NBI 42/1977

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Solidarität mit Chile. Dean Reed spielt seinen Freund Victor Jara

NBI-Titelbild Dean Reed

Victors Lieder - El Cantor

Sie brachen ihm die Handgelenke, damit er nie wieder zur Gitarre greifen könne. Sie folterten ihn schließlich zu Tode. Doch erschlugen die Schergen der chilenischen Junta auch den Sänger Victor Jara - nicht umbringen konnten sie seine Lieder und die Ideen, die er besang.

"Alles, was wir tun", forderte Joan Jara, die Witwe des unvergessenen chilenischen Kommunisten und Protestsängers, "soll die Erinnerung an die Opfer der Reaktion in Chile wachhalten und an das, wofür die Unidad Popular einstand. Auch Victors Lieder und Musik werden helfen, die Solidarität für das demokratische Chile, das unter den schwersten Bedingungen kämpft, zu wecken und wirken zu lassen."

Victor Jaras Lieder erklingen nun, vorgetragen von Dean Reed, in dem Fernsehfilm "El Cantor" (Der Sänger), zu dem vor wenigen Wochen die Dreharbeiten abgeschlossen wurden. "Victor war mein Freund", sagt Dean Reed, der das Drehbuch schrieb, Regie führte und die Hauptrolle spielt, "Chile ist meine zweite Heimat."

Auf Einladung Salvador Allendes war Dean Reed 1970 nach Chile gegangen, um einige Monate lang für die Gewerkschaft zu arbeiten. Damals hatte er Victor Jara kennengelernt. Zusammen waren sie in verschiedenen Städten auf Kundgebungen aufgetreten, hatten Betriebsversammlungen besucht, gesungen und mit Arbeitern diskutiert. "Victor war ein sehr lebensfroher Mensch", erinnert sich Dean Reed, "und dabei sehr bescheiden. Meist saß er etwas abseits und spielte für sich auf der Gitarre. Erst wenn er auf der Bühne stand, lebte er richtig auf." Als man Victor Jara einmal bat, eine Rede zu halten, sträubte er sich. Ein Sänger sei er und kein Redner. Und er hielt während der Rede die Gitarre in den Händen. Nach dem Putsch, mit Tausenden eingepfercht im Estadio National, versuchte er, mit seinen Liedern Mut zu machen, getreu seiner Überzeugung: "Was auch immer passieren mag, die Faschisten können diese drei Jahre nicht ungeschehen machen, die können die Zeit nicht zurückdrehen." Die Henker brachten ihn bestialisch und für immer zum Schweigen.

1977 El Cantor

Dean Reed spielt in dem Film "El Cantor" seinen Freund Victor Jara. Sich selbst spielen Clodomiro Almeyda, der Außenminister der Allende-Regierung und jetzige Exekutivsekretär der Unidad Popular, sowie Isabel und Angel Para. Nicht selten wurden schon die Dreharbeiten zu Kundgebungen der Solidarität mit dem chilenischen Volk. Als man bei Außenaufnahmen in Bulgarien für eine große Manifestation zehntausend Kleindarsteller brauchte, organisierte der bulgarische Komsomol eine Kundgebung zur Solidarität mit Chile, auf der Clodomiro Almeyda, Isabel und Angel Para und Dean Reed (als Victor Jara) auftraten. "Es war der schönste Drehtag, den ich je erlebt habe", sagt Dean Reed.

1977 El Cantor

"El Cantor" wird im Jahresendprogramm des DDR-Fernsehens gesendet und im August 1978 zum XI. Festival der Jugend und Studenten in Havanna gezeigt werden. "Der Film soll der weltweiten Solidaritätsbewegung mit dem chilenischen Volk dienen", sagt Dean Reed, "Victors Leben und Kampf sind nicht umsonst gewesen."

Anita Butter

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Letzte Änderung: 2007-12-14