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Pressefest-Konzert in Berlin

am 13.06.1982

Sonntag, 13. Juni 1982
20 Uhr: Pressefest-Extraausgabe

u.a. mit Orchester Schwarz-Weiß, Dean Reed u.a.; Judit Szücz (Ungarische VR), Mortales (VR Polen), Rheumatics (CSSR), Corinna Chiriac (SR Rumänien), Los Papines, Alvanori (UdSSR)

Berliner Zeitung, 10.06.1982

Dean Reed Dean Reed

Als ich zur Pressefestbühne kam, sah ich mich um und suchte die anderen Fans, die ich inzwischen kenne. Schießlich entdeckte ich sie auf der Bühne, wo sie sich mit Dean unterhielten. Ich habe mich dazugestellt. Wir stellten Dean viele Fragen und er antwortete uns, denn er hatte Zeit. Das Konzert, das um 20.00 Uhr beginnen sollte, fing erst um 20:30 Uhr an.

Dean erzählte, dass er als Zwanzigjähriger glaubte, die Liebe sei etwas für die Jugend. Jetzt weiß er, dass man immer lieben kann. Er will mit Renate zusammenbleiben, bis dass der Tod sie scheidet. Es ist ihnen klar, dass sie dafür auch beruflich mal zurückstecken müssen. Sie wollen sich genügend Zeit füreinander nehmen. Dean sagte, dass er auch weniger Zeit für seine Fans haben wird, die Familie geht vor. Er ist jetzt auch nicht mehr so oft bei seinen Freunden zu Besuch. Er ist davon überzeugt, dass er jetzt die große Liebe fürs Leben gefunden hat.

Wir fragten Dean nach seinen Töchtern. Natascha ist oft bei ihnen zu Gast. Ramona kommt im Herbst einige Wochen zu ihnen.

Die LP, die Dean im Herbst bei Supraphon produzierte, wird voraussichtlich im Januar bei Amiga erscheinen. Jetzt traut er es sich auch zu, eine Platte auf deutsch zu produzieren. Er schreibt die Musik, Gisela Steineckert die Texte.

Es kam auch die Rede auf den Hungerstreik, und zwar im Zusammenhang mit dem Justizwesen in den USA. Man kann dort eingesperrt werden ohne Prozess. Der Prozess findet dann erst nach Wochen, Monaten oder Jahren statt. Und wenn man dann für unschuldig erklärt wird, hat man umsonst gesessen. Aber die Zeit gibt einem keiner wieder. So werden viele Gegner des US-Systems, z.B. die Indianerführer, festgehalten. Kaum sind sie frei, werden sie unter einem nichtigen Vorwand wieder eingesperrt.

Dean und seine Gefährten sind in den Hungerstreik getreten, um den Prozess zu erzwingen. Das haben sie ja auch geschafft. Sie hatten nicht mit einem Freispruch gerechnet, zu dem kam es auf Grund der weltweiten Solidaritätsaktionen, besonders in der DDR und in der SU. Dean sagte, er bewundert die irischen Gefangenen, die sich zu Tode gehungert haben, um auf sich aufmerksam zu machen. Ob er auch bis zum Tod gehungert hätte? Er weiß nicht, ob sie das durchgehalten hätten. Gesagt haben sie "bis zum Tod". Aber Gott sei Dank ist es nicht dazu gekommen.

Dean wurde über seine Arbeit im Weltfriedensrat befragt. Er sagte, dass der Weltfriedensrat einige Zeit lang nur sehr wenig Wirkung hatte. Dean hat mit dafür gekämpft, die Breite der Bewegung auszubauen. Nicht nur Kommunisten sind für den Frieden, auch Christen und viele andere. Im Friedenskampf muss man sich mit allen, die es ehrlich meinen, die nicht am Krieg verdienen, verbünden.

Dean war sehr empört über das Vorgehen der Israelis in Libanon. Er hat viele palästinensische und libanesische Freunde. Er weiß nicht, wie viele von ihnen schon tot sind, wer noch lebt. Dean sagte, dass die UNO-Truppen lange Zeit die größten Verräter waren. Sie rührten keinen Finger, wenn die Israelis die Aktionen durchführten. Früher war Dean Pazifist. Heute hat er gelernt, dass man kämpfen muss; er ist jedes Jahr im Libanon, und er hat dort eine Kalaschnikow in der Hand und kämpft mit seinen Freunden von der PLO.

Dann mussten wir die Bühne verlassen, die Veranstaltung sollte beginnen. Dean sang das "Rock-'n'-Roll-Medley". Im Finalblock sang er "Give Peace A Chance". Als dann alle zusammen ein Lied sangen, sang er nicht richtig mit, naja, deutsch ist eben schwer. Er winkte zu uns, seinen Fans, und rief uns zu "Gute Reise", da einige noch nach Rostock mussten.

Wir haben dann noch auf Deans Auto gewartet. Er nahm Corinna Chiriac mit. Als er uns vor sich auf der Straße sah, hielt er an und verabschiedete sich von uns sechsen mit Handschlag - bis zum nächsten Mal. Es störte ihn überhaupt nicht, dass er den nachfolgenden Verkehr behinderte.

Andrea, 13.06.1982

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Letzte Änderung: 2015-06-09