Filmspiegel 05/1975, 26.02.1975 |
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BlutsbrüderMan staunt, Schnee im Februar 1975 im Babelsberger Ateliergelände? Nun ja, die Chemie macht's möglich, und so steht den letzten Aufnahmen für den DEFA-Farbfilm "Blutsbrüder" nichts mehr im Wege. Scheinwerfer erhellen zu nächtlich-kühler Stunde die Szene. Wer in ihrer unmittelbaren Nähe steht, bekommt die Kälte nicht ganz so zu spüren. In einem "verschneiten" Waldstück sind zwei Zelte zu erkennen. Ein amerikanischer Soldat hantiert an einem großen Wasserkessel. Einige Meter entfernt sind einige Indianer an ein Wagenrad gefesselt. Unter ihnen ist auch Harter Felsen. Die Ereignisse spitzen sich zu. Ein Mann nähert sich vorsichtig den Gefangenen und schneidet ihnen die Fesseln durch. Die Wachen bemerken inzwischen, was vor sich geht; es kommt auch zu einem Schusswechsel; doch die Befreiung ist gelungen. Eine spannende Szene, an der Dean Reed und Gojko Mitic beteiligt sind. Wie könnte es anders sein. Gojko spielt wieder einen Indianer; aber wie er mir im Vorbeigehen sagt, macht es ihm nach wie vor Spaß. Sein weißer Blutsbruder, der ihn in dieser Szene befreite, ist Dean Reed. Unter Mitarbeit von Wolfgang Ebeling hat er das Szenarium zu diesem Film geschrieben. So frage ich ihn in einer Drehpause, was ihn an dieser Geschichte gereizt habe? Ist es das Interesse am Abenteuergenre, immerhin hat er in Italien in einigen Western-Filmen mitgewirkt? Seiner Antwort überrascht mich zunächst; denn er bezeichnet "Blutsbrüder" als einen ... Liebesfilm. "Gemeint ist Liebe in einem umfassenden Sinne, Liebe zu einer Frau, Liebe zu Freunden und Liebe zur Heimat", erklärt Dean Reed seinen vielleicht zu Missverständnissen Anlass gebenden Hinweis. "Harmonika, so wird der Mann genannt, den ich spiele, macht einen konfliktreichen Erkenntnisprozess durch. Bei einem Massaker amerikanischer Soldaten in einem Dorf der Indianer zerbricht er die amerikanische Fahne. Er ist angeekelt von dem, was er hier sieht und miterlebt. Einige Zeit später trifft er wieder mit Indianern zusammen, mit Harter Felsen und dessen Schwester Rehkitz. Eine Freundschaft enwickelt sich, Harmonika heiratet Rehkitz. Eines Tages wird sie von Weißen ermordet. Er sucht den Täter, findet ihn auch, kann sich aber nicht entschließen, Gleiches mit Gleichem zu vergelten. Im Grunde resigniert er. Das Leben scheint für ihn jeglichen Sinn verloren zu haben. Doch bald gerät er in neue Bewährungssituationen..." So wie Dean Reed die Geschiche erzählt, entbehrt sie keineswegs spannender und aktionsbetonter Details. Oftmals fühlt man sich an Traditionen sogenannter Indianerfilme erinnert. Aber im Vordergrund steht eben der Weg dieses Mannes, der sich Schritt für Schritt zu einer engagierten Entscheidung durchringt. Sind vielleicht Erlebnisse und Erfahrungen aus seinem eigenen Leben in die Handlung eingegangen? Dean Reed zögert etwas mit der Antwort, dann: "Ich glaube schon, auch wenn man das nicht überbewerten darf. Geschildert wird die Entwicklung eines Menschen, der zunächst die Haltung eines Pazifisten hat, sich dann aber in ein aktives Engagement hineinfindet. Der Film spielt zwar 1864; er ist vorwiegend im Indianermilieu angesiedelt; aber was er beschreibt, ist übertragbar, gilt aber auch für unsere Zeit." Ich frage ihn noch, ob er in dem Film singen wird. "Nein, ich spiele nur manchmal Mundharmonika, deswegen auch der Name Harmonika." Manfred Heidicke |
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www.DeanReed.de
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