Berliner Zeitung 04./05.11.1978 |
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Solidaritätsaktion für Dean ReedDDR-Kulturschaffende fordern Freilassung
Washington. ADN-Korr/BZ
In dem kaum 4.000 Einwohner zählenden Städtchen gab es solche Gefangenen noch nie, und noch nie waren in diesen Zellenblöcken solche Lieder zu hören: Arbeiter- und Gewerkschaftssongs, Lieder von Victor Jara, Kampf- und Liebeslieder, gesungen von Dean Reed und seinen Mitstreitern. Das bisher unbekannte Kreisgefängnis wird immer mehr zum Schauplatz von Solidaritätsaktionen. Schauspieler aus Hollywood, Drehbuchautoren, Regisseure, Führer der amerikanischen Indianerbewegung (A1M), Gewerkschafter und Bürgerrechtskämpfer bombardieren Gouverneur Perpich und die Polizeibehörden mit Briefen und Telegrammen, in denen sie die sofortige und bedingungslose Haftentlassung Dean Reeds und seiner Mitstreiter fordern. Berlin. Der Verband der Film- und Fernsehschaffenden der DDR fordert in einem Telegramm an den Präsidenten der USA, Jimmy Carter, die unverzügliche Freilassung des Sängers, Schauspielers und Regisseurs Dean Reed. In dem Schreiben heißt es: "Wir kennen Dean Reed als einen bedeutenden Künstler und aufrechten Kollegen, der immer und überall für die Würde und Rechte der Menschen eintritt." Ihre tiefe Empörung über die Inhaftierung Dean Reeds brachte ebenfalls die Schauspielerin und Sängerin Gisela May zum Ausdruck. "Ich bin sicher, dass die mutige kämpferische Haltung dieses Künstlers durch den Willkürakt der amerikanischen Behörden nur noch wachsen wird, bis er seine Lieder wieder in Freiheit für die Sache der Menschlichkeit singen kann." "Der Hass der imperialistischen Machthaber dieses Landes richtete sich von jeher gegen fortschrittliche Menschen und Friedenskämpfer wie Ethel und Julius Rosenberg, Paul Robeson, Angela Davis oder die Wilmington 10. Dean Reed gehört zu den besten Vertretern des amerikanischen Volkes, zu denen wir das Land nur beglückwünschen können", erklärte das Mitglied des Weltfriedensrates Bärbel Schindler-Saefkow. Peekskill 1978Dean Reed. Wir kennen seine Stimme seit langem. Sie ist unverwechselbar. Wir kennen auch seine Lieder gut. Sie sind unmissverständlich. Engagiert tritt er mit ihnen gegen Krieg, Faschismus und Rassismus an, ergreift stets Partei für die Sache der Völker, für den siegreichen Mann in Vietnam und den verfolgten Genossen in Chile, für die lernende Frau in Kuba und den kämpfenden Freund in den USA. Und weil er sein Talent, sein Lied als Waffe nutzte, hält die amerikanische Justiz den amerikanischen Volkssänger bereits seit sieben Tagen in Buffalo (Minnesota) gefangen. Er sang nach einer Demonstration vor Farmern für die Rechte der Farmer. "Hat dich der Boss auf die Straße gesetzt? Fehlt dir das Geld, um Milch für die Kinder und Schuhe für die Frau zu kaufen?" Da schlugen die Ordnungshüter zu, fesselten ihn und 18 weitere Demonstranten. Im Land der großen Worte über Menschenrechte. So sieht sie aus, die US-amerikanische Freiheit. Es drängen sich historische Parallelen auf: Peekskill 1949, als Paul Robeson in dieser kleinen Stadt im Tal des Hudson vor Farmern für Farmer sang. Da schlugen sie auch zu. Es war die Hoch-Zeit des kalten Krieges. Acht Jahre durfte Robeson nicht öffentlich auftreten. Reaktionäre Kräfte der USA inszenierten nun ein neues Peekskill, ein Peekskill 1978. Doch die Zeiten haben sich geändert. Die Forderung nach Freiheit für den Friedenskämpfer Dean Reed, der in der sozialistischen DDR seine Wahlheimat fand, ist unüberhörbar. Hilde Hähnel |
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www.DeanReed.de
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