Pogoradio.de 25.08.2007 |
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BücherStefan Ernsting - Der rote Elvis - Dean Reed(Taschenbuch, Aufbau Verlag, 314 Seiten, 7,95 Euro) Dean Reed hat mit Punkrock so viel zu tun wie Arschbacken mit Kuchen backen, trotzdem sei diesem skurrilen Menschen hier ein Denkmal gesetzt. Warum? Er war so ziemlich der obskurste Ami des letzten Jahrhunderts. Stefan Ernsting bringt uns in seiner Biografie von Dean Reed "Das kuriose Leben eines US-Rockstars in der DDR" (Untertitel) näher. Reed war ein absoluter Redneck-Schwachmat, der es aus Mangel an Aussichten auf Erfolg in den USA sein Glück eben im Ausland als Sänger und Schauspieler suchte. Zuerst verschlug es Dean Reed nach Südamerika, wo er mit revolutionären Elementen in Berührung kam und die sozialistischen Ideen für sich entdeckte und sich für die Einführung von Menschenrechten allerorten einsetzte. Er war ebenso ein Hallodri und ein erbarmungsloser Selbstdarsteller, bei dem nur schwer abzuschätzen war, aus welcher Motivation er irgendwelche Aktionen startete. War es politische Überzeugung oder Geltungssucht. Und irgendwie hatte er ja immer die Gewissheit, dass ihm seine US-amerikanische Staatsbürgerschaft schon den Arsch retten wird. Er drehte Filme und veröffentlichte Schallplatten mit Schlagerschnulzen, Country-Songs, Rock'n'Roll und Pop in wahrscheinlich allen Ländern, deren Regierung das Wort "Sozialismus" richtig buchstabieren konnte (z.B. so unterschiedliche Länder wie Chile, UdSSR, Kuba, Italien...). Er war absolut blauäugig und so naiv, dass es einem die Fußnägel hoch rollt. Endstation war ab 1972 die DDR, wo er sich häuslich nieder ließ, gefeiert wurde wie ein Heilsbringer, ein paar Frauen heiratete und schwängerte, mit seinem Geschwafel von der super Gesellschaftsform der DDR allen größtmöglich auf den Senkel ging, von seinen intellektuellen Künstlerkollegen der naiven politischen Anschauungen wegen verspottet wurde, einige Selbstmordversuche unternahm und schließlich 1986 einen mehr als mysteriösen Tod starb, der bis heute noch nicht aufgeklärt ist. Dean Reed war ein Phänomen und ein Tausendsassa, ein unermüdlicher Kämpfer für Gerechtigkeit und ein völlig verstrahlter Gutmensch. Er war ein Spinner. Aber das alles ist so absurd und unglaublich, dass man beim Lesen dieses Buches eigentlich nur den Kopf schütteln und mit den Ohren wackeln kann. Stefan Ernsting wirkt in seiner Biografie oft entlarvend, zeigt aber auch durchaus Sympathien für den Exil-Cowboy, der oft belächelt wurde, dessen Mut und Leistungen aber auch Anerkennung verdienen. Ein faires Buch also. Und es eignet sich ganz hervorragend als unterhaltsames Geschichtsbuch für Politik und Kultur (Musik, Kino etc), da Entwicklungen und Unterschiede der Systeme, aber auch Zusammenhänge auf unterhaltsame Art und Weise deutlich werden. Wer einfach mal aus Jux und Dollerei eine Biografie lesen will, ist hier bestens bedient. Ich kann es nur empfehlen. Incl. Filmografie, Discografie, Quellenangaben, Personenregister und einigen Songtexten. Was für ein Typ?! Unglaublich! |
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www.DeanReed.de
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