Neues Deutschland 30.06.1975

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Die Indianer zogen durch Brandenburg

Sommerfilmtage mit "Blutsbrüder" eröffnet

Es war ein Novum: 120 buntbemalte Indianer ritten am Donnerstag durch Brandenburg. Anlass für diesen ungewöhnlichen Auftritt der GST-Reiterstaffel und des Fanfarenzuges der Sportgemeinschaft "Dynamo" Potsdam war die Eröffnung der XIV. Sommerfilmtage der DDR. Die Delegationen aus der UdSSR, aus Polen, der ČSSR, Ungarn, Rumänien und der DDR wurden vom Publikum am Abend auf der Freilichtbühne am Marienberg herzlich begrüßt. Unter den Gästen aus der Sowjetunion auch Natalia Fatejewa, die uns aus "Schlacht unterwegs" bekannt ist, Natalia Arinbassarowa, die in "Djamila" und "Die Lehrerin" zu begeistern wusste sowie Eldar Rjassanow, der Regisseur und Mitautor des Films "Die unglaubwürdigen Abenteuer der Italiener in Russland". Gefeierter Gast aus der DDR war der singende Schauspieler Dean Reed. Im Estradenprogramm, vor der Premiere des DEFA-Films "Blutsbrüder" trat auch ein Ensemble der sowjetischen Streitkräfte auf.

Seit Freitag reisen die Delegationen aus sechs sozialistischen Ländern mit ihren Filmen durch unsere Republik.

Martina Krüger

Ein schwerer Weg zu wahren Freunden

Mit "Blutsbrüder" stellte die DEFA ihren 10. Indianerfilm vor. Die Serie begann 1969 mit "Die Söhne der großen Bärin". Auch die folgenden Filme fanden immer wieder die Zustimmung eines jugendlichen Publikums. Diese Anhänglichkeit lässt sich wohl daraus erklären, dass gute Indianerliteratur bei uns recht verbreitet ist, zum anderen aus einem legitimen Bedürfnis des Kinogängers nach spannenden, abenteuerlichen Filmen.

Für "Blutsbrüder" gibt es eine Schauspielerpaarung, die sicher auf das besondere Interesse der Zuschauer stoßen wird. Mit Gojko Mitić steht der Sänger und Schauspieler Dean Reed vor der Kamera. Er hat für diesen Film unter Mitarbeit von Wolfgang Ebeling auch das Buch geschrieben. Erzählt wird die Geschichte eines amerikanischen Soldaten, der im Jahre 1864 Zeuge eines Indianermassakers wird. Entsetzt darüber, empört er sich und soll vor Gericht gestellt werden. Nach gelungener Flucht führt ihn sein Weg an die Seite der Indianer. Aus Feinden werden durch gegenseitiges Kennenlernen Freunde. Der Weiße bleibt bei dem Stamm, nimmt eine Indianerin zur Frau. Doch seinen Frieden findet er nicht, weil die Bedrohung der Indianer trotz der Schutzerklärung der amerikanischen Regierung nicht beendet ist. Bei einem erneuten heimtückischen Überfall werden seine Frau und das ungeborene Kind getötet. Nun geht auch er den Weg des Kampfes, in dem Glauben an eine bessere Zukunft, für die Freiheit der Menschen, unabhängig von ihrer Hautfarbe.

Das ist eine einfache, gradlinige Geschichte, die Spielraum lässt für mancherlei optische Attraktionen. (Kamera: Hans Heinrich). Ein Teil der Aufnahmen entstand in einer reizvollen rumänischen Landschaft. Die robuste Dramaturgie des Stoffes verstellt allerdings die erforderliche subtilere Gestaltung der Charaktere. Es fehlen mir die menschlichen Zwischentöne, die eine Geschichte künstlerisch stimmiger machen können.

Dean Reed als Darsteller kann hier, besser als in früheren DEFA-Filmen, körperliche Gewandtheit einsetzen; ein Mann der intimeren Szene ist er nicht so sehr. Zusammen mit Gojko Mitić ist er aber eine treffliche Besetzung für einen abenteuerlichen Film. Regisseur Werner W. Wallroth hat die dramatischen Ereignisse in Szene gesetzt, ohne modische Schnörkel, vielleicht ein wenig zu bedächtig. Überraschend allerdings, wie er die Beziehungen des Helden zu der jungen Indianerin (Gisela Freudenberg), das leichte, heitere Spiel des Kennenlernens und der Liebe sieht: Mir war immer, als tollten da zwei kostümierte Verliebte im Jahre 1975 durch den Friedrichshain.

Horst Knietzsch

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Letzte Änderung: 2013-06-04