Neues Deutschland 04.01.1994

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Jennifer Dunbar Dorn (USA) schreibt ein Buch über Dean Reed

Ein Mann zwischen den Welten

Jennifer Dunbar Dorn aus Denver (USA), Herausgeberin der Universitäts-Zeitschrift "Rolling Stock" der Universität of Colorado, recherchierte in Deutschland für ein Buch über den amerikanischen Filmschauspieler und Sänger Dean Reed, der 1986 in den Freitod gegangen war.

Was veranlaßte Sie zu dem Buch?

Dean Reed war ein Landsmann aus Colorado und im Ausland eine Berühmtheit. In den USA dagegen war er ein Unbekannter. In der Zeit des Kalten Krieges stand er zwischen den Fronten. Als Popstar und Entertainer ist er in Rußland und anderen Ländern sehr bekanntgeworden. Die wenigen, die ihn in seiner engeren Heimat kannten, waren der Meinung, daß er politisch nicht das Richtige tut.

Hat man ihn für einen politischen Phantasten gehalten ?

In Amerika galt er als eine tragische Figur in den Wirren des Kalten Krieges. Aber er war ein Idealist und Kommunist, ein Anhäger der Ideen von Frieden und Gerechtigkeit. Doch sein Traum von Amerika stimmte nicht mit der amerikanischen Wirklichkeit überein.

Meinen Sie, daß er seine Träume in den sozialistischen Ländern verwirklicht sah?

Ich bin da nicht sicher. Doch da er in diesen Ländern Gast war, glaubte er kein Recht zu haben, sich kritisch in innere Probleme einzumischen. Natürlich ist er auf Dinge gestoßen, die nicht seinen Vorstellungen entsprachen. Ich möchte herausfinden, wie es sein konnte, daß ein Mann, der in der amerikanischen Öffentlichkeit keine Rolle gespielt hat, im Osten so bekannt werden konnte. Man hört oft die Meinung, er sei nur in die sozialistischen Länder und nach Deutschland gekommen, um Erfolg zu haben, der ihm in Amerika versagt blieb. Im Grunde seines Herzens sei er ein Opportunist gewesen, dem es nur um seine persönliche Karriere ging.

Da ich Dean Reed persönlich gekannt habe, ist für mich eine solche Ansicht schwer nachvollziehbar. Daß er mitunter ein wenig über den Dingen schwebte und ihm auch der Beifall vieler Menschen gefiel, mag sein. Aber in seinem Streben nach einer besseren, brüderlichen, vor allem friedvolleren Welt war er von lauterer Gesinnung. - Werden Sie in den USA einen Markt für ihr Buch finden?

Die großen Verleger sind überhaupt nicht interessiert. Aber das ist nun für mich wieder der Punkt, dieses Buch zu schreiben, damit die Leute diesen Amerikaner kennenlernen, der sich in der Zeit des Kalten Krieges voller Hoffnung zwischen den beiden Welten bewegte.

Wollen Sie ein Buch über einen Heiligen mit Irrtümern schreiben?

Ich will über Dean Reed schreiben, wie er wirklich war. Er war nicht der harte Cowboy, wie wir ihn aus einigen italienischen Filmen kennen. Er war ein Mensch mit sehr viel Herz, der aber auch viel in sich hineinfraß. Er hatte Probleme wie jeder Mensch, war auch nicht ohne Fehler. Ich will die Wahrheit über ihn erzählen, über seine Ideale, sein Leben, das eigentlich eine Tragödie war.

Gespräch: Horst Knietzsch

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Letzte Änderung: 2011-01-26