Neues Deutschland 23.05.1984 |
||||
Auf dem BildschirmUnterhaltsamer Abend mit Spaß und Salo(o)nmusikZur Dean-Reed-Show "Der Mann aus Colorado"Dean Reed, "Der Mann aus Colorado", hat sich schon in vielen Sätteln erprobt. Sein musikalisches Spektrum reicht vom politischen Song bis zum Rock 'n' Roll-Titel. Daß er in der Unterhaltung sicher zu Pferde sitzt, bewies er in seiner Fernsehshow vom Sonnabend einmal mehr und im wahrsten Sinne des Wortes. Per Filmeinspiel und dann auch in natura auf der Bühne demonstrierte er seine Reitkünste: zünftiger Auftakt zu 90 Minuten mit Country-Musik im Leipziger Haus der heiteren Muse. Country-Musik - das ist eine Musizierweise, die als Teil der nordamerikanischen Folklore vor allem den Gefühlen und Lebenserfahrungen der einfachen Leute Ausdruck verleiht. Die Themen der Lieder sind dem Alltag entnommen. Mit der Indianerin Rattlesnake-Annie aus Tennessee hatte sich Dean eine Künstlerin eingeladen, die diese Musik authentisch zu interpretieren versteht. Zuvor jedoch war reichlich Gelegenheit, in einem von Rolf Läßig entworfenen stimmungsvollen und stilgerechten Westernsaloon allerlei Spaß und kabarettistische Kurzweil zu erleben. Inszeniert hatte das Jürgen Brill mit leichter Hand. Die Tänzerin Lilya Sabitowa (UdSSR) wirbelte als Westerngirl über die Szene. Peter Tschernig sang von seinem "Taxi 408" - ein Beispiel dafür, wie Country-Musik in vielen Liedern und Schlagern verarbeitet wird. Ihr Einfluß ist vor allem dort spürbar, wo Romantik alltäglichen Lebens gestaltet ist. Begleitet wurden die Sänger von der Band Country-Co. und dem Jürgen-Erbe-Chor, wobei besonders hervorgehoben zu werden verdient, daß alle Titel live interpretiert wurden. Sicher ein Grund dafür, daß die Zuschauer im Saal so begeistert mitgingen. Das wiederum feuerte die Interpreten an. Wo so lebendig musiziert wird, akzeptiert man bereitwillig die eine oder andere Ungenauigkeit im Ton. Natürlich ließen sich die Gestalter der Show, deren Manuskripte Heinz Quermann schrieb, die Gelegenheit nicht entgehen, manches Klischee von Western-Romantik witzig zu persiflieren. Ein schöner Gag war Willi Schwabes kleine Wildwest-Rumpelkammer: Gary Cooper und Grace Kelly waren da in einer klassischen Westernszene zu sehen und - im schönsten Sächsisch synchronisiert - auch zu vernehmen. Ein "Teufelsgeiger" präsentierte sich mit Bart und vollem Haarschopf als Salo(o)nmusiker, ehe er von Dean als die kahlköpfige Frohnatur Siegfried Krause identifiziert wurde, und Ingeborg Nass als forsche Etablissementbesitzerin sowie "Eddy" Külow als ihr Kunde hatten die Lacher auf ihrer Seite, als sie manche gastronomische (Un-)Sitte westernverfremdeten. Und immer wieder nutzte Dean Reed die Gelegenheit, Lieder seiner Heimat zu präsentieren. Der a capella vorgetragene Song von Rattlesnake-Annie über das Leid der Indianer war Kontrapunkt zum heiteren Grundton des Programms. Für ausgelassenen Ulk sorgten die Ward Brothers aus Irland mit ihren Musikalclownerien. Sie ließen keinen Spaß aus und scheuten auch die gute alte Klamotte nicht. Ein unterhaltsamer Abend, bei dem Dean Reed die Zügel fest in der Hand hatte. Das Publikum im Saal sparte nicht mit Beifall. Von Uwe Günter |
||||
|
||||
www.DeanReed.de
|