Märkische Allgemeine 16.06.2009

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FREIZEIT

Jubiläum der Argonauten

Traditionsreicher Segel-Verein feierte am Zeuthener See

BERLIN-RAUCHFANGSWERDER - Wenn Seemänner ins Erzählen kommen, spinnen sie so einiges an Garn. "Bei Windstärke elf fuhren wir mit dem Schnellboot raus und die Wellen waren so hoch", berichtet ohne zu erröten ein Sänger des Shanty-Chores auf dem Fest des Segelclubs Argo in Rauchfangswerder und reckt seinen Arm gen Himmel.

Mit derartigen Unwettern hatte es der nach einem Schiff aus der griechischen Mythologie benannte Verein auf der Feier seines 100-jährigen Bestehens nicht zu tun. Doch erreichten die Windböen am Sonnabend Stärken von sechs bis sieben. Das aber konnte den gestandenen Seglern von Argo nichts anhaben. Am Nachmittag wagten sich drei Jollenkreuzer zu Wettfahrten auf den Zeuthener See. Die drehenden Winde machten es den Wassersportlern nicht gerade leicht. Doch gingen am Ende genauso viele von ihnen an Land, wie zu Beginn an Bord.

"Mit insgesamt vier Rennbooten ist unser Club sehr gut bestückt", betont Segler André Reich. "Bei den Deutschen Meisterschaften sind wir in den vergangenen Jahren immer im vorderen Feld gelandet."

Kaum einer der Besucher des zweitägigen Jubiläumsfestes ließ die Fotoausstellung zu zehn Jahrzehnten Vereinsgeschichte aus. Mehr als die Hälfte davon hat der 1955 eingetretene Winfried Turnhofer miterlebt. "Das war unsere Jugend", fasst er es vor einer der Tafeln zusammen. "Jedes Wochenende haben wir uns getroffen, zum Segeln oder zum Feiern. Und in der Woche sind wir gemeinsam in Berlin ins Kino gegangen." Wenn die Freizeit-Segler mit der S-Bahn zu ihrem Wochenend-Vergnügen anreisten, machten sie sich am anderen Ufer mit einer Tute bemerkbar. Dann holten die Kameraden sie per Boot ab.

Ähnlich schöne Erinnerungen hat Karin Behring. "Es war unsere beste Zeit", sagt sie. "Wir haben wunderschöne Ausfahrten gemacht. Meine Tochter Katrin ist bei Argo groß geworden." Die segelte auch mit Alexander Reed, dessen Stiefvater, der in der DDR lebende US-amerikanische Sänger Dean Reed, das Vereinsgelände zuweilen besuchte.

Bilder von Bootstaufen und Neptunfest, von Ausflügen und Meisterschaften hat Vereinsfotograf Wolfgang Slomma zusammengestellt. Einige davon erhielt er vom Wassersportmuseum in Grünau. Komplettiert wurde die Galerie mit privaten Alben, einer Sammlung säuberlich unterzeichneter Arbeitsschutzbelehrungen aus den 80er Jahren und einer Dia-Show, die im Sturm quer gelegte Kähne und im Biergarten entspannende Kapitäne zeigt.

"Wir wollen für jeden erschwinglich, ein volksnaher Segelverein bleiben", hebt Vorsitzender Bernd Wegner in seiner Festrede hervor. Zur "dreistelligen Volljährigkeit" gratuliert ihm der Präsident des deutschen Seglerverbandes, Rolf Bähr. Dann überreicht er eine Urkunde aus dem Jahre 1912.

Allerdings dokumentiert sie den Beitritt von Argo zum Seglerbund - Bährs Konkurrenz. Dem Seglerverband schlossen sich die Argonauten erst 1934 an.

(Von Klaus Bischoff)

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Letzte Änderung: 2009-06-23