Lausitzer Rundschau 12.08.2011 |
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"Vorkommnissen in der DDR" im Stadtmuseum Cottbus auf den Grund gegangenCottbus. Selbst ein Museumsstück, eine Stuhlreihe aus dem legendären Bowlingzentrum, von Stadtarchivar Steffen Kober persönlich herbeigeschafft, musste am Mittwochabend herhalten. Und doch fanden nicht alle Besucher, die ins Cottbuser Stadtmuseum gekommen waren, einen Sitzplatz. So groß war das Interesse an den "Besonderen Vorkommnissen, Affären und Attentaten in der DDR", dass einige dafür sogar standen.Alles dreht sich um ein Buch, das ab Montag als Fortsetzungsroman in der Lausitzer Rundschau täglich zu lesen sein wird. Aber genau genommen handelt es sich nicht um einen Roman, sondern um nackte Tatsachen. Detailgetreu recherchiert, der Legenden beraubt. Denn dem Schriftsteller Jan Eik geht es nicht um aufgewärmte Legenden, so betont er unumwunden, sondern um das Ende der Legenden, die sich um "besondere Vorkommnisse" in der DDR ranken, wie sie damals in den dortigen Macht- und Geheimdienstzentralen benannt wurden. Lange Jahre Techniker beim DDR-Rundfunk gefällt es ihm noch heute, mit nüchternem Realitätssinn an die Dinge heranzugehen. Und so verkündet auch die wiederholte Neuauflage des im Verlag Neues Berlin erschienenen Buches, das am Mittwoch brandneu im Stadtmuseum landet, den Abschied von der Geheimniskrämerei. Was der Spannung keinen Abbruch tut. Im Gegenteil. Denn immerhin werden in dieser Gemeinschaftsveranstaltung von Heron, Stadtmuseum und Lausitzer Rundschau die skandalträchtigsten und am heißesten diskutierten Fälle der politischen Geschichte der DDR noch einmal aufgerollt. Warum verschwand der Abschiedsbrief Dean Reeds in den Archiven? Wollte ein betrunkener Ofensetzer Erich Honecker töten? Und was hatte es mit dem Hubschrauberabsturz Werner Lamberz' in der libyschen Wüste tatsächlich auf sich? Im KreuzverhörDer Schriftsteller Jan Eik, eigentlich Helmut Eikermann, trifft wegen eines Verkehrschaos' erst in letzter Minute in Cottbus ein. So führt ihn Renate Marschall, Ressortleiterin Kultur bei der Lausitzer Rundschau, gleich live und locker ins Kreuzverhör. Die Moderatorin fragt aber nicht nur nach seinem Leben und den "Besonderen Vorkommnissen", sondern auch nach seinen Kriminalromanen, einige davon in der Kultkrimi-Reihe DIE erschienen. Was Eik zu der Bemerkung hinreißt: "Die Geschichte ist nicht nur eine Geschichte von Klassenkämpfen, sondern auch von Cliquenkämpfen und eben auch eine Abfolge von Kriminalfällen." Eik verrät, dass er gerade an einem historischen Krimi arbeitet und dabei festgestellt hat: "Geschichte wiederholt sich. Nicht erst die Stasi, schon die ollen Preußen haben es weit getrieben. Mit dem gleichen Erfolg übrigens: einer nachfolgenden Revolution." Beim Schreiben aber schinde er sich durchaus. Denn ohne fundierte Recherchen gehe es bei keinem seiner Bücher, die nicht selten in Gemeinschaftsarbeit entstehen. Zum Beispiel mit Horst Bosetzky oder Klaus Behling. Seine Analyse bleibt nüchtern: "Ich reite das Stasi-Pferd nicht mit Schaum vorm Maul, sondern sachlich, weil es unsere Vergangenheit betrifft und noch immer auf großes Interesse stößt". Seine Emotionen kann er nicht völlig heraushalten. Auf die Frage von Renate Marschall, was ihn am meisten an den "Besonderen Vorkommnissen" berührt hat, sagt er: "Eine gewisse Tragik liegt in allen Schicksalen." Verkorkstes LebenDa verschwindet ein Bauingenieur nach dem Funkhausbrand 1955 im Bautzener Knast. Für eine Tat, die er nicht begangen hat. Der Ofensetzer, der es angeblich auf Erich Honecker abgesehen hatte, verkorkst sein Leben. Und Dean Reed sei nicht so ein großer Sozialist und Schauspieler gewesen, wie man ihn hat glauben lassen. Auch Werner Lamberz, mag er gewesen sein, wie er will, habe ein solches Ende nicht verdient. Zum Kronprinzen Erich Honeckers gibt noch einer der Zuschauer eine Episode zum besten: Lamberz besucht eine Schule in Cottbus. Der Direktor hebt zu einem Trinkspruch auf den Kommunismus das Glas. Worauf Lamberz erwidert haben soll: "Wir beide werden ihn nicht erleben." P.S. Weitere "Besondere Vorkommnisse" ab Montag in der Lausitzer Rundschau. Von Ida Kretzschmar |
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www.DeanReed.de
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