NBI 49/1985, Dezember

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Film

USA: Beifall für "Verräter"

Seit Dean Reed Anfang der sechziger Jahre eine Karriere à la Hollywood abrupt beendet hatte, weil er in Südamerika entschieden für Frieden und Fortschritt eingetreten war, kennen in seinem Heimatland nur wenige seinen Namen, geschweige denn seine Filme und Lieder. Das ist jetzt anders geworden. Seit Oktober verschwindet sein Name nicht mehr aus den Spalten der Zeitungen und den Sendungen von Rundfunk und Fernsehen der USA.

Es begann am 18. Oktober in Denver, dem Verwaltungszentrum des Bundesstaates Colorado. "Der Johnny Cash des Kommunismus", so die renommierte "New York Times" über Reed, war nach einem runden Vierteljahrhundert erstmals wieder in seine Geburtsstadt gekommen. Die Leitung des Internationalen Filmfestivals von Denver hatte ihn eingeladen, an der Weltpremiere eines Dokumentarfilms über seinen Werdegang teilzunehmen, der von dem unabhängigen US-amerikanischen Filmemacher Will Roberts in vierjähriger Arbeit gedreht worden ist.

Dean Reed in Denver

Dean Reed zu Gast in seiner Heimatstadt Denver: vor der Weltpremiere des Films "American Rebel"

Dean Reed, der kurz zuvor von der Rundfunkgesellschaft KOA in Denver eine Stunde lang per Telefon in Berlin interviewt worden war, stand schnell im Mittelpunkt des Interesses. Am Vormittag der ersten Aufführung des Reed-Films mit dem programmatischen Titel "American Rebel" lud ihn die Radiostation KNUS zu einer Livesendung ein.

Doch Talkshowmaster Peter Boyles hatte Arges im Sinn. Bereits vor Reeds Eintreffen in dem zum Studio umfunktionierten Vestibül des Fairmont-Hotels war der Künstler von ihm als "Verräter" und "Abtrünniger" verunglimpft worden, was reaktionäre Hörer zu telefonischen Beschimpfungen provozierte. Boyles tat ein übriges und trat gegenüber seinem "Gast" mit wilden Hetzreden gegen die Sowjetunion, Nikaragua, Afghanistan und Äthiopien auf.

Als Reed sich dagegen entschieden verwahrte, wurde er mit den Worten "Hau ab, du Commie" (Schimpfwort für Kommunist) aus dem Studio gewiesen. Solcherart aufgehetzt, versuchte Stunden später auch ein Häuflein militanter Störenfriede die Filmpremiere im Tivoli-Kino zu sabotieren. Doch ohne Erfolg. Der größte Teil des Publikums spendete dem Film und seinem Helden herzlichen Beifall.

Für diese Bürger Denvers sprach auch Colorados Gouverneur Lamb, der Reed in seine Residenz eingeladen hatte. Lamb interessierte sich sehr für das Leben des Künstlers in der DDR und äußerte den Wunsch nach Kontakten mit Städten der DDR.

Zu einem Höhepunkt der USA-Reise Dean Reeds wurde die Aufführung des "American Rebel" in der Universität von Minnesota in Minneapolis. In der überfüllten Willey Hall applaudierten mehr als 400 begeisterte Zuschauer nicht nur dem Künstler, sondern vor allem dem Friedenskämpfer Reed. Der Reinertrag der Veranstaltung nämlich kam einer Organisation zugute, die gegen den Rüstungskonzern Honeywell zu Felde zieht, der Leitsysteme für Cruise missles und Pershing-II-Raketen herstellt und bereits im Aggressionskrieg der USA gegen Vietnam Millionen an den von ihm hergestellten barbarischen Kugelbomben verdient hat.

Hans-Dieter Bräuer

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Letzte Änderung: 2015-04-08