Warum muss Stefan Engel die Unwahrheit sagen, wenn er sich seiner Sache sicher ist? Er muss seinen Gegner herabsetzen, selbst empfindlich wie eine Mimose („..seine damit verbundene Herabsetzung des Leiters des theoretischen Organs der MLPD „Revolutionärer Weg…“ Damit meint er sich selbst!). Das Unterstrichene ist eine wissentliche Unwahrheit. In der zweiten Auflage der deutschsprachigen Broschüre, die bereits vor zwei Jahren erschien, steht der angeblich weggelassene Passus unverändert drin. Aber nicht nur das. Ich gehe in einem mehr als zweiseitigen „Nachtrag“ ab Seite 31 auf die genannte Kritik ein, zitiere ausführlich (was bei Engel oftmals nicht der Fall ist – im Gegenteil) die fragliche Stelle bei Lenin, kommentiere diese und füge noch weitere Bemerkungen Lenins im wörtlichen Zitat hinzu. So sieht die Wahrheit aus. Im Gegensatz zur Behauptung von Stefan Engel habe ich mich öffentlich und für jeden nachvollziehbar korrigiert. Das wurde übrigens seinen Genossen, die mich darauf aufmerksam machten, mitgeteilt und ihnen die Korrektur gegeben.
Die Sache hat aber leider Tradition bei Stefan Engel!!
In dem gleichen Werk, wo Engel einst beteuerte, „Persönlich gehaltene Kritik und Selbstkritik“ sei „immer prinzipienlose Kritik und Selbstkritik“, lieferte er eine verlogene Entstellung der Kritik der KPD (Roter Morgen), deren Vorsitzender ich damals war, an der Lehre von der Denkweise.
1995 personalisierte Stefan Engel, ab S.199 („Der Kampf um die Denkweise…“) seine Erwiderungen auf die KPD-Kritik auf „Möller“. Die von Stefan Engel zitierten Quellen weisen mich nicht als Autor aus. Ich war tatsächlich auch nicht der Verfasser, stand aber zum politischen Inhalt unserer damaligen Kritik. Die zitierten Quellen nennen lediglich das „ZK der KPD“ als Verantwortlichen.
Inhaltlich ist es aber noch schlimmer.
Engel schreibt aus Seite 200 („Der Kampf um die Denkweise…“):
„Schon in den Achtzigerjahren versuchte er seine Anbetung der spontanen Bewegung theoretisch zu rechtfertigen:
`Die Partei hat also keinen Einfluss darauf, ob eine revolutionäre Situation entsteht.´ Vielmehr entwickle sich eine revolutionäre Krise `völlig unabhängig vom Bewusstsein und Willen des Proletariats und der Bourgeoisie.´ (Roter Morgen 2/1987, S.3)
Mit dieser Leugnung des Bewusstseins als gesellschaftsverändernder Kraft befindet sich die KPD vollständig im Widerspruch zur dialektisch-materialistischen Theorie und Methode des Marxismus-Leninismus…“
„Mit dieser Leugnung des Bewusstseins als gesellschaftsverändernder Kraft“ – das will Engel entdeckt haben? Wie heißt das Zitat korrekt? Erstens: Wer es in Roter Morgen 2/1987 sucht, kann lange suchen. Dort steht nichts derartiges. Das stark zusammengestrichene Zitat befindet sich in der Zeitschrift Weg der Partei 2/87. Dort heißt es wirklich – unter Berufung auf Lenin:
„Die Partei hat also keinen Einfluss darauf, ob eine revolutionäre Situation entsteht. Ob eine revolutionäre Situation aber zum Sieg der Revolution führt – dafür ist freilich die Existenz der proletarischen Vorhutpartei, die Richtigkeit ihrer Strategie und Taktik, ihr Einfluss auf die Massen, kurz: dafür ist der subjektive Faktor entscheidend.“ (Der Weg der Partei 2 /1987, S. 3, Hervorhebungen im Original)
Der subjektive Faktor ist entscheidend! Richtigkeit von Strategie und Taktik – sicherlich Dinge, in denen ein richtiges Bewusstsein wichtig und zentral ist – all das passt einfach nicht zusammen mit der von Engel diagnostizierten „Leugnung des Bewusstseins als gesellschaftsverändernder Kraft“. Aber seine „scharfe Analyse“ kann überhaupt nur plausibel klingen (nicht sein!!), wenn er das Zitat brutal verfälscht, indem er den größten Teil des Absatzes einfach verschweigt. Das ist nicht nur seine Denkweise, sondern – in dialektischer Einheit von Denken und Handeln – auch seine Handlungsweise.
So geht Stefan Engel auch dieses Mal vor. Meist zitiert er Satzfragmente. Gern reißt er einzelne Worte aus dem Zusammenhang, um damit zu jonglieren.
So kritisierte ich, in der Broschüre vom November 2016, dass Stefan Engel Zitate von Marx, Engels, Lenin, Stalin nur als Schmuckstücke nutzt, statt sie in ihrem Zusammenhang zu analysieren und auf heute anzuwenden. Dabei bezog ich mich konkret auf ein Zitat von Stalin zur „internationalen revolutionären Perspektive“, das Stefan Engel so zurecht gestutzt hatte, das es zu seinen Thesen „passte“. Er nutzt Stalin als Schmuckstück, um seine falschen Theorien von der „internationalen Revolution“ zu rechtfertigen. Stalin betont nämlich ausdrücklich die nationale Form der Revolution, die zugleich eine internationale Perspektive hat. Das ist Dialektik, nicht jedoch die verkümmerten Zitatentstellungen von Stefan Engel. Auf diese konkrete Kritik geht er vorsichtshalber nicht ein. Er kann ja nicht zugeben, dass das von ihm zurechtgestutzte Zitat von Stalin gar nicht das beweist, was er damit „beweisen“ wollte.
Stattdessen verwirrt er auch hier die Zitate, dieses Mal von mir, um dann den Spieß umzudrehen und zu behaupten, ich würde Marx, Engels, Lenin und Stalin nur als „Schmuckstücke“ verwenden. „Für Möller sind Klassikerzitate nur »Schmuckstücke«.“ Also der, der darauf besteht, Zitate von Marx, Engels, Lenin und Stalin gründlich zu analysieren und in ihrem Zusammenhang zu betrachten, ist auf einmal der Schuldige? Beweise: Keine! Mit solch rhetorischen Spielereien will Stefan Engel eine konkrete und zutreffende Kritik „widerlegen“?
Er versucht die Methode „Haltet den Dieb!“ (In Deutschland ist das ein feste Redewendung, die meint, dass jemand der bei einer Schweinerei erwischt wird, laut schreit „Haltet den Dieb!“ und dabei auf jemanden anderen zeigt, um von sich abzulenken.)
Aggressiv wirft mir Stefan Engel „eine eklektizistische(1) Gaunerei“ vor, weil ich sein Buch »Götterdämmerung über der ‚neuen Weltordnung‘« nicht zur Kenntnis genommen hätte, denn darin würde alles erklärt, dort sei „ die ökonomische Grundlage der in der »Morgenröte …« entwickelten proletarischen Strategie und Taktik…“ erklärt.
Erstens kann Stefan Engel natürlich auf vorher veröffentlichte Schriften verweisen. Dann sollte er aber selbst im darauf folgenden Buch genau zitieren und darauf verweisen, wo genau die „Beweise“ für seine Thesen jeweils stehen. Das macht er aber nicht. Er verweist einfach summarisch auf das ganze Buch. Im Detail gibt er nicht an, wo dort „ökonomisch bewiesen“ wird, dass 500 Monopole die „allseitige Diktatur des allein herrschenden internationalen Finanzkapitals“ ausüben.
Liest man das Buch, ich habe es getan, so hat man eine Statistik-Fleißarbeit in der Hand, findet aber darin auch keine „Beweise“.
Stefan Engel macht sich noch nicht einmal die Mühe zu erklären, wie er auf 500 „Übermonopole“ kommt. Er gibt keinerlei Kriterien für seine Auswahl an. Auch sagt er nicht, welches denn diese ominösen 500 Übermonopole sind. Eine Liste fehlt. Es könnten ja auch 300 oder 600 sein oder 227? Ohne klare materialistische Kriterien zu nennen, übernimmt er einfach bürgerliche Statistiken. Da gibt es solche Listen. Aber die sind mal mit 147, mal mit 500, mal mit 200 der größten Monopole. Natürlich müssen wir als Marxisten-Leninisten auf bürgerliche Statistiken zurückgreifen, denn derzeit stammen alle Statistiken aus bürgerlichen Quellen. Unsere Aufgabe aber besteht dann darin, sie anhand marxistisch-leninistischer Kriterien auszuwerten, nicht auf der Ebene der Erscheinung zu bleiben, sondern zum Wesen vorzudringen.
Das kann man sehr gut bei Lenin in seinem Werk „Der Imperialismus das höchste Stadium des Kapitalismus“ nach verfolgen. Lenin stützt sich auf bürgerliche Statistiken. Was anderes hatte er ja nicht zur Verfügung. Aber er verweist nicht, wie Stefan Engel es macht, stolz auf „68 Tabellen und 31 Grafiken“, sondern beschränkt sich auf einige wichtige Kennziffern wie den damals aktuellen Stand der Monopolisierung und den Kapitalexport. Daraus erschließt er das Wesen der Epoche des Imperialismus und fasst dieses Wesen in seinen berühmten Thesen zusammen. Diese habe ich in der Ergänzung der zweiten deutschen Auflage zitiert:
Lenin hat eine grundlegende ökonomische Definition des Imperialismus erstellt, wo der Begriff „Übermonopole“ nicht erscheint:
„Deshalb muß man – ohne zu vergessen, daß alle Definitionen überhaupt nur bedingte und relative Bedeutung haben, da eine Definition niemals die allseitigen Zusammenhänge einer Erscheinung in ihrer vollen Entfaltung umfassen kann – eine solche Definition des Imperialismus geben, die folgende fünf seiner grundlegenden Merkmale enthalten würde: 1. Konzentration der Produktion und des Kapitals, die eine so hohe Entwicklungsstufe erreicht hat, daß sie Monopole schafft, die im Wirtschaftsleben die entscheidende Rolle spielen; 2. Verschmelzung des Bankkapitals mit dem Industriekapital und Entstehung einer Finanzoligarchie auf der Basis dieses „Finanzkapitals“; 3. der Kapitalexport, zum Unterschied vom Warenexport, gewinnt besonders wichtige Bedeutung; 4. es bilden sich internationale monopolistische Kapitalistenverbände, die die Welt unter sich teilen, und 5. die territoriale Aufteilung der Erde unter die kapitalistischen Großmächte ist beendet. Der Imperialismus ist der Kapitalismus auf jener Entwicklungsstufe, wo die Herrschaft der Monopole und des Finanzkapitals sich herausgebildet, der Kapitalexport hervorragende Bedeutung gewonnen, die Aufteilung der Welt durch die internationalen Trusts begonnen hat und die Aufteilung des gesamten Territoriums der Erde durch die größten kapitalistischen Länder abgeschlossen ist.“ (Lenin Werke Bd. 22, S.270-271)
Das ist die grundlegende Definition Lenins.
Stefan Engel aber behauptet, er habe etwas Neues entdeckt. Der Imperialismus habe sich grundlegend gegenüber der Zeit Lenins geändert. Stefan Engel behauptet in aller Bescheidenheit, er habe „eine unwiderlegbare Beweisführung für die allseitige Diktatur des allein herrschenden internationalen Finanzkapitals ausgearbeitet.“
Weiter behauptet er, es sei „eine neue Phase in der Entwicklung des Imperialismus eingetreten“. Ebenso spricht er von „dem Diktat des allein herrschenden internationalen Finanzkapitals, das sich etwa aus den 500 größten internationalen Übermonopolen zusammensetzt und sich auf die Macht der stärksten imperialistischen Länder stützt.“ (Stefan Engel, Morgenröte der internationalen sozialistischen Revolution, S.9, Unterstreichung von mir).
Wer derartiges behauptet, muss schon klare, grundlegende Beweise vorlegen. Wie gesagt: Schon für die Zahl 500 gibt Stefan Engel keine eindeutigen Kriterien an. Dann ist es eine Schätzung oder gar gewürfelt.
Im Buch von Stefan Engel „Götterdämmerung über der ’neuen Weltordnung’“ präsentiert er unter der Überschrift „Die Schlacht internationaler Monopole um den Weltmarkt“ zahlreiche Beispiele für das Wirken großer internationaler Monopole, die mittlerweile international produzieren oder produzieren lassen, was völlig unbestritten den Tatsachen entspricht. Oft sind diese Monopole untereinander verbunden. Aber schon die Beispiele, die ja entsprechend dem Datum der Veröffentlichung aus der Zeit um das Jahr 2000 stammen, zeigen deutlich, dass es völlig unsinnig ist, eine Gruppe der „500 größten internationalen Übermonopole“ festzulegen, die noch dazu das „allein herrschende internationale Finanzkapital“ darstellen sollen.
Betrachten wir nur das erste Beispiel von Stefan Engel von den „zehn größten internationalen Monopolen der Automobilindustrie“ (S.42-46, „Götterdämmerung über der ’neuen Weltordnung’“). Zehn ist die übliche Abgrenzung bürgerlicher Statistik. Das sagt aber nichts aus, über die Vernetzung, das Ausmaß internationaler Produktion usw. Damals stand DaimlerChrysler mit 14% der Weltproduktion in diesem Sektor an dritter Stelle. Was 1998 beim Zusammenschluss von Daimler, Chrysler, Mitsubishi und Hyundai jedoch fest und stark aussah, zerbrach im Oktober 2007 wieder. Heute gehört Chrysler zu Fiat. Auf Platz 1 steht nicht mehr GM, wie Stefan Engel das für 1999 feststellte, sondern der VW-Konzern (2018). Daimler ist auf Platz 3 geblieben, aber hat eben nicht wie geplant die Konkurrenz überholen und ausstechen können. FiatChrysler tauchte 1999 noch nicht in der Toprangliste auf. Heute steht es nach dem Zusammenschluss mit PSA auf Platz 4. Und Daimler steckt mit der Umstellung auf Elektroautos in einer tiefen Krise. Heute übernehmen chinesische Autokonzerne Anteile von Daimler, und Daimler ist auf ihr Kapital und ihr technisches Wissen angewiesen.
Man sieht also: Ein recht instabiler Markt mit einem irrsinnigen Konkurrenzkampf. All das hat Lenin mit seiner genialen Definition des Imperialismus in seinem Wesen erfasst. Natürlich haben sich die Dimensionen, in denen dieser Kampf stattfindet, extrem verändert. Aber der Grundcharakter ist geblieben. Ein Merkmal, das sich verstärkt hat, ist der Kapitalexport. Als Daimler Chrysler übernehmen wollte, geschah das per Kapitalexport mit Hilfe von Großbanken. Wenn heute Daimler von chinesischen Autokonzernen Stück für Stück gekauft wird, ist das ebenfalls Kapitalexport. Da wird nicht produziert, sondern aufgekauft und erobert.
Dass sich die Machtverhältnisse unter den großen Autokonzernen seit der Zeit um 2000 verändert hat, dafür kann Stefan Engel nichts. Aber er kann etwas dafür, welche Schlussfolgerungen er aus seinen Statistiken zieht. Wenn er von den „500 größten internationalen Übermonopole“ und dem „allein herrschenden internationalen Finanzkapital“ spricht, so steckt in den von ihm vorgelegten Statistiken keinerlei Beweis dafür. Es ist seine Interpretation. Da wird aber in der Realität eben nicht „allein geherrscht“, sondern brutal gegeneinander gekämpft. Ja, in einem grundlegenden Sinn – so wie Lenin es darstellt – teilen sich „internationale monopolistische Kapitalistenverbände“ die Welt unter sich auf, aber keineswegs gemeinsam, sondern in einem unerbittlichen Kampf gegeneinander. Und dieser Kampf hat sich mit der Entwicklung des Kapitalismus und Imperialismus weiter verschärft, wie wir gerade aktuell erleben. Da kämpfen USA und China miteinander einen harten Konkurrenzkampf aus, der eine große Gefahr für den Weltfrieden darstellt. Deutschland und Frankreich versuchen die EU zu ihrem imperialistischen Instrument zu formen, wobei sie untereinander kooperieren, aber auch um die Vorherrschaft kämpfen.
Stefan Engel behauptet auch: „Die ökonomische Rolle der Nationalstaaten wird mehr und mehr von dem Kartell des allein herrschenden internationalen Finanzkapitals, der führenden imperialistischen Staaten und der von ihnen dominierten internationalen Organisationen übernommen.“ (Stefan Engel, Morgenröte der internationalen sozialistischen Revolution, S.10)
In seiner Schrift „Götterdämmerung über der ’neuen Weltordnung’“ (S.59) schreibt er: „Die Übermonopole entwickelten eine Macht, die ihnen nicht nur die Herrschaft über die Weltwirtschaft, sondern auch über die Weltpolitik und das gesellschaftliche Leben auf der ganzen Welt gibt.“ Allmacht?
Die Realität sieht differenzierter aus.
Zum Zeitpunkt als Stefan Engel seine Schrift „Götterdämmerung…“ verfasste, war General Motors (GM) noch die unumstrittene Nummer 1 unter den weltgrößten Automobilkonzernen. Am 1. Juni 2009 meldete GM jedoch nach mehreren Krisenjahren, riesigen Schulden und dramatischen Verlusten Insolvenz an. Die Lösung war eine Verstaatlichung. Die US-Regierung unter Obama übernahm das Pleiteunternehmen im Rahmen einer Notverstaatlichung, wobei der kanadische Staat, ein Fonds der Automobilarbeiter-Gewerkschaft UAW und die Gläubiger kleinere Anteile übernahmen. Keiner der großen konkurrierenden Autokonzerne wie Daimler, Ford, Toyota, Renault-Nissan, VW waren bereit, dieses Risiko auf sich zu nehmen. Nur ein Staat konnte, natürlich auf Kosten der Arbeiterklasse, die Sanierung von GM bewältigen. 51 Milliarden US-$ waren nötig. Als GM dann wieder Gewinne erwirtschaftete, wurde es umgehend privatisiert. Mit den Privatisierungseinnahmen konnte die Obama-Regierung nur einen Teil dessen decken, was sie zuvor hineingesteckt wurde.
„Die ökonomische Rolle der Nationalstaaten wird mehr und mehr von dem Kartell des allein herrschenden internationalen Finanzkapitals… übernommen“? Nationalstaaten verlieren nach Meinung von Stefan Engel mit dem Wachstum der „Übermonopole“ im Imperialismus immer mehr ihre ökonomische Rolle. Die Realität sieht anders aus, wie das Beispiel GM zeigt. Und es gibt noch mehr Beispiele! Wer hat die Banken bei der großen Finanzkrise „gerettet“? Die Staaten! Sie nahmen riesige Schuldenberge auf. In Deutschland wurde die Hypo Real Estate (HRE) zu 100% verstaatlicht und die ‚Commerzbank mit 25% und einer Aktie vom Staat übernommen, um sie zu „retten“. Natürlich ging das immer auf Kosten der Arbeiterklasse.
Erörtern wir ein weiteres Beispiel aus der Reihe zahlloser Statistiken, die Stefan Engel in der „Götterdämmerung…“ als angeblichen Beweis für seine Thesen anführt. Auf den S.52-55 berichtet er über die Chemieindustrie. Damals im Jahr 2000 lag BASF auf Platz 1, Dupont auf Platz 2 und Bayer auf Platz 3.
In seinem Kampf um Platz 1 hat Bayer am 7. Juni 2018 die US-Firma Monsanto gekauft. Die Hoffnung, damit weltweit die Nummer 1 zu werden, zerplatzte jedoch schnell. Kurz nachdem Bayer Monsanto für rund 66 Milliarden US-$ (60 Milliarden Euro) gekauft hatte, fällten US-Gerichte erste Urteile mit riesigen Entschädigungssummen wegen Roundup, einem umwelt- und gesundheitsschädlichen „Pflanzenschutzmittel“. Der Börsenkurs von Bayer war im freien Fall. An der Börse war Bayer, einst Deutschlands wertvollstes DAX-Unternehmen, mit 57 Milliarden Euro, weniger wert als der Kaufpreis, den das Unternehmen für Monsanto bezahlt hatte. Nun gilt Bayer als Übernahmekandidat an der Börse. Auch hier also wird der Traum vom „allein herrschenden internationalen Finanzkapital“ durch die Realität Lügen gestraft. Es gibt keine Gemeinsamkeit zwischen den immer extremer konkurrierenden Monopolen. Und wie man sieht, kann ein Staat wie die USA nicht nur im Fall Bayer-Monsanto mit seiner Justiz ein großes Monopol zu Fall bringen, denn auch beim „Dieselskandal“ hatte die US-Justiz Schwergewichte wie VW und Daimler ins Wanken gebracht.
Auch durch die Aufzählung noch so vieler Statistiken in „68 Tabellen und 31 Grafiken“und im Text seiner Schrift „Götterdämmerung…“ kann Stefan Engel nicht beweisen, was er beweisen will.
Positiv an der „Götterdämmerung…“ ist die Fleißarbeit. Man kann dort gut die Situation um das Jahr 2000 nachvollziehen. Wenn man das dann mit der heutigen Situation in Beziehung setzt, so wird klar, wie exakt Lenins Analyse des Imperialismus ist. Zwar haben sich Erscheinungsformen geändert, aber nicht das Wesen des Imperialismus. Stefan Engel bleibt mit seiner endlosen Aneinanderreihung von Statistiken jedoch auf der Ebene der Erscheinungen.
Da, wo Stefan Engel über diese Erscheinungsformen hinausgeht, haben seine Schlussfolgerungen mit der Realität wenig zu tun.
So schreibt er auf S.537 der „Götterdämmerung…“:
„Erstmals einigten sich alle imperialistischen Staaten auf eine gemeinsame ‚Weltinnenpolitik‘.“ Er meinte damit die Resolution 1373 des UN-Sicherheitsrates vom 8. September 2001 nachdem dem Terroranschlag auf die Twin-Tower in New York, „die alle Staaten verpflichtete, es zu unterlassen, ‚Institutionen oder Personen, die an terroristischen Handlungen beteiligt sind, in irgendeiner Form aktiv oder passiv zu unterstützen‘.“
Das sei „eine von langer Hand vorbereitete Strategie zur Organisierung der internationalen Konterrevolution…“
Ach ja? Hat es diesen gemeinsamen Kampf gegen den „Terrorismus“ jemals gegeben? Oder war das nur eine Phrase, ein Papier, das die imperialistischen Konkurrenten jeweils für ihre Interessen genutzt haben? Haben nicht die USA auch nach diesem Ereignis Terroristen wie den IS in aller Welt aufgebaut, um Staaten unter ihre Kontrolle zu bringen? Haben nicht Russland und China als Konkurrenten massiv dagegen gehalten? Gab oder gibt es „eine gemeinsame ‚Weltinnenpolitik’“?
Stefan Engel wehrt sich in seiner hasserfüllten Antwort auf unsere Kritik vehement dagegen, mit Trotzki verglichen zu werden. Doch Stefan Engel geht in der „Götterdämmerung…“ sogar über Trotzki hinaus, wenn er von „einer gemeinsamen ‚Weltinnenpolitik’“ der imperialistischen Staaten träumt.
Selbstverständlich gibt es eine teilweise Kooperation zwischen allen imperialistischen Staaten im Kampf gegen fortschrittliche Kräfte. Das bedeutet aber nicht, dass man „eine gemeinsame ‚Weltinnenpolitik’“ betreibt. Denn sobald es um den Konkurrenzkampf gegeneinander geht, gibt es keinerlei Hemmungen, Terroristen gegen den anderen hochzupäppeln und einzusetzen.
Es ist schon grotesk, dass Stefan Engel eine UN-Resolution als bare Münze verkaufen will. Dabei wissen wir als Marxisten-Leninisten, dass die UNO nur eine Arena für den Konkurrenzkampf der Imperialisten ist, wo sie ihre Kämpfe auf diplomatischem Wege, also propagandistisch führen.
Nichts zeigt so deutlich, wie diese Aussage von Stefan Engel, dass er auf der Ebene der Erscheinung bleibt und nicht zum Wesen vordringt. Stefan Engel schreit lauthals von „einer eklektizistischen(2) Gaunerei“. Da ist wieder das Prinzip von „Haltet den Dieb!“ Denn tatsächlich betreibt Stefan Engel Eklektizismus(3), wenn er Erscheinungsform um Erscheinungsform anhäuft, ohne das Wesen zu verstehen und erläutern zu können.
Zusammenfassend ist festzustellen, dass auch in der „Götterdämmerung…“ keine Beweise für die „500 größten internationalen Übermonopole“ und das „allein herrschende internationale Finanzkapital“ vorgelegt werden. Alles was Stefan Engel in dieser Schrift an realistischen Statistiken präsentiert, bestätigt die glänzende Analyse Lenins zum Imperialismus. Da, wo Stefan Engel eigene Interpretationen wagt wie bei der gemeinsamen Weltinnenpolitik, unterstützt es unsere Schlussfolgerung, dass Stefan Engel den Marxismus-Leninismus verfälscht und auf trotzkistische Abwege gerät.
Wir bedauern das, weil wir an einigen Stellen mit Genossen/-innen der MLPD gut zusammenarbeiten und ihre ehrliche Arbeit schätzen. Diese Zusammenarbeit werden wir von unserer Seite aus fortsetzen. Denn unser Feind steht nicht neben uns, sondern über uns: Das Kapital! Aber gerade im Interesse dieses gemeinsamen Kampfes sehen wir uns verpflichtet, die Verfälschungen des Marxismus-Leninismus aufzudecken und dagegen Stellung zu beziehen.
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(1), (2) und (3): Hinzufügung der Redaktion AmericanRebel
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„Was ist mit der internationalen Revolution?“
2. Auflage, April 2017
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Ich verstehe jetzt diese verspätete Auseinandersetzung überhaupt nicht. Das Buch "Morgenröte der internationalen sozialistischen Revolution" ist erstens eine Kollektivarbeit. Auch mit ist bekannt dass sich beide nicht als ausgesprochene Freunde bezeichnen und damit auch private Befindlichkeiten in dieser Auseinandersetzung eine Rolle spielen. Diese haben aber im täglichen Klassenkampf manchmal fatale Folgen. Ich gebe zu bedenken dass auch marxistische Ansichten in Person nicht immer 1:1 übersetzbar sind und auf einer anderen Stufe in den Parteibeziehungen geklärt werden können. Ich bevorzuge immer noch ein alteIs Arbeitermittel, gemeinsam ein Bier trinken und solidarisch die Widersprüche klären. Wichtiger erachte ich jedoch trotz bestehender Meinungsverschiedenheiten den Kampf gegen den gemeinsamen Klassenfeind organisieren.Ichhatte damals nach 1991 schon meinen neuen westdeutschen Freunden wie Wolfgang Eggers und Diethard Möller gefragt, was kann ich von Euch lernen? Gleichzeitig lernte ich auch die MLPD und die DKP und das ganze "Chaos" kennen. Du wirst noch wissen ich war damals Mitglied der Zentrale der DDR KPD. Ich persönlich als auch viele ehemalige SED Genossen welche heute in der MLPD sind mußten verdammt viel lernen und waren dazu auch bereit. Inzwischen sind wir 30 Jahre ein Land und die alten Zerwürfnisse aus den K-Bewegungen der 68 ziger und weitere mit Spaltungen, Auflösungen und Neugründungen immer noch nicht überwunden. Ich stehe zur Linie und Programm meiner MLPD und das war für mich ein sehr schwerder Entwicklungsprozess. Ich wünsche mir dass sich Diethard und Steffan auf prinzipieller Grundlage einig werden und bleibe hier eher optimistisch als Skeptisch. Das dient auch den Aufbau einer gemeinsamen antifaschistischen Kampffront in diesen Land.