Neues Deutschland 18.07.1972 |
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Viel Frisches und ein wenig Abgestandenes"Ein Kessel Buntes" im Fernsehen der DDRDas muss man den Veranstaltern der Sendung "Ein Kessel Buntes" lassen: Sie gewinnen an Fertigkeit beim schwierigen Handwerk des "Wäschewaschens". Sie wissen jetzt, wie man den Kessel langsam und stetig anheizen muss, wie lange er temperamentvoll brodeln darf und in welchem Moment man für besinnliche Pausen Dampf ablassen muss. Es gab - sieht man vom schleppenden Start mit den drei Dialektikern und einer etwas überdosierten gefühlvollen Betulichkeit im letzten Teil ab - kaum ein "Durchhänger". Bemerkenswert der Auftritt des amerikanischen Sänger-Schauspielers Dean Reed. Mit seinem Lied für Angela Davis bewies er - und nicht zuletzt auch das begeistert applaudierende Publikum -, dass in einer solchen Unterhaltungssendung auch das betont engagierte Lied, der zündende politische Song in hervorragender Interpretation seinen Platz hat. Und mit dem eindrucksvollen Chanson "für alle Mütter" - ohne Hall und Chor und Orchester vorgetragen — ging Reed ein Wagnis ein, das sich eben nur jemand gestatten darf, der singen kann und dabei auch etwas zu sagen hat. Er brachte das Kunststück fertig, das Publikum im weiten Rund des Friedrichstadt-Palasts "mit blanker Stimme" in andächtiges Schweigen zu versetzen. Ein anderer, freilich ganz anderer Höhepunkt des Abends: Der Auftritt von Johannes Heesters. Nicht nur der erstaunlich vitale Star war ganz der alte geblieben, auch sein Repertoire war es noch immer, und hier mag doch mancher, während er der Eleganz des Interpreten verdienten Beifall spendete, ein wenig nachdenklich geworden sein. Waren hier im "Kessel" nicht ein bisschen zu unbefangen die Farben gemischt worden? Reed, der streitbare Sänger und Friedenskämpfer, und Heesters, das Markenzeichen einer sattsam bekannten Kino-Traumfabrikation vergangener Zeiten, in unmittelbarer Nachbarschaft: Das wollte denn doch keine rechte Harmonie ergeben. Angenehm im Ohr blieben die reizvollen Schlager-Chansons von Nada Urbankova (weiter solchen Mut zur Entdeckung unbekannter Könner!) und unsere Regina Thoss mit (leider nur) zwei Titeln. Unter den Interpreten und Ensembles aus vielen Ländern Paola (Schweiz), Peggy March (England), Victor Sodoma (ČSSR), Tobi Rix (Niederlande) sowie das gut aufgelegte Fernsehballett und die "Distel". Peter B e r g e r |
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www.DeanReed.de
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