die „Montagsmahnwachen für den Frieden“ waren, was letztlich dabei raus gekommen ist, und welche Parallelen zu Wagenknechts Bewegung bestehen.
Was willst Du noch mehr drüber schreiben?
So, habe nochmal sehr genau gelesen und erkenne, dass ich zu früh und unüberlegt auf die Pauke gehauen habe.
Nix für ungut. In Zukunft werde ich besser aufpassen.
Meine grundsätzliche Kritik bleibt davon unberührt.