Andreas Habicht
Mit Antikommunisten diskutieren und siegen lernen…
Der Artikel hatte offenbar den “Fehler”, dass er mit dem Klischee des “Massenmörders” aufräumen wollte und sich mit Tatsachen beschäftigte, die man natürlich nicht (bzw. nur ganz selten) in den Medien der veröffentlichten Meinung findet. Daraufhin erlebte ich den reinsten “Shitsturm.”
Interessant war an den Kommentaren, dass eigentlich kein Einziger auf den geposteten Artikel einging. Ansonsten verbrachten die Kommentatoren ihre vermeintlich kostbare Zeit damit, sich auf ein “Che” (und Kommunisten)- Bashing zu beschränken, wie man es nahezu wortwörtlich in der Presse der Bourgeoisie nachlesen kann. Hätten die Leute den besagten Artikel gelesen, hätten sie sicherlich ein weitaus differenziertes Bild von “Che”, als sie es in ihren Kommentaren zum Ausdruck brachten. Eigentlich war ich bisher immer der Ansicht, dass das Nichtlesen und trotzdem etwas sagen, nur, um etwas gesagt zu haben, auch, wenn es letztendlich der größte Unsinn ist, Ultrarechten vorbehalten ist.
Interessanterweise waren es grade Leute in einer Gruppe gegen Rechts, die die schärfsten Töne gegen Guevara und somit die kubanische Revolution an sich schossen. Natürlich forderte die kubanische Revolution, genauso, wie übrigens auch die französische Revolution oder die große sozialistische Oktoberrevolution in Russland, Todesopfer. Die vorgebrachten (in meinen Augen) Scheinargumente gingen von “Massenmörder” über “Stalinist” bis hin, dass eine Diktatur (nämlich die von Fulgencio Batista) durch eine vermeintlich andere ersetzt wurde. Im Prinzip kam das gesamte, ultrareaktionäre, Vokabular zur Sprache, wie man es der Presse des Großkapitals, nahezu tagtäglich, entnehmen kann. Das gerade diese Medien bekannt dafür sind, die Tatsachen über Revolutionen und Befreiungsbewegungen zu verdrehen, dürfte zumindest kritischen Menschen, einleuchten.
Natürlich kann, darf und sollte man auch die Person “Che” kritisch betrachten, denn er war ja schließlich, wie wir alle, auch “nur” ein Mensch, mit Fehlern und Schwächen- allerdings verwehre ich mich, als überzeugter Guevarist (ja, diesen Begriff gibt es bei uns im spanischen Sprachraum tatsächlich und bezeichnet eine Form des Sozialismus / Kommunismus, die sich in verstärktem Masse gegen Kolonialismus und Neokolonialismus einsetzt), dass (vermeintlich) “Linke” sich reaktionärer Phrasen bedienen, wie man sie in bürgerlichen “Kampfblättern” nachlesen kann.
Interessant dabei ist, dass man, wenn man gerade diese Leute darauf anspricht, sie über Diktatoren vom Schlage Batista (Cuba), Somoza (Nicaragua), Stroessner (Paraguay), Videla (Argentinien) oder Pinochet (Chile) nichts, bis ganz wenig zu sagen haben. Hier hat die reaktionäre Presse sicherlich ganz bewusst eine “Bildungslücke” gelassen, denn unter diesen “Herrschaften” fühlte sich das Großkapital ja besonders wohl und Staaten und Konzerne der kapitalistischen Länder arbeiteten gerne mit diesen Despoten zusammen.
Allerdings bin ich persönlich auch dagegen, “Che” zur “Popikone” zu stilisieren, wobei gerade diejenigen das “große Geld” machen, die für sein Wirken und seinen Kampf für Freiheit und Gerechtigkeit, nicht nur in Kuba, nichts bis wenig übrig haben.
Mein Fazit zu dieser Diskussion, die ich gleich an drei “Fronten” führte, ist, dass der (teilweise primitivste) Antikommunismus bis weit in (vermeintlich) linke Kreise hineinreicht und man offenbar den Leuten über die Massenmedien nahezu alles erzählen kann. Dass man die Zustände in Mitteleuropa nicht unbedingt mit denen bei uns in Südeuropa oder gar Lateinamerika vergleichen kann, lassen sie einfach außen vor.
An den Kommentaren wird allerdings sehr deutlich, wie leicht sich Leute manipulieren lassen und dadurch die Sprache einer Klasse reden, zu der sie nicht gehören und die in Wahrheit auch nichts mit ihnen zu tun haben möchte (außer sie natürlich zu beherrschen). Genau dies ist das Problem, dass sie letztendlich bei Wahlen auch Parteien wählen, die die Interessen des Kapitals und der Industrie vertreten und für den arbeitenden Menschen letztendlich nichts anderes übrig haben, als allenfalls Allmosen. Hier wird eigentlich sehr deutlich, wie Karl Marx im Kommunistischen Manifest bereits vor 170 Jahren richtig feststellte, dass ein Teil der Bourgeoisie den sozialen Missständen abhelfen möchte, um den Bestand der bürgerlichen Gesellschaft zu sichern (vgl. Karl Marx, Friedrich Engels: Manifest der kommunistischen Partei, der konservative oder Bourgeoisiesozialismus). In diesem Sinne: “Proletarier aller Länder, vereinigt euch”.
Wer den besagten Artikel lesen möchte, findet ihn hier
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„Hier wird eigentlich sehr deutlich, wie Karl Marx im Kommunistischen Manifest bereits vor 170 Jahren richtig feststellte, dass ein Teil der Bourgeoisie den sozialen Missständen abhelfen möchte, um den Bestand der bürgerlichen Gesellschaft zu sichern (vgl. Karl Marx, Friedrich Engels: Manifest der kommunistischen Partei, der konservative oder Bourgeoisiesozialismus).“
Eine sehr eindimensionale, nicht den Tatsachen entsprechende Aussage und einfach zu widerlegende These.
Andreas Habicht, beizupflichten ist dir hinsichtlich der Aussage, dass die wenigsten Leute die Artikel lesen bevor sie schreiben. Das ist allgemein auf Facebook festzustellen.
Unklar ist aber deine Darlegung, dass die kubanische Revolution ebenso wie die “französische Revolution“ – hier stellt sich die Frage welche Revolution du hier im Auge hattest, da es bekanntlich mehrere Revolutionen in Frankreich gab – und die Große Sozialistische Oktoberrevolution – das ist bekanntlich ein Eigenname, so dass die Worte großgeschrieben werden – Todesopfer forderten. Ich verstehe nicht, dass du die Anzahl der Todesopfer in der Großen Sozialistischen Oktoberrevolution (GSO) mit der der französischen und der kubanischen Revolution gleichstellst. Nun komm bitte nicht damit, dass die gefallenen Soldaten im sowjetrussischen Bürgerkrieg zu den Todesopfern der GSO hinzuzurechnen sind. Bekanntlich war der Sieg der GSO zweifelsfrei vom russischen Volk errungen als der Bürgerkrieg ausbrach.
Nun habe ich den besagten Artikel noch nicht gelesen, jedoch wage ich aus deinem jetzt dargestellten Artikel zu entnehmen, dass du das, was “Che“ nach dem Sieg der kubanischen Revolution versuchte, gutheißt. Ich entnehme das aus deiner Darlegung, in der du dich als “überzeugter Guevarist“ bezeichnest. Zuzustimmen ist dir, das auch “Che“ ein Mensch war mit Fehlern wie jeder andere von uns. Aber darüber darf nicht hinweggesehen werden, dass er kein guter Revolutionär war. Mir ist nicht bekannt, dass es einen Revolutionär gab, der wie er die sozialistische Revolution exportieren wollte. Weder Marx, Engels, Lenin und auch nicht Stalin erklärten irgendwann, dass die sozialistische Revolution in andere Länder zu exportieren ist und niemand außer er hat es bisher versucht. Die Warnungen, die ihm Fiedel Castro und anderen kubanische Genossen vorbrachten, hat er nicht zur Kenntnis genommen bzw. zurückgewiesen. Folglich sagte er sich von der Lehre der sozialistischen Revolution los und verursachte einen großen politischen Schaden unter der revolutionären Bewegung in den lateinamerikanischen Ländern. Seine Abkehr von der Lehre der sozialistischen Revolution ist nicht mit den Worten – er war ein Mensch mit Fehlern wie jeder andere auch – zu beschwichtigen oder gar unter den Teppich kehren zu wollen, sondern er beging bewusst einen Bruch mit der marxistisch-leninistischen Revolutionstheorie.
Das ist durchaus eine interessante Sichtweise, Gerd Pehl, der ich in weiten Punkten zustimme. Natürlich sollte man stets beachten, dass sowohl „Che“ als auch Fidel ursprünglich einen eigenen kubanischen Weg der Revolution wollten und eigentlich „nur“ durch die Sturheit des Imperiums (USA) den Schutz und die Unterstützung der UdSSR suchten. Auch ist eigentlich zu betonen, dass die kubanische Revolution ansich nicht mal sozialistisch/ kommunistisch war, sondern die „bärtigen Rebellen“ lediglich mehr Gerechtigkeit für Kuba im Sinne hatten. „Che“ war Kommunist, Fidel ansich nicht, sondern lernte diesbezüglich auch viel von „Che“ und wurde auch zum überzeugten Kommunist.
Hier eine Analyse über Revolutionen (bei dieser Gelegenheit- danke, natürlich hast du recht, dass die „Grosse Sozialistische Oktoberrevolution“ ein Eigenname ist und deshalb gross geschrieben wird) zu machen, hätte den Artikel allerdings bei weitem gesprengt und hierum ging es mir im Prinzip auch gar nicht, obwohl ich dir zu 100% zustimme, was die Grosse Sozialistische Oktoberrevolution anbetrifft. Richtig, ich heisse schon – weitgehend für gut – was „Che“ nach der kubanischen Revolution versuchte, obwohl sicherlich beim Export der Revolution auch Fehler, sogar grosse Fehler begangen wurden. Ich sehe diesen Export der Revolution allerdings eher als eine Art der Entwicklungshilfe für Länder, denen im Prinzip das gleiche Schicksal beschert war, wie zuvor Kuba- nämlich der Unterdrückung durch das Imperium.
Mir ging es bei dem Artikel eigentlich hauptsächlich darum, wie gut es die Bourgeoisie und das mit ihr verbündete Grosskapital versteht, die Menschen zu beeinflussen und ihnen (durch stetiges Vorbeten) zu suggerieren, dass die Meinung, die sie vertreten ihre eigene sei.
Hierdurch geht, wie ich im letzten Absatz geschrieben habe das Klassenbewusstsein verloren und die Menschen geben eine Meinung, als die Ihrige aus, die sogar sehr konträr zu ihren eigenen Interessen steht. Aus diesem Grunde wählen sie eben auch Parteien, die eben ihre Interessen letztendlich mit Füssen treten.
Mit Antikommunisten diskutieren: Das geht gar nicht. Beide reden aneinander vorbei. Der Kommunist sagt,: wir. Und der Kapitalist sagt,: ich und mein. Der Kommunist sagt, wir brauchen eine bessere gerechtere Welt. Eine soziale Welt für alle. Und der Kapitalist sagt, : mein Haus, mein Auto. Ich will mehr, ich will am Meisten. Die anderen sind mir egal, Hauptsache ich. Und deshalb können Kommunisten nicht mit Antikommunisten diskutieren. Siegen wird in diesen Diskusionen keiner.