Volkskorrespondent Nico Diener

Martin Luther: Volksheld – Antisemit – Hassprediger

Nico Diener

Buchvorstellung: Martin Luther: Volksheld –
Antisemit – Hassprediger
(Giordano-Bruno-Stiftung 2017)

Rund 250 Millionen Euro aus Steuergeldern, brachte die öffentliche Hand für das sog. „Lutherjahr“ 2017 auf. Der 500. Jahrestag seines angeblichen „Thesenanschlags“ ist sogar in neun Bundesländern ein Feiertag. Und auch heute am sog. Reformationstag, wird der Mythos vom guten Luther in der bürgerlichen Presse und im TV propagiert. Doch war Martin Luther ein Mann, den man feiern sollte? Nein, sagt die Giordano-Bruno-Stiftung, die in ihrer umfangreichen veröffentlichten kritischen Luther-Broschüre aufzeigt, dass der Reformator einer der „wirkmächtigsten Vertreter des Judenhasses von Golgatha bis Auschwitz“ war.

Bevor ich Euch die zwölfseitige Broschüre zum Lesen empfehle, kann ich mir nicht verkneifen, darauf hinzuweisen, das fünf von den oben genannten neun Bundesländern, die sog. „Neuen Bundesländer“ sind. Also die Bundesländer, die bis 1989 die Ersten atheistischen Staat Deutschlands, die Deutsche-Demokratische-Republik, bildeten. Es sind die Bundesländer, in den es mit Abstand erheblich weniger Christen gibt, als in den restlichen. Das bestärkt in mir die Überzeugung, dass der kapitalistische Staat, die Herrschenden aus den Vorstandsetagen der Banken und Fabriken und ihre Marionetten in den Parlamenten, ein extrem starkes Interesse daran haben „des Volkes Opium“, wie Lenin die Religion nannte, unter die Leute zu bringen.

Für Adolf Hitler war Martin Luther „ein großer Mann, ein Riese“, der „den Juden“ sah, „wie wir ihn erst heute zu sehen beginnen“. Auch für den evangelischen Landesbischof Martin Sasse, der 1938 (nach der Reichsprogromnacht) das Heft „Martin Luther über die Juden: Weg mit ihnen!“ herausgab, war der Reformator ein leuchtendes Vorbild, der „größte Antisemit seiner Zeit, der Warner seines Volkes wider die Juden“.
Mit dieser Thematik und dem ganzen Leben und Wirken des Martin Luther, befasst sich die Broschüre „Martin Luther: Volksheld – Antisemit – Hassprediger“, die ihr unten auch als Pdf-Datei herunterladen könnt.
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Leseprobe: „(…) Luther-Dekade, Luther-Jahr, Luther-Oratorium, Luther-Musical, Luther-Brot, Luther-Bier, Luther-Bonbon, Luther-Lutscher, -Socken, -Küsse und -Playmobilfiguren… Ganz Deutschland ist im „Luther-Fieber“ – zumindest erhofft sich das die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD). Laut ZDF-Ranking (2003) ist Martin Luther der „zweitgrößte Deutsche“ und hätte nach Meinung vieler Protestanten eigentlich Platz 1 verdient. Inzwischen räumen evangelische Theologen zwar ein, dass es bei Luther „dunkle Flecken“ und „beschämende Aussagen“ gebe, doch die Beschäftigung damit soll „Fachkreisen“ vorbehalten bleiben. Das öffentliche Bild des Reformators soll möglichst nicht beschädigt werden. Rund 250 Millionen Euro aus allgemeinen Steuergeldern bringt die öffentliche Hand für die „Luther-Dekade“ auf. Der 500. Jahrestag seines angeblichen „Thesenanschlags“ soll sogar als bundesweiter Feiertag begangen werden. Aber war Martin Luther wirklich ein Mann, den man feiern sollte? Gewiss: Er hat der katholischen Kirche die Stirn geboten und sich Verdienste um die deutsche Sprache erworben, jedoch war Luther zugleich einer der größten Hassprediger, die das Christentum hervorgebracht hat. Insbesondere seine Aversion gegen die Juden kannte keine Grenzen. Und so wurde Martin Luther zu einem der wirkmächtigsten Vertreter des Judenhasses in der langen Geschichte des christlichen Antisemitismus/Antijudaismus von Golgatha bis Auschwitz. (…)

Luthers Weltbild

„(…) Seit Ende des 2. Weltkriegs versuchen Theologen, Luthers Rolle in der Geschichte des Antise-mitismus kleinzureden. So wird häufig auf seine frühe Schrift „Dass Jesus Christus als Jude ge-boren wurde“ (1523) verwiesen, die jedoch zu Unrecht als „judenfreundlich“ gilt. Zwar schrieb Luther darin: „Ich hoffe, dass, wenn man die Juden freundlich behandelt, recht viele von ihnen Christen werden“. Doch diese halbherzige Duldung galt nur „Bis ich sehe, was ich bewirkt habe“. Als Luther sah, dass er in der „Judenmission“ nichts bewirkt hatte, erklärte er: „Wenn ich einen Juden taufe, will ich ihn an die Elbbrücken führen, einen Stein um den Hals hängen, ihn hinabstoßen und sagen: Ich taufe dich im Namen Abrahams“ (Tischreden, Nr. 1795). Gerne auch griff Luther zur Fäkalsprache, um die Juden zu verunglimpfen: „Als Judas Iskariot sich erhängt hat, haben sich Darm und Blase entleert, wie das bei Erhängten passiert. Da waren die Juden und ihre Diener mit goldenen Kannen und silbernen Schüsseln dabei und haben Judas‘ Pisse zusammen mit der anderen Reliquie aufgefangen. Sie haben das vermischt, die Scheiße gefressen und gesoffen…“ („Vom Schem Hamphoras…“, 1543). Noch weit verhängnisvoller als dies waren allerdings Luthers Ratschläge zum Umgang mit den Juden, die er 1543 in seiner Hetzschrift „Von den Juden und ihren Lügen“ veröffentlichte. (…)“

Schmähplastik „Judensau“ an der Wittenberger Pfarrkirche

„(…) Alle obigen Zitate stammen aus Schriften Martin Luthers von 1543. Einige Theologen legen Wert darauf, Luther sei bloß „Antijudaist“ gewesen – kein „Antisemit“. Dagegen ist einzuwenden, dass ein religiöser Judenhass nicht notwendigerweise harmloser ist als ein rassistischer. Zudem haben sich bei Luther beide Kategorien vermischt. So findet man in seinen Schriften von 1543 einerseits Passagen, die überwiegend von religiöser Verachtung geprägt sind: „Unter der Judensau der Wittenberger Pfarrkirche saugen junge Juden und der Rabbi schaut der Sau ins Hinterteil und in den Talmud hinein. Von daher haben sie […] ihren Scheißdreck“. Andererseits jedoch hetzte Luther im gleichen Jahr 1543 auch im Sinne eines vormodernen, antisemitischen Rassismus gegen die Juden, die er eben nicht nur als religiöse Konkurrenten, sondern auch als eine von Geburt an „unreine“ Unterart der Menschheit betrachtete und verabscheute: „Das israelitische Blut ist vermischt, unrein, verwässert und verwildert worden. […] Dieser trübe Bodensatz und stinkender Abschaum, dieser verschimmelte Sauerteig und sumpfige Morast von Judentum sollte die Erfüllung des Messias verdient haben, aber doch nichts weiter ist als ein fauler, stinkender, verrotteter Bodensatz vom Blut ihrer Väter?“Dass Luthers Schriften nicht nur antijüdische, sondern auch antisemitische Züge tragen, bestätigen renommierte Luther-Experten wie der evangelische Theologe Thomas Kaufmann: „Luther hatte ein grundsätzliches Misstrauen gegen die Juden als Menschenart (genus hominum) […] Sein Hinweis auf die Qualität des jüdischen Blutes speist sich aus trüben Rinnsalen eines spezifisch vormodernen Antisemitismus“ (Thomas Kaufmann, Luthers Juden, S. 10/47)  (…)“

Zur „höheren Ehre Christi“: Todesurteile für Juden im Jahr 1600 (Gemälde v. Francisco Rizi)

„(…) Luther war „ein Kind seiner Zeit“ – nämlich einer christlich-judenfeindlichen Zeit seit damals fast 1.500 Jahren. Die Wurzeln dieser Judenfeindschaft findet man bereits in der Bibel. So wirft Jesus „den Juden“ vor: „Ihr seid des Teufels Kinder, der ist euer Vater“ (Joh 8,44). Angesichts der Kreuzigung Jesu auf der Hinrichtungsstätte Golgatha verflucht sich das jüdische Volk angeblich sogar selbst – ein Satz mit verheerenden geschichtlichen Auswirkungen: „Sein Blut komme über uns und unsere Kinder“ (Mt 27,25). Die ersten Kirchenväter waren folgerichtig auch die ersten Judenhasser. „Heilige der Kirche“ wie Chrysostomos (344-407), Ambrosius (339-397), Hieronymus (347-420), Augustinus (354-430) und Kyrill (375-444), die allesamt gegen die Juden hetzten, bildeten das geistliche Umfeld Martin Luthers. Von ihnen übernahm er sowohl die religiösen Vorurteile (Chrysosto-mos: „In ihrer Schamlosigkeit übertreffen sie [die Juden] sogar Schweine und Ziegen“) als auch die politischen Handlungsempfehlungen (Ambrosius: „Ich erkläre, dass ich die Synagoge in Brand gesteckt habe [….], damit kein Ort mehr sei, wo Christus geleugnet wird“).Verfemt als „Gottesmörder von Golgatha“ wurden Juden im „christlichen Abendland“ diskri-miniert, verfolgt, vertrieben, ermordet. Hunderttausende von ihnen fielen diesem Judenhass zum Opfer – eine Geschichte des Grauens, die in den Holocaust des 20. Jahrhunderts führte. Hierfür trägt Martin Luther eine Mitverantwortung – nicht, weil er den christlichen Judenhass erfunden hätte, wohl aber, weil er ihn verstärkt hat wie kaum ein zweiter Autor.  (…)“

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