Alfred Fritz (KPD)
Bericht vom Seminar zum Thema Revisionismus
Oktober 2013
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Am 04.- 06. Oktober 2013 fand ein von der „Organisation für den Aufbau einer Kommunistische Arbeiterpartei Deutschlands/ Arbeit-Zukunft“ organisiertes Seminar zum Thema Revisionismus in Berlin statt.
Teilnehmer waren: Vertreter des Veranstalters, des Kommunistischen Aktionsbündnisses Dresden, der Kommunistischen Partei Deutschlands, der Deutschen Kommunistischen Partei, der Kommunistischen Initiative (Gera 2010) und der Freundschaftsgesellschaft „Salvador Allende“
Es besteht ja Übereinstimmung, dass Revisionismus bürgerliche Ideologie ist, eine Strömung des Opportunismus in der Arbeiterbewegung, das theoretische Fundament opportunistischer Politik. Es ist symptomatisch, daß das Entstehen des Revisionismus mit dem Aufkommen des Imperialismus zusammen fällt. Der Sieg des Marxismus in der internationalen Arbeiterbewegung zwang die Bourgeoisie zu neuen Methoden des Kampfes gegen die revolutionäre Ideologie und Politik der Arbeiterklasse. Meiner Ansicht nach kann man von vier Etappen revisionistischer Angriffe gegen die Weltanschauung des Marxismus/Marxismus-Leninismus ausgehen:
- Unmittelbar nach dem Sieg des Marxismus in der Arbeiterbewegung durch Bernstein als ehemaliger Anhänger von Marx durch seine Angriffe auf marxsche Erkenntnisse auf dem Gebiet der Philosophie (zurück zu Kant, für Evolutionismus, Ablehnung der Dialektik), in der Politischen Ökonomie (im Kapitalismus gäbe es kaum eine Konzentration in der Landwirtschaft, zyklische Krisen würden immer seltener, die Entwicklung gehe zum Plankapitalismus), in der Politik (Revision der Lehre vom Klassenkampf und Diktatur des Proletariats, Hineinwachsen in den Sozialismus auf friedlichem Wege)
- Nach der Oktoberrevolution erfolgten besonders Angriffe auf die Lehre Lenins als Verfälschung des Marxismus.
- Nach dem II.Weltkrieg und Herausbildung des sozialistischen Lagers wurden in Gestalt des modernen Revisionismus innerhalb der Kommunistischen Weltbewegung Theorien in Richtung der Verbesserung, der Erneuerung des Sozialismus als Eurokommunismus, gegen den sogenannten Stalinismus, entwickelt. Ab den 80iger Jahren (Gorbatschows „Perestroika und Glasnost“) erfolgte die systematische Untergrabung der revolutionären Einheit und Geschlossenheit im sozialistischen Lager, jede Führung eines Landes solle „selbst über den weiteren Weg des Sozialismus“ entscheiden. Mit der Anerkennung der Friedensfähigkeit des Imperialismus unter bestimmten Bedingungen, mit der Absage an die führende Rolle der marxistisch-leninistischen Partei und des demokratischen Zentralismus sowie durch die Vernachlässigung der Kollektivität der Leitungen wurde die Diktatur des Proletariats geschwächt Erneut erfolgen vielfältige Angriffe nicht nur auf Stalin, sondern vor allem auch auf Lenin durch einflußreiche Kräfte inder Partei Die Linke.
Die KPD steht zu ihrem Programm, in dem es u.a. heißt:
„Die Deutsche Demokratische Republik war das Beste, was die revolutionäre deutsche Arbeiterbewegung in ihrer bisherigen Geschichte hervorgebracht und geschaffen hat.“
Auch der neue Vorsitzende DKP, Patrik Köbele, erklärte kürzlich: „Wir stehen zur Aussage, dass die DDR bei all ihren Fehlern die größte Errungenschaft der Arbeiterbewegung Deutschlands war… Teile der Linkspartei neigen eher zu Entschuldigungen für das Gewesene gegenüber den Herrschenden.“
“Wer auf dieser fundamentalen Aussage nicht steht, hat einen verschleierten Blick auf Gegenwart und Zukunft unseres Kampfes, hat keinen orientierenden Durchblick. Darum enthält auch einer der 6 Punkte für das Zusammenwachsen von Kommunisten, der Punkt 5, diese Aussage zur DDR als das Beste, was die die revolutionäre deutsche Arbeiterklasse in ihrer bisherigen Geschichte erreicht hatte.
Die DDR hat Zeichen gesetzt, dass der Sozialismus möglich und besser sein kann:
Jeder hatte Arbeit, wir hatten keine Arbeitslosigkeit, keine menschenunwürdigen Hartz-IV Regelungen. Das Recht auf Arbeit war gesetzlich verbrieft. Die Bezahlung der Arbeit war entsprechend der Leistungen so geregelt, dass man davon den Lebensunterhalt bestreiten konnte, ohne Unterschied von Mann und Frau.
Wir kannten keine Bettler, keine Obdachlosenlosen, es bestand ein Recht auf bezahlbare Wohnung.
Kinder wurden in Krippen, Kindergärten und Schulen kostenfrei betreut und wuchsen sorglos und glücklich auf. Wir hatten ein Recht auf Bildung und ein vorbildliches Bildungssystem für Europa anzubieten, Bildung warvon den Kleinstenen bis zu Studenten kostenfrei.
Kranke wurden von Gesundheitseinrichtungen kostenfrei betreut, viele vorbeugende gesundheitliche Maßnahmen wurden ebenfalls kostenfrei durchgeführt, dadurch konnten bestimmte Volkskrankheiten (z. B. Masern) verhindert werden. Die Konzentration der gesundheitlichen Einrichtungen in Polikliniken erfolgte zur Erleichterung der Betreuung der Bevölkerung.
Kunst und Kultur stand allen Teilen der Bevölkerung bezahlbar zu.
Die Menschen hatten im täglichen Leben eine größere Freiheit und Mitbestimmung als heute, vor allem in den Betrieben mit Hilfe von Gewerkschaften. Jeder Werktätige war aufgefordert, an der Verbesserung von Produktionsprozessen mitzuwirken. Die weit verbreitete Losung „Plane mit – Arbeite mit – Regiere mit!“ war keine leere Phrase.
Die Kollektive in den Betrieben und die Hausgemeinschaften in den Wohngebieten sowie in gesellschaftlichen Organisationen waren vom Zusammengehörigkeitsgefühl und gegenseitiger Hilfe sowie von gemeinsamen freudigen Erlebnissen geprägt.
Geborgenheit und Sicherheit auch im Alter waren gegeben.
Die DDR Bevölkerung lebte in Frieden, ohne Kriegseinsätze, in Freundschaft zu Nachbarvölkern. Auch die DDR als sozialistischer Staat trug durch ihre Friedenspolitik zu 40 Jahren Frieden in Europa bei. Faschistische Organisationen gab es in der DDR nicht, sie waren entsprechend dem Potsdamer Abkommen von 1945 und folglich auch in DDR Gesetzen verboten. Wir hatten eine der geringsten Kriminalitätsraten in Europa.
Diese und weitere Errungenschaften entstanden auf der Basis des sozialistischen Eigentums an den Produktionsmitteln, nämlich den im staatlichem Eigentum befindlichen Großbetrieben, dem kommunalem Eigent um der Betriebe der Daseinsvorsorge und den genossenschaftlichem Eigentum der Handwerker und Bauern. Dem Kapital war die Grundlage des Wirkens seiner Gesetze entzogen und folglich die ausschließlich auf Profit ausgerichtete Wirtschafts- und Gesellschaftsbeziehungen sowie die Aneignung des Profits durch Wenige. Die Politik des unter Führung der marxistisch-leninistischen Partei organisierten Staates war auf die ständige Erhöhung des Lebensstandards der Bevölkerung ausgerichtet und auf die Sicherheit der Errungenschaften vor den ständigen Übergriffen der im perialistischen Hauptländer.
Da wird es an Zumutung für die DDR-Bürger und für humanistische Menschen empfunden, wenn in den Programmen bestimmter, sich kommunistisch nennender Organisationen, geschrieben wird: von einer „sozialfaschistischen SED, einer Partei der neuen Kompradoren- Bourgeoisie“, vom FDGB „als faschistische Arbeitsfront“, der „mit dem staatsmonopolistischen System verschmolzen“ war, dass „alles, „wie Fernsehen, Presse, Erziehungs- und Bildungswesen in den Händen der Bourgeoisie lag und zu Instrumenten der sozial verschleierten Unterdrückung der Werktätigen“ wurde, die DDR zu einem „Aufmarschgebiet des Sozialimperialismus gegen Westdeutschland/Westeuropa“ wurde, die „Mauer ein Verrat am Sozialismus und der Nation“ war. (Programm KPD Roter Morgen 1993/2005, KPD Aufbaugruppe 2011 und KPD/ML 2007). „Mit dem Machtantritt der Gruppe um Chruschtschow und nach dem XX. Parteitag der KPdSU wurden die Sowjetunion und andere sozialistische Länder, auch die DDR, die in einem Arbeitergefängnis verwandelt wurde, zu revisionistischen Ländern, in denen die Diktatur des Proletariats zerstört, der Sozialismus vernichtet wurde.“ (Roter Morgen 5/2008/ KPDA).
Diese formale unwissenschaftliche Einschätzung negiert völlig Gesetze des dialektischen und historischen Materialismus, der Lehre von Basis und Überbau, abgesehen davon, dass einerseits der Sozialismus geleugnet wird, er aber aber andererseits nunmehr angeblich vernichtet wurde.
In seinem Vorwort zu seinem Buch „Zur Kritik der Politischen Ökonomie“(1859) weist Karl Marx darauf hin, dass die Gesamtheit der PV (Produktionsverhältnisse), die einer bestimmten Entwicklungsstufe der materiellen PK (Produktionskosten) entsprechen, die ökonomische Struktur der Gesellschaft, die reale Basis bildet, worauf sich ein juristischer und politischer Überbau erhebt und welcher bestimmten gesellschaftlichen Bewusstseinsformen entsprechen. (S. 13)
Also zur Erinnerung: Ökonomische Struktur/Basis=
– Eigentumsverhältnis an Produktionsmitteln
– die sich aus ihnen ergebenden ökonomischen Beziehungen der sozialen Gruppen in der Produktion
– sowie die von den Eigentumsverhältnissen abhängigen Formen der Verteilung der Produktion.
Die Basis wird durch den Entwicklungsstand der Produktivkräfte bestimmt, wirkt aber aktiv auf sie zurück.
Es ergibt sich zunächst die Frage: Wie war die ökonomische Struktur/ die Basis in der DDR? Hatten wir denn in der DDR kapitalistische Eigentumsverhältnisse? Oder doch sozialistische Eigentumsverhältnisse? Konnten sich einzelne Produzenten das Produkt mit Profit aneignen? Oder unterlag das erwirtschaftete Produkt nicht Grundsätzen sozialistischer Verteilung mit dem Hauptteil der zentralen Abführung an den Staatshaushalt, ein Teil für die erweiterte Reproduktion, und auch ein Teil für soziale/kulturelle direkte Zweckbestimmung der Werktätigen des Betriebes. Wie waren die Beziehungen in der Produktion? Waren sie durch eine Ellbogengesellschaft, einer Individualisierung gekennzeichnet, oder durch gegenseitige Achtung und Hilfe in Brigaden/Kollektiven, kameradschaftliche Beziehungen in Produktionsberatungen, Wettbewerbsbeziehungen? Ich denke: Das Letzte trifft zu.
Was also die Eigentumsverhältnisse, Produktionsbeziehungen, Formen der Verteilung , die ökonomische Struktur angeht, kann ich keine revisionistischen Merkmale feststellen. Das schließt politische Fehlentscheidungen, wie die zeitweilige Vorrangstellung der Abteilung zwei vor der Abteilung eins sowie vom Klassenfeind inszenierte bewusste Falschorientierungen zur Schädigung der sozialistischen Wirtschaft nicht aus.