Günter Ackermann
Einige kritische Anmerkungen zum Interview mit der KPD
Von Redaktion Kommunisten-online
Man kann sich den Eindrucks nicht erwehren, dass die Beantwortung der Fragen durch die KPD nur all zu sehr auf die leichte Schulter genommen wurde. Wir wollen hier nur einige Punkte heraus greifen, um zu zeigen, dass Genosse Schöwitz offenbar nicht verstanden hat, dass eine prinzipienfeste Haltung auch damit verbunden ist, dass man die Klassiker des Marxismus-Leninismus kennt.
1. Bemerkung:
Aus der Einleitung des Genossen Schöwitz (KPD): „…Dabei konzentrieren wir uns stark auf die Jugend. Im Zentrum dieser Öffentlichkeitsarbeit wird stehen, in Form von Bildungsangeboten sich mit den Werken von Marx, Engels und Lenin zu beschäftigen und sich so die Grundlagen unserer wissenschaftlichen Weltanschauung anzueignen und/oder zu vertiefen. Die KPD lehnt individuelle Gewalt und auch Aufruf zum Bürgerkrieg ab. Das ist nicht im Interesse der Arbeiterklasse. Unsere Hauptaufgabe sehen wir im Moment darin, eine Partei zu formieren, die auf der Grundlage der wissenschaftlichen Weltanschauung überhaupt fähig ist, ihren Auftrag, wie im Manifest der Kommunistischen Partei festgehalten, zu erfüllen.“
Kritische Anmerkung von Kommunisten-online: Marx und Engels schreiben im Manifest der Kommunistischen Partei „Die Kommunisten verschmähen es, ihre Ansichten und Absichten zu verheimlichen. Sie erklären es offen, dass ihre Zwecke nur erreicht werden können durch den gewaltsamen Umsturz aller bisherigen Gesellschaftsordnung. Mögen die herrschenden Klassen vor einer kommunistischen Revolution zittern. Die Proletarier haben nichts in ihr zu verlieren als ihre Ketten. Sie haben eine Welt zu gewinnen. Proletarier aller Länder, vereinigt euch!“ Meint die KPD etwa: Wir lehnen individuellen Terror ab, aber nicht den gewaltsamen Umsturz, oder was bedeutet: „Aufruf zum Bürgerkrieg“?
2. Bemerkung:
Zur Frage (von Kommunisten-online): Die Führungen der sozialistischen Länder ̶ waren das Revisionisten (z.B. Gierek, Shiwkow, Ulbricht, Honecker)?
Antwort der KPD: „Auch hier halte ich die Fragestellung für falsch. Wenn man Opportunismus und Revisionismus personalisiert, diskutiert man am Thema vorbei. Dabei will ich aber die Rolle der Persönlichkeit in einem historischen Prozess nicht kleinreden. Opportunismus und Revisionismus gab es auch zu Stalins Zeiten. Dort wurde er nur konsequenter bekämpft.“
Kritische Anmerkung von Kommunisten-online: Nicht die Namen sind wichtig, die Politik ist es. Warum hat sich z.B. Engels im Anti-Dühring mit diesem Herrn Professor namentlich auseinandergesetzt? Oder warum hat Stalin mehrfach den Verrat Trotzkis und dessen Revisionismus namentlich erwähnt? Die Frage wurde also nicht beantwortet.
3. Bemerkung:
Zur Frage (von Kommunisten-online): Der 5. Parteitag der SED beschloss eine sog. Ökonomische Hauptaufgabe, nämlich die BRD in 10 Jahren in den wichtigsten Konsumgüter ein- und zu überholen. War dieser Beschluss richtig oder eine Spielart des Chruschtschowschen Goulaschkommunismus des XXI. Parteitages der KPDSU?
Antwort der KPD: „Die Beschlüsse des 5. Parteitages der SED auf einen ‘Chruschtschowschen Goulaschkommunismus’ zu reduzieren, halte ich für falsch. Wenn mit der Frage aber gemeint ist, ob der XX. Parteitag der KPdSU Einfluss auf den 5. Parteitag hatte, da kann ich nur sagen, selbstverständlich. Und weil die Frage nach Konsumgütern kam, möchte ich darauf hinweisen, dass der Sozialismus die Gesellschaftsform ist, in der die materiellen und kulturellen Bedürfnisse der Bevölkerung befriedigt werden. Im Vordergrund stehen dabei die Bedürfnisse der Arbeiterklasse und ihrer natürlichen Verbündeten.“
Kritische Anmerkung von Kommunisten-online: Kann es Ziel eines sozialistischen Landes sein, ein kapitalistisches im Pro-Kopf-Verbrauch an Konsumgütern einzuholen und zu überholen? Man bedenke den vielen unnützen Konsum. Der nur die Konten der Konzerne füllt, nicht aber im Sinne des Konsumenten ist. Kann das das Ziel sein? Also: X-Automarken, x-verschiedene gleiche Waschmittel, Konsum um des Konsums (Profits) Willen kann nicht das Ziel sein. Und prompt erreichte die DDR das Ziel auch nicht. Aber es hatte den Effekt, dass eine Menge DDR-Bürger sich sagten: 10 Jahre soll ich warten, bis ich das kaufen kann, was der Westen bietet? Ich setze mich in den Zug und fahre nach Westberlin und habe den Konsum schon morgen. Willy Brandt, damals Berliner Bürgermeister, tönte dann auch von Abstimmung mit den Füßen. (Im übrigen bezog sich die Frage nicht auf den 20. Parteitag der KPDSU, sondern auf den XXI. Parteitag, auf dem die KPdSU Ähnliches beschlossen hatte und die USA einholen wollte.)
4. Bemerkung:
Zur Frage (von Kommunisten-online): Seid Ihr auch der Meinung, dass der XX. Parteitag der KPdSU die offene Wende zum modernen Revisionismus ist?
Antwort der KPD: „Das Einfallstor des modernen Revisionismus wurde auf dem XX. Parteitag das erste Mal im größeren Maßstab öffentlich.
Kritische Anmerkung von Kommunisten-online Diese Antwort ist irreführend! Der XX. Parteitag wich bekanntlich von der korrekten Linie des Marxismus-Leninismus ab und war die offene Wende zum Revisionismus. Es ist auch falsch, wenn behauptet wird, das „Einfallstor“ (was ist das eigentlich?) des Revisionismus sei „das erste Mal im größeren Maßstab öffentlich“ geworden. Nein. Stalin hat sich bereits vorher schon bei zahlreichen Reden öffentlich mit dem Revisionismus auseinandergesetzt. Die Revisionisten-Clique tarnte sich unter Stalin so gut, dass sie mit Chruschtschow ein Antikommunist in die Führung der KPdSU gelangte und so die Partei vom rechten Weg abbringen konnten. Sie waren auch die Mörder oder bzw. die Auftraggeber der Mörder Stalins und Berijas.
5. Bemerkung:
Zur Frage (von Kommunisten-online): Kennt Ihr den Briefwechsel zwischen der KP Chinas über die Generallinie und was haltet Ihr von der Position der damaligen KPCh? (Polemik über die Generallinien siehe und mehr)? – Ich traf 1970 in der VR-Albanien die Führung der KP-Indonesiens. Die KPI war vor dem Putsch Suhartos die zahlenmäßig stärkste KP außerhalb der sozialistischen Länder. In der Saison der Hackmesser 1965 wurden bis zu einer Million Kommunisten und Sympathisanten ermordet. – Kennt Ihr die Selbstkritik der Kommunistischen Partei Indonesiens hierzu? Was meint Ihr dazu?
Antwort der KPD: „Diese Fragen detailliert zu beantworten, ist in dieser Form nicht möglich. Weil ich aber ahne was ihr meint, will ich ein paar Kernaussagen machen. Der Imperialismus ist nicht friedensfähig. Ein friedliches Hinüber wachsen vom Kapitalismus/Imperialismus zum Sozialismus mit Hilfe des bürgerlichen Parlamentarismus wird es nicht geben. Die friedliche Koexistenz ist nur eine Form, durch militärisches Gleichgewicht das Umschlagen eines kalten Krieges in einen heißen zu verhindern.“
Kritische Anmerkung von Kommunisten-online: Die Dokumente sind öffentlich im Internet zugänglich und auch auf K-online. Also! Den Vorschlag über die Generallinie der KP’s von der Kommunistischen Partei Chinas findest Du hier
http://kommunisten-online.de/Archive/Kommunisten/generallinie.htm
Zur Selbstkritik des Politbüros der KP-Indonesiens:
6. Bemerkung:
Zur Frage (von Kommunisten-online): Wir meinen, die Juche-Ideologie ist eine Spielart des modernen Revisionismus. Was meint Ihr dazu?
Antwort der KPD: „Für die KPD ist die Juche-Ideologie die Anwendung des Marxismus-Leninismus auf die konkreten Bedingungen in Korea….“ usw. usf.
Kritische Anmerkung von Kommunisten-online: Juche-Ideologie ist u.E. eine Spielart des modernen Revisionismus – meinetwegen eine konfuzianische, wie auch der chinesische harmonische „Sozialismus“ eine andere Spielart ist. Allen Anschein ist in der KDVR erblich und an Personen gebunden, nämlich an die der Kim-Dynastie. Das aber hat mit ML gar nichts zu tun. Außerdem werden in den politischen Schriften der KDVR die Klassiker des Marxismus-Leninismus so gut wie nie erwähnt, geschweige denn zitiert.
7. Bemerkung:
Zur Frage (von Kommunisten-online): Welche Kriterien gelten für die KPD bei der Beurteilung des sog. Stalinismus und der kritischen Auseinandersetzung mit den aktuellen Fälschungen der Geschichte?
Antwort der KPD: „Grundsätzlich halten wir Stalin für einen Vertreter des Marxismus-Leninismus. Wir wenden uns gegen den Antistalinismus als Hauptkampfform des modernen Revisionismus….“
Kritische Anmerkung von Kommunisten-online: Stalin ist nicht nur ein Vertreter des Marxismus-Leninismus, das war Molotow und Dimitroff auch. Stalin hat als Nachfolger Lenins den ML weiterentwickelt und zwar in Theorie und Praxis. So stammt die Erkenntnis, dass mit fortschreitendem Aufbau des Sozialismus schich die Klassenkämpfe verschärfen, weil sich der Klassenfeind nicht mit seiner Niederlage abfindet und hintenrum sein Gift auch im sozialistischen System verspritzt. Unter Chruschtschow wurde das aufgegeben mit dem Ergebnis der Durchsetzung der KP’s mit dem modernen Revisionismus, was der Partei die schärfste ideologische Waffe, den Marxismus-Leninismus nahm und zum Sieg der Konterrevolution führte.
Stalins Erkenntnis ist wegweisend: „Es ist notwendig, die faule Theorie zu zerschlagen und beiseite zu werfen, dass der Klassenkampf bei uns mit jedem Schritt unseres Vormarsches mehr und mehr erlöschen müsse, dass der Klassenfeind in dem Maße, wie wir Erfolge erzielen, immer zahmer werde. Im Gegenteil, je weiter wir vorwärts schreiten, je mehr Erfolge wir erzielen werden, um so größer wird die Wut der Überreste der zerschlagenen Ausbeuterklassen werden, um so mehr Niederträchtigkeiten werden sie gegen den Sowjetstaat begehen, um so mehr werden sie zu den verzweifeltsten Kampfmitteln greifen, als den letzten Mitteln zum Untergang Verurteilter. Man muss im Auge behalten, dass die Reste der zerschlagenen Klassen in der UdSSR nicht alleine dastehen. Sie genießen die direkte Unterstützung unserer Feinde jenseits der Grenzen der UdSSR.” (J.W. Stalin: Fragen des Leninismus. In: J.W. Stalin, Über die Mängel der Parteiarbeit und die Maßnahmen zur Liquidierung der trotzkistischen und sonstigen Doppelzüngler, Berlin 1954, S.22 f.
Indem Chruschtschow die über Bord warf, öffnete er den Weg zum Vormarsch des Revisionismus und schließlich zur Konterrevolution. Die Formulierung des Gen. Schöwitz erinnert mich an die Vorstufe der Entstalinisierung in der DDR, nach der Stalin ein großer Marxist-Leninist war, aber keine Klassiker. Ist das auch gemeint?
8. Bemerkung:
Zur Frage (von Kommunisten-online): Themenkreis „Die Arbeit der KPD in den Betrieben“. Wie sieht Eure Betriebs- und Gewerkschaftsarbeit aus? Gibt es Betriebsräte aus der KPD, wenn ja wo? usw.
Antwort der KPD: „Alle Fragen kann ich bejahen. Das gehört zum Einmaleins kommunistischer Arbeit. Namen und Adressen werde ich nicht nennen. Da sollen die entsprechenden Organe ihre Arbeit gefälligst selber machen. Warum ihr denen mit dieser Fragestellung helfen wollt, verstehe ich als Kommunist nicht.“
Kritische Anmerkung von Kommunisten-online: Die Fragen bezogen sich nicht auf die Namen und Adressen der in den Betriebsgruppen tätigen Genossen. Das würde unweigerlich zu deren Maßregelung führen. Aber Betriebsgruppen verrichten ja auch Agit-Prop und das ist öffentlich und nachweisbar. Wenn z.B. auf der August-Thyssen-Hütte in Duisburg eine KPD-Betriebsgrppe aktiv wäre, so gäbe es eine Betriebszeitung oder Flugblätter. Was ist hier konspirativ? Genosse Schöwitz scheint hier zu flunkern. Denn wenn ein Kommunist gut arbeitet, so kennt man ihn, und ein kommunistischer Betriebsrat ist bekannt. So gab es im Westen in der Klöckner-Hütte in Bremen und Hagen DKP-Betriebsräte (sie waren alle namentlich bekannt) oder bei Opel in Bochum Betriebsräte der KPD/ML (GOG). Auch in anderen Betrieben arbeiteten kommunistische und linke Betriebsräte und Gewerkschafter. Es gab sogar Streiks unter deren Führungen (Mannesmann-Hütte in Duisburg). Sie standen meist im Widerspruch zu den rechten sozialdemokratischen DGB-Führern. Wenn es Betriebs- und Stadtteilzeitungen der KPD gibt, brächten wir gern Beispiele auf Kommunisten-online.
Man erlasse es uns nun, die restlichen Fragen auf diese Weise zu bearbeiten. Wir halten die Antworten der KPD für oberflächlich und teilweise sogar für falsch. Die Genossen sollten sich noch einmal Gedanken machen über ihre prinzipielle Position. Nur bei völliger ideologischer Klarheit wird die Arbeiterklasse auch bereit sein, sich der Führung durch die KPD anzuvertrauen.
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Lieber Herr Ackermann, in welcher Vergangenheit leben sie. Gewalt ist nicht die Lösung! Man kann die Arbeiterklasse nicht zu was zwingen. Gibt es heute überhaupt noch die Klassengesellschaft? Ich denke Nein. Es gibt heute Menschen, einzelne Menschen, die Frei sein wollen, und sich nicht in eine Schublade, Kaste, oder Arbeiterklasse einsperren lassen. Das ist Realität. Es gibt keine Arbeiterklasse welche ihnen als großer Führer folgt. Es gibt nur Einzelmenschen, die ihren eingenen Weg wählen.
Jeder hat das Recht seine Meinung frei zu äußern. Es ist gut, wenn Interviews zur Diskusion anregen. So kann man Unstimmigkeiten vermeiden und Poistionen überdenken. Hier hatte ich aber eher die Meinung Günter Ackerman war von Anfang an nicht bereit die Diskussion in diesem Sinne zu führen. Ihm ging es eher darum zu provizieren.
Da kann ich ihnen 100% zustimmen. Herr Ackermann kennt keine Diskussionen, die aufbauen. Dieser Mann hat nicht mehr die Fähigkeit, Fehler einzusehen.
Liebe Clausi, es gibt sehr viele Menschen, die so denken wie du. Darin iegt ein großes Problem. Die Freiheit, die uns immer eingeredet wird, gibt es so nicht. Jeder Mensch muss sich den gegebenen Umständen unterordnen und sich einordnen. Der freie Mensch hat vor allem die Freiheit seiner Gedaken und seines dem entsprechenden Handelns. Also sollte man sich entscheiden, entweder für gesellschaftlichen Fortschritt, dann muss man handeln, oder es bleibt alles so wie es ist, mit Kriegen, mit Ausbeutung, mit Elend, Flüchtlingsströmem usw. Als „freier Mensch“ nur in den Tag hineinleben heißt letztendlich sich führen lassen, führen lassen durch das Kapital , durch die imperialistische Politik der Ausbeutung und Unterdrückung. So wird man ihr Werekzeug. Ein sicherlich auch dir bekannter Schriftsteller sagte: „Amboss oder Hammer sein!“ Willst du zum „Amboss“ gehören?