Superillu 48/2012, 22.11.2012 |
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"Ein Dean-Reed-Film ist kein Thema mehr für mich"Über zehn Jahre lang trug sich Tom Hanks, 56, mit dem Gedanken, das Leben seines Landsmanns zu verfilmen. Jetzt gab der Hollywoodstar bekannt, dass daraus nichts werden wirdVor allem sprach er natürlich über "Cloud Atlas", den neuen Kinofilm, der mit einem Budget von 100 Millionen Euro der teuerste deutsche Film aller Zeiten ist (Regie: Tom Tykwer, Andy und Lana Wachowski). Beim Interview in Berlin gab der Hollywoodstar aber auch das Aus eines anderen Plans bekannt. Denn Hanks war "eine lange Zeit in ein Projekt involviert, in dem es um die Verfilmung des Lebens von Dean Reed ging". Tom, was ist daraus geworden? Der Film über Dean Reed war eine tolle Option für uns, es war aber schwierig, ihn zu finanzieren. Deans Tochter Ramona, die sehr liebenswert ist, sagte, dass es da noch jemand anderen gäbe, der den Film gerne machen würde, und da haben wir uns zurückgezogen. Ich hatte aber viel Spaß mit dem Film. Warum waren Sie so an der Geschichte von Dean Reed intererssiert, der von 1973 bis zu seinem Tod 1986 als bekennender Sozialist in der DDR lebte? Ich war schon immer an Geschichte interessiert, und diese Ära der Geschichte begeistert mich einfach. Im Gegensatz zu vielen anderen kommunistischen Staaten in der Welt, bei denen man Tausende Kilometer von anderen Staatensystemen entfernt ist, war man in der DDR einfach auf der anderen Seite der Grenze. Das tägliche Leben der Menschen im Ostteil Deutschlands damals interessiert mich. Ich habe mich mit einem Amerikaner unterhalten, der - wie Dean Reed - auf eigenen Wunsch drüben gelebt hat. Ich fragte ihn aus, wollte wissen, ob es zum Beispiel gefährlich war, Westradio zu hören. "Quatsch", sagte er, er erzählte mir davon, dass sie picknicken waren und Westradio gehört hätten! Ich fragte ihn, ob er etwas vermisst hätte. Er sagte: "Ich bin ein einfacher Mann, ich kann ohne Avocados leben. Ich mag Avocados, aber ich kann ohne leben." Ich sagte: "Aber jeder sollte das Recht haben, Avocados zu probieren!" Was interessierte Sie noch? Als ich aufwuchs, dachte ich: Diese Mauer würde für immer dort stehen. Wenn man mir gesagt hätte, dass die Mauer eines Tages fallen würde, hätte ich gesagt: "Du träumst!" Und dann passierte es tatsächlich in so kurzer Zeit. Drum ist es ein Zeugnis der Geschichte, dass die DDR vom Wind weggeblasen wurde. Das ist nicht unähnlich dem Sklavenhandel inden USA, der ausradiert wurde. Die DDR ist einfach verschwunden - aus gesundem Menschenverstand heraus. Und in Zusammenhang mit Dean Reed steht der gesunde Menschenverstand dem normalen entgegen. Alle wollten raus aus der DDR und er wollte rein. Ich lese so was sehr gern, liebe die Autorin Christa Wolf. Ich kann gar nicht genug von ihr bekommen. Sie schrieb nicht für eine politische Seite, sie reflektierte das Leben. Das ist unbezahlbar, und man kann sich darin wiederfinden! Sie haben für den Film "Cloud Atlas" auch in Babelsberg gedreht. Wie war das für Sie? Babelsberg ist ein historischer Ort. Schon Fritz Lang hat hier gedreht. Ich finde alle Filmstudios sind wie Kirchen, weil sie Geschichte in sich tragen. Babelsberg fand ich großartig, auch wenn ich denke, dass sie diese alberne Tour mit dem kleinen Zug nicht bräuchten. Und dann diese Ansagen: "Hier lagern die Kostüme..." - ich weiß echt nicht, warum sie das machen. Aber ich weiß, dass alle DEFA-Filme hier gedreht wurden. Das allein reicht aus, um mich zu beeindrucken. |
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www.DeanReed.de
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