Musik an sich 04/2005 |
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Dean Reed - Ein Cowboy für den SozialismusDean Reed? - nie gehört? Das dürfte zumindest für Menschen mit West-Biographie keine Besonderheit sein, obwohl der 1938 in der Nähe von Denver geborene Rock'n'Roll- und Country-Musiker und Filmstar eine ziemlich einzigartige Biographie entwickelte bis er im Juni 1986 im Zeuthener See bei Ost-Berlin tot aufgefunden wurde, was eine ganze Reihe von Verschwörungstheorien lostrat. Reed hatte seine musikalische Biographie in den USA begonnen und dann besonders in Südamerika große Erfolge eingefahren. Die Begegnung mit dem Elend im Hinterhof der USA machte den Musiker, der dem US-Ideal vom reitenden Cowboy-Sänger sowohl optisch, als auch von den (musikalischen) Vorlieben her perfekt entsprach, zum überzeugten Marxisten, der sich für die Unterprivilegierten einsetzte und damit in den USA zwangsläufig aneckte. Er selber entwickelte daraus später die Legende des verfolgten mit Quasi-Berufsverbot belegten Künstlers, der keine andere Möglichkeit mehr hatte, als in den Osten - konkret die DDR - auszuwandern, um weiter in seinem Beruf zu arbeiten. Eine Darstellung, die DDR-offiziell gerne unterstützt wurde. Das passte ins ideologische Kampfinstrumentarium und verschaffte der DDR einen US-Superstar im eigenen Land, mit dem entsprechende Bedürfnisse der eigenen Bevölkerung zumindest teilweise befriedigt werden konnten. Ernsting sieht das etwas nüchterner, zumal ein derart erfolgreicher Reed in den USA nicht nachweisbar ist. In der DDR jedenfalls hatte Reed die Möglichkeit seine Karriere weiter auszubauen. Ähnlich wie Elvis in seinem Heimatland stieg er bald in das Filmgeschäft ein und spielte in praktisch allen DDR-Western der 70er Jahre mit, die ihm auch ideologisch in den Kram passten, da sie einen sehr kritischen Blick auf die Geschichte der USA bei der Eroberung des Westen wirft und sie unter imperialistischen Vorzeichen bewertet. Ein echter DDR-Bürger wurde Reed, der immer über volle Reisefreiheit und Konten im Westen verfügte, nie und so verlor er den Kontakt zur DDR-Gesellschaft, die dem eigenen System gegenüber immer kritischer wurde, in den 80er weitgehend. Die vorsichtige Öffnung nach Westen, die Stars wie Joe Cocker und Bruce Springsteen auf DDR-Bühnen brachte, versenkte den DDR-Ami mehr und mehr in der Bedeutungslosigkeit. Ob sein Tod tatsächlich Selbstmord war, ist dennoch nie endgültig geklärt worden. Kulturgeschichtlich ist Reed jenseits seiner Bedeutung für den DDR-Western eher von sekundärer Bedeutung. Eine interessanten Blick auf die skurrile Zeit einer geteilten Welt ist Der rote Elvis aber allemal. Norbert von Fransecky |
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