Lausitzer Rundschau 13./14.11.2004

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Die letzte Selbstinszenierung

Der rastlos singende Cowboy galoppierte ruhelos um die Welt. Zuletzt aber konnte Dean Reed glücklich sein, wenn er einen Auftritt beim Glasbläserfest in Döbern bekam. Allein mit diesem Satz umreißt Stefan Ernsting die ganze Tragik eines US-Rockstars in der DDR. Der junge Autor hat sich auf seine Spuren begeben, um nicht nur das Lied vom Tod zu singen, sondern auch vom Leben Dean Reeds, um das sich so viele abenteuerliche Gerüchte entspannen. Der junge Kreuzberger Autor, der Amerikanistik und Politologie studierte, sucht nicht nach leichten Antworten, betrauert ihn nicht nur als Opfer des kalten Krieges, sondern hat sehr sorgfältig recherchiert. Uns so zeichnet er das differenzierte Porträt eines Sängers, dem politische Aktion wichtiger war als eine neue Platte, der mehr Selbstdarsteller war als Schauspieler. Reeds letzte Selbstinszenierung erklärt sein Freund im Nachruf: Gewohnt auf dem Kamm der Woge zu stehen, erschien ihm jedes Wellental als Ende des Ozeans.

Ida Kretzschmar

Stefan Ernsting: Der rote Elvis. Kiepenheuer. 314 Seiten. 22,50 Euro

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Letzte Änderung: 2007-05-24