Andreas Habicht

Mit Antikommunisten diskutieren und siegen lernen…

Andreas Habicht

Der Artikel hatte offenbar den “Fehler”, dass er mit dem Klischee des “Massenmörders” aufräumen wollte und sich mit Tatsachen beschäftigte, die man natürlich nicht (bzw. nur ganz selten) in den Medien der veröffentlichten Meinung findet. Daraufhin erlebte ich den reinsten “Shitsturm.”

Interessant war an den Kommentaren, dass eigentlich kein Einziger auf den geposteten Artikel einging. Ansonsten verbrachten die Kommentatoren ihre vermeintlich kostbare Zeit damit, sich auf ein “Che” (und Kommunisten)- Bashing zu beschränken, wie man es nahezu wortwörtlich in der Presse der Bourgeoisie nachlesen kann. Hätten die Leute den besagten Artikel gelesen, hätten sie sicherlich ein weitaus differenziertes Bild von “Che”, als sie es in ihren Kommentaren zum Ausdruck brachten. Eigentlich war ich bisher immer der Ansicht, dass das Nichtlesen und trotzdem etwas sagen, nur, um etwas gesagt zu haben, auch, wenn es letztendlich der größte Unsinn ist, Ultrarechten vorbehalten ist.

Che – Bild von Flickr.com CC BY 2.0

Interessanterweise waren es grade Leute in einer Gruppe gegen Rechts, die die schärfsten Töne gegen Guevara und somit die kubanische Revolution an sich schossen. Natürlich forderte die kubanische Revolution, genauso, wie übrigens auch die französische Revolution oder die große sozialistische Oktoberrevolution in Russland, Todesopfer. Die vorgebrachten (in meinen Augen) Scheinargumente gingen von “Massenmörder” über “Stalinist” bis hin, dass eine Diktatur (nämlich die von Fulgencio Batista) durch eine vermeintlich andere ersetzt wurde. Im Prinzip kam das gesamte, ultrareaktionäre, Vokabular zur Sprache, wie man es der Presse des Großkapitals, nahezu tagtäglich, entnehmen kann. Das gerade diese Medien bekannt dafür sind, die Tatsachen über Revolutionen und Befreiungsbewegungen zu verdrehen, dürfte zumindest kritischen Menschen, einleuchten.

Natürlich kann, darf und sollte man auch die Person “Che” kritisch betrachten, denn er war ja schließlich, wie wir alle, auch “nur” ein Mensch, mit Fehlern und Schwächen- allerdings verwehre ich mich, als überzeugter Guevarist (ja, diesen Begriff gibt es bei uns im spanischen Sprachraum tatsächlich und bezeichnet eine Form des Sozialismus / Kommunismus, die sich in verstärktem Masse gegen Kolonialismus und Neokolonialismus einsetzt), dass (vermeintlich) “Linke” sich reaktionärer Phrasen bedienen, wie man sie in bürgerlichen “Kampfblättern” nachlesen kann.

Interessant dabei ist, dass man, wenn man gerade diese Leute darauf anspricht, sie über Diktatoren vom Schlage Batista (Cuba), Somoza (Nicaragua), Stroessner (Paraguay), Videla (Argentinien) oder Pinochet (Chile) nichts, bis ganz wenig zu sagen haben. Hier hat die reaktionäre Presse sicherlich ganz bewusst eine “Bildungslücke” gelassen, denn unter diesen “Herrschaften” fühlte sich das Großkapital ja besonders wohl und Staaten und Konzerne der kapitalistischen Länder arbeiteten gerne mit diesen Despoten zusammen.

Allerdings bin ich persönlich auch dagegen, “Che” zur “Popikone” zu stilisieren, wobei gerade diejenigen das “große Geld” machen, die für sein Wirken und seinen Kampf für Freiheit und Gerechtigkeit, nicht nur in Kuba, nichts bis wenig übrig haben.

Mein Fazit zu dieser Diskussion, die ich gleich an drei “Fronten” führte, ist, dass der (teilweise primitivste) Antikommunismus bis weit in (vermeintlich) linke Kreise hineinreicht und man offenbar den Leuten über die Massenmedien nahezu alles erzählen kann. Dass man die Zustände in Mitteleuropa nicht unbedingt mit denen bei uns in Südeuropa oder gar Lateinamerika vergleichen kann, lassen sie einfach außen vor.

An den Kommentaren wird allerdings sehr deutlich, wie leicht sich Leute manipulieren lassen und dadurch die Sprache einer Klasse reden, zu der sie nicht gehören und die in Wahrheit auch nichts mit ihnen zu tun haben möchte (außer sie natürlich zu beherrschen). Genau dies ist das Problem, dass sie letztendlich bei Wahlen auch Parteien wählen, die die Interessen des Kapitals und der Industrie vertreten und für den arbeitenden Menschen letztendlich nichts anderes übrig haben, als allenfalls Allmosen. Hier wird eigentlich sehr deutlich, wie Karl Marx im Kommunistischen Manifest bereits vor 170 Jahren richtig feststellte, dass ein Teil der Bourgeoisie den sozialen Missständen abhelfen möchte, um den Bestand der bürgerlichen Gesellschaft zu sichern (vgl. Karl Marx, Friedrich Engels: Manifest der kommunistischen Partei, der konservative oder Bourgeoisiesozialismus). In diesem Sinne: “Proletarier aller Länder, vereinigt euch”.

Wer den besagten Artikel lesen möchte, findet ihn hier
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