Treffpunkt Kino 6/1975 |
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BlutsbrüderDDRIm Winter 1864 überfiel eine amerikanische Reiterschwadron ein Lager der Cheyenne unweit von Denver am Sand Creek. Während die kampffähigen Männer auf der Jagd waren, wurden über einhundert wehrlose Frauen, Kinder und Greise ermordet. Ein Teil der Überlebenden versuchte danach, nach Norden zu den Tetonbergen im heutigen Staat Wyoming auszuweichen. Sie wurden aber auch weiterhin von den Amerikanern verfolgt, die die Indianer aus dem Gebiet, das ihnen durch den Vertrag von Laramie zugesichert worden war, vertreiben oder sie vernichten wollten. Den Amerikanern ging es um den ungehinderten Zugang zu den neu entdeckten Goldfeldern in Montana. Da galt ihnen ein Vertrag mit den "Rothäuten" nicht mehr als ein Fetzen Papier. Dies ist der authentische Hintergrund des neuen Indianerfilms "Blutsbrüder". Dennoch sind weniger als in den bisherigen DEFA-Filmen dieser Thematik der Kampf der Indianer um ihre Jagdgründe und die von wirtschaftlichen Interessen bestimmten Intrigen der weißen Siedler und Militärs handlungsbestimmend. Im Mittelpunkt stehen vielmehr die aus der nur knapp skizzierten Konfliktsituation erwachsenen Beziehungen zwischen Indianern und Weißen. Dieses Grundthema wird einige Male variiert: in der zarten, poetischen Liebesgeschichte zwischen dem ehemaligen amerikanischen Soldaten Harmonika und dem Cheyenne-Mädchen Rehkitz, in der spontane Feindseligkeit sowie innere und äußere Widersprüche überwindenden Freundschaft des Cheyenne-Kriegers Harter Felsen zu Harmonika, aber auch in den weisen Entscheidungen, die der alte Häuptling Grauer Elch in komplizierten Situationen trifft. Das negative Gegenbild des Verhältnisses zwischen Indianern und Weißen verkörpern Figuren wie Big Fred und Bill Simmons; beide sind zu gedankenloser Brutalität manipulierte Killer, die das berüchtigte Wort General Sheridans "Nur ein toter Indianer ist ein guter Indianer" zur Richtschnur ihres Handelns gemacht haben. Die Vertiefung der Charaktere, die präzise Darstellung individueller Schicksale im Rahmen eines historischen Prozesses erhöht den Spannungsgehalt des dramatischen Geschehens. Darüber hinaus bezog Regisseur Werner W. Wallroth auch Szenen von großem Schauwert in die Handlung ein. Zum Beispiel sehen wir ein "Todesrennen", eine Cheyenne-Hochzeit, ein Rodeo, bei dem Dean Reeds zirzensische Reitkunst zu bewundern ist, und nicht zuletzt eine von Kameramann Hans Heinrich prachtvoll ins Bild gebrachte wild-romantische Landschaft. Da die Hauptrollen mit Dean Reed und Gojko Mitić besetzt sind, dürfte es keine Zweifel geben an der Wirksamkeit des neuen Indianerfilms, der traditionsgemäß zu den Sommerfilmtagen 1975 Premiere haben wird. Ilse Jung BLUTSBRÜDER
Ein Farbfilm der DEFA, Gruppe "Roter Kreis"
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www.DeanReed.de
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