Das Volk 22.10.1973

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Der Weltkongress wird neue Impulse bringen...

Gespräch mit Dean Reed (USA) zum Weltkongress der Friedenskräfte

Zu den rund 3000 Delegierten des Weltkongresses der Friedenskräfte, der vom 25. bis 31. Oktober im Moskauer Kremlpalast stattfindet, gehört auch Dean Reed, der progressive amerikanische Sänger-Schauspieler-Mitglied der Kulturkommission des Weltfriedensrates.

Kürzlich erlebten wir ihn wieder mit seiner leidenschaftlichen Stellungnahme gegen das Junta-Regime in Chile am Bildschirm und erfuhren von den Aktionen, die er seinerzeit vor dem Wahlssieg Dr. Allendes und der Unidad Popular in Chile unternahm. Wir wissen, wie er damals auch durch den Erlös aus Konzerten den Aufbau von Schulen, Gesundheitseinrichtungen und anderen unterstützte.

Täglich berühren ihn die verbrecherischen Ereignisse, das Leid, das Entsetzen, verursacht durch ein Regime, das von den USA-Imperialisten gestützt wird.

"Es geht darum, immer wieder durch Aktionen die Solidarität mit Chile zu unterstützen", sagte er uns, "und die weltweite Solidarität kann nicht besser seinen Ausdruck darin finden, dass der erste Tag des großen Weltkongresses der Friedenskräfte Chile gewidmet ist". Frau Hortensia Allende wird als Ehrengast anwesend sein. Ich werde sie treffen und sprechen können. Aus jener Zeit, da ich in Chile einiges aktiv tun konnte, bin ich mit ihr befreundet, wie ich es mit dem verehrten Präsidenten war."

Den Weltkongress selbst charkterisierte Dean Reed: "Es ist eine große Ehre daran teilzunehmen, in der Geschichte der Meinschheit ist dieser Kongress einmalig durch seine Breite. Die 3.000 Delegierten vertreten jeweils Organisationen und Instutionen und werden danach in weitestem Sinne wirken können. Damit erreicht alles, was sich in diesen Tagen aus Gesprächen und Begegnungen ergibt, einen nie gekannten Radius. Der Weltkongress wird bedeuten, neue Impulse im Weltfriedenskampf zu bringen."

Dean Reed berichtete, dass in 14 Kommissionen gearbeitet wird, die sich mit generellen Fragen der friedlichen Koexistenz und nationaler Sicherheit befassen, aber auch speziell mit jeden Problemen in den Ländern. "Eine Kommission wird sich nur mit Indochina befassen, eine andere mit Mittelost oder mit Europa oder Asien und natürlich mit Chile noch ganz besonders. Besonders interessiert mich die Kommission 'Nationaler Befreiungskampf gegen Kolonialismus und Rassismus', aber andererseits auch die Kommission für Zusammenarbeit auf dem Gebiet der Kultur." Fragen des Umweltschutzes, der Wissenschaft, Technik der sozialen Probleme und Menschenrechte, der Zusammenarbeit von staatlichen und nichtstaatlichen Organisationen gehören ebenso zum Konferenzinhalt.

"Es werden Vertreter aller politischen und weltanschaulichen Überzeugungen anwesend sein. Die Hauptsache ist dabei, dass sie mit dem Gesamtinhalt des Kongresses übereinstimmen. Er steht unter den bestimmten Begriffen "Gemeinsamkeit-Gespräche-Aktionen-Offenheit."

Dean Reed hob hervor, dass der Weltkongress im jetzigen Zeitpunk als Forum der Weltfriedenskräfte unter besonders entscheidenden Vorzeichen stehe.

"Die internationale Lage hat sich allgemein entscheidend verändert.Ich denke an die Beendigung des Vietnamkrieges, an das Wachsen unabhängiger junger Staaten wie Bangladesh, wo ich übrigens Ende Mai zu Vorbereitungen des Weltkongresses von Romesh Chandra zu einer asiatischen Konferenz über Frieden und Sicherheit eingeladen war. Ich denke an die Unabhängigkeit des jungen Staates Guinea-Bissou, an die Begegnungen zwischen Breshnew und Nixon, die Europäische Sicherheitskonferenz... Insgesamt sind die progressiven Kräfte in der Welt gewachsen, auch wenn gerade jetzt die Ereignisse in Chile, die israelische Agressionspolitik wieder neu das wahre Gesicht des Imperialismus der USA-Politik deutlich machen. Aber die Front des Sozialismus wächst."

Dean Reed berichtete auch von eigenen Aktivitäten in Vorbereitung des Weltkongresses. "Außer der Konferenz in Dacca/Bangladesh war ich Anfang Juni einige Tage bei einer Panama-Konferenz eingeladen, wo sich Vertreter aus Costarica, Honduras, Venezuela, Mexico, Panama berieten über Fragen der Sicherheit, der politischen und ökonomischen Unabhängigkeit und Resolutionen verfassten. Schließlich gibt es in Panama 14 USA Militär- und Atomwaffenstützpunkte und wird der Kanal von jenen Kräften genutzt... Es war beeindruckend, mit welcher Leidenschaft die Beteiligten ihre Interessen vertraten."

Sehr freut sich der amerikanische Künstler auch auf gleichgesinnte progressive Freunde aus den USA, aus vielen Ländern, die er bereiste. "Der kommende Weltkongress der Friedenskräfte, an dem ich teilnehmen werde, bekommt unter den augenblicklichen politischen Aspekten ein ganz besonderes Gewicht," sagte der Künstler, der Mitglied der Kulturkommission des Weltfriedensrates ist. In dieser Funktion war er noch vor den Weltfestspielen zu einer asiatischen Konferenz, an der 32 Staaten teilnahmen und die in Dacca, der Hauptstadt Bangladeshs, schon im Zeichen des Moskauer Kongresses stand.

"Das war Ende Mai. Alle beteiligten Staaten berieten in einzelnen Kommissionen über die Unabhängigkeit und Souveränität, über die gegenseitige Achtung der Grenzen. Man sprach auch über die zwischen Pakistan und Bangladesh damals bestehenden Konfliktstoffe über die Rückführung von Gefangenen, die man beseitigen wolle. Mit dem Präsidenten des Weltfriedensrates Romesh Chandra war ich dort eingeladen und sang und diskutierte bei vielen Treffen, auch bei einem Abend, den Ministerpräsident Mujibur Rahman veranstaltete, der damals den Joliot-Curie-Orden des Weltfriedensrates erhielt."

Auch über eine Panama-Konferenz mit 90 Vertretern progressiver Organisationen vor allem aus Costarica, Honduras, Guatemala, Mexico und Panama berichtete Dean Reed, die er gemeinsam mit Alfredo Varela und dem Sohn des sowjetischen Politikers Mikojan besuchte. "Hier wurde Gerechtigkeit und Unabhängigkeit immer von den Beteiligten gefordert, zum Beispiel die Ausschöpfung der Naturschätze durch die Bevölkerung eines Landes. Immernoch verfügen die USA über ökonomischen Nutzen des Panama-Kanals."

Diese Konferenzbeteiligung sowie Konsultationen in Mexico, beim Präsidenten von Venezuela und in Kuba dienten auch dem Moskauer Kongress. "Er ist in seiner Art einmalig in der Menschheitsgeschichte", sagte Dean Reed. "In 98 Kommissionen abeiten bekannte Vorbereitungskomitees und Initiativgruppen. Die über 120 dort vertretenen Organisationen, darunter auch die UNESCO, und die UNO, vertreten jeweils tausende Menschen. Es wird in 13 Kommissionen gearbeitet, zum Beispiel zu Fragen der friedlichen Koexistenz und nationalen Sicherheit, zu Problemen der Zusammenarbeit im Bereich der Kultur, der Erziehung, der Wissenschaft und Technik, auch der sozialen Probleme und Menschenrechte, des Umweltschutzes. "Die Kommission 'Nationaler Befreiungskampf gegen Kolonismus und Rassismus' interessiert mich am stärksten."

Dean Reed hofft wie alle, die diesen Weltkongress mit vorbereiten und die sich ohne Ansehen der politischen oder weltanschaulichen Sache in den Gedanken der Gemeinsamkeit offenherzig in der Diskussion treffen, dass damit die Kraft der Weltfriedensbewegung deutlich wird, die jeden Einzelnen und alle gemeinsam stärken und aktivieren...

Ingeborg Stiehler

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Letzte Änderung: 2011-04-08