Volkskorrespondent

Ricardo Lerida, Maspalomas.
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Prolog

Ricardo Lerida

Dieser Text hätte an jedem anderen Tag entstehen können. An diesem Wochenende, an dem die SPD in Thüringen acht Prozent bekam und Olaf Scholz, der neoliberale Verteidiger der Schwarzen Null, die meisten Stimmen in der SPD-Mitgliederbefragung bekam, bietet das – leider – auch noch den passenden Anlass.

Man soll sich von Toten verabschieden, bevor sie unter der Erde liegen. Das tue ich heute auf dem Weg zum Friedhof. Im schwarzen Anzug und in Trauerstimmung, wie es sich für eine Beerdigung gehört.

Ich erinnere mich sehr gut, wie ich als Jugendlicher auf dem Markt am Wahlstand der CDU den Kanzlerkandidaten der SPD, Willy Brandt, verteidigte. Mit glühender Rede und felsenfest überzeugt, das Richtige zu tun, obwohl mein politischer Einblick dem Alter geschuldet, viel geringer war als heute. Gekämpft habe ich wie ein Löwe für die SPD damals.

Heute hat sich die SPD überlebt und ist überflüssig geworden. Die Regierung Schröder darf sich nur deshalb als Totengräber dieser einst so stolzen und so wichtigen Partei ansehen, weil es die SPD in den Folgejahren und bis heute immer noch nicht geschafft hat, sich von HartzIV, der Agenda 2010 oder der Entfesselung der Finanzmärkte deutlich zu distanzieren.

Die Lust ist raus. Bild: YouTube screenshot

Dieser Gang zum Friedhof heute tut mir wirklich weh und ich empfinde keinerlei Häme. Andererseits hat weiterer Streit mit einem Toten keinen Sinn und ich möchte meine Kräfte anderswo einsetzen, die Partei lieber nach ihrem Tod in guter Erinnerung behalten für all das, was sie geleistet hat. Vor allem aber für alle Hoffnungen, die ich als Jugendlicher in sie gesetzt hatte und die nun leider enttäuscht wurden.
Die Gesellschaft hat sich verändert. Die SPD auch. Leider in der falschen Richtung. Wie das Ergebnis der Mitgliederbefragung gestern zeigte, habe ich nicht nur die intellektuelle Analysefähigkeit vieler SPD-Mitglieder überschätzt sondern vor allem auch ihren Willen, linke Politik zu machen und für soziale Gerechtigkeit einzutreten.

In diesem Sinne: Danke SPD – für deine Leistungen, danke für die Hoffnung, die du mir über lange Zeit gegeben hast und nun ruhe sanft, du hast es verdient und wirst nicht mehr gebraucht, andere werden an deine Stelle treten. Das ist der Lauf des Lebens für uns alle.

Requiescat in pace (Ruhe in Frieden)

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