Neues Deutschland 18.10.1979 |
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Gut unterhalten im Saal und vor dem Bildschirm'Der Mann aus Colorado', Show-Konzert mit Dean ReedFünfundachtzig Minuten Rock und Pop und Blues - diese Aussicht hatte im Familienkreis möglicherweise nicht überall ungeteilte Erwartungsfreude ausgelöst. Dean Reed, der "Mann aus Colorado", ist indessen davon ausgegangen, daß in diesen musikalischen Genres nicht allein der Geschmack des Zuhörers, sondern vor allem auch der des Interpreten den Erfolg entscheidet. Gemeinsam mit den Redakteuren und dem Regisseur Berthold Beissert investierte er viel Liebe und Sorgfalt. Ergebnis: ein Konzert, das geeignet war, die ganze Familie zu unterhalten. Für diesen Abend im Fernsehen hatte Reed die Form des Live-Konzerts gewählt. Das verpflichtet nicht nur zu Stimme, zu musikalischer und darstellerischer Souveränität, sondern auch zur Arbeit mit dem Zuhörer: zur Arbeit nicht nur v o r, sondern f ü r Publikum. So war das Besondere dieses Show-Konzerts das mühelose Einvernehmen zwischen Bühne und Parkett, das wohl auch angeregt wurde vom sympathischen Miteinander der Interpreten auf der Bühne. Es wurde nichts zelebriert, es wurde mit ansteckendem Spaß am Spiel musiziert. Da "schaffte" sich Reed bei seinem einleitenden Rockmedley mit ironischem Augenzwinkern und schaffte damit auf Anhieb, die Leute in eine ganz unverkrampft-heitere Stimmung zu versetzen. Diese Atmosphäre vom Saal ins Wohnzimmer zu transportieren, erwies sich als das Problem der Fernsehaufzeichnung. Manches ging da verloren, war nur zu ahnen, nicht mitzuerleben. Regie und Kamera verzichteten auf elektronische Gewitter und optische Hektik, waren schlicht und unaufdringlich auf die Sänger eingestellt. Das ausgezeichnete, international besetzte Begleitorchester unter Martin Hoffmann und der Jürgen-Erbe-Chor blieben leider zu sehr im Hintergrund. Für spannungsvolle Vielfalt bürgten Künstler mit ausgeprägtem Profil. Erfreulich das Miteinander von Prominenz wie Phil Everly (USA) oder Kati Kovacz (Ungarn) und Nachwuchs unseres Landes: Achim Mentzel, ein Schlagersänger mit urwüchsiger Komik. Gerda Gabriel, die mit jazznahen Kompositionen aufhorchen ließ. Stefan Diestelmann, der mit dem "Vorstadtblues" nicht nur den richtigen Ton, sondern auch Zwischentöne sicher traf. "Ich will heem, heem, heem" hieß es in einer launigen Parodie auf das bekannte "Shame". Das Publikum in der Stadthalle Karl-Marx-Stadt wollte nicht und erklatschte Zugaben. Peter Berger |
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www.DeanReed.de
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