Volkskorrespondentin
Monika Oette
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Legenden – ein Abend für Dean Reed hieß es am 18. September 2018, im stadtgeschichtlichen Forum in Leipzig. Eine Veranstaltung zur Vorstellung des Dokfilmes „Ein Abend für Dean Reed“ unter der Moderation von Torsten Amarell. Als Gäste für des Podiumsgespräches kamen Victor Grossman, Peter Michael Distel und die Produzentin Heike Sittner.
Mit gemischten Gefühlen zwischen Verklärtheit und dem Idol meiner Jugend, Dean Reed, ging ich in die Veranstaltung. Der Saal war bis auf wenige Plätze gefüllt. Ca. 250 Zuschauer waren gekommen. Eine Anspannung lag in der Luft, ob es an den Kamerateams oder die Spannung der Leute im Saal lag, konnte ich nicht genau einschätzen.
In der kurzen Einführung durch Torsten Amarell dankte er der Regisseurin und Autorin Heike Sittner für das, wie er es nannte, „Gesellschaftspanorama“ der 70 und 80er Jahre mit Dean Reed. Mit einer kurzen Überleitung der „vielleicht bruchstückhaften Erinnerung des DDR-Bürgers“ und der internationale Solidarität sowie der besonderen Persönlichkeit von Dean Reed, der kurzen Skizzierung seines Lebens in der DDR und die in diese Zeit fallende Höhepunkte, fuhr er fort. Mit dem Verweis darauf, dass der US-amerikanische Buchautor und Schauspieler Tom Hanks einen Tag zuvor verkündet hatte, keinen Film mehr über Dean Reed drehen zu wollen, schilderte er Dean Reed als Träumer, politischen Kämpfer, Aktivisten, Sänger, liebevollen Vater und Wandler zwischen den Welten.
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Danach wurde der Film gezeigt und für mich war der Film eine kleine Zeitreise, die mir persönlich wenig Neues brachte. Die Schilderungen des Lebens von Dean Reed und seiner Zeit in der DDR ließen die alten Bilder wieder in mein Leben, sein humanistisches streben nach Frieden und seine Lieder wieder in meiner Erinnerung aufflammen. Dann folgten die spekulativen Meinungen von Wegbegleitern und Familienangehörigen über seinen Tod und die starke Anzweifelung des 14-seitigen sogenannten „Abschiedsbriefes“ den das Ministerium für Staatssicherheit gefunden haben soll und den ermittlern der Kriminalpolizei vorenthielt. Fast am Ende sahen die Veranstaltungsgäste noch ein ein Interview mit der zweiten Ehefrau Wiebke Reed, das eher weitere Fragen aufwirft, als zur Klärung von unbeantworteten Fragen diente. Das Ende des Filmes ist positiv dargestellt: Reeds erste Tochter Ramona schreibt seit ca. zwei Jahren ein Buch über ihren Vater und vermittelte glaubhafte tiefe Emotionen.
Nach der Filmvorführung verließ ca. ein Drittel der Zuschauer den Saal und Heike Sittner, eine Berliner Regisseurin, die auch für den MDR arbeitet und den Dokfilm produzierte, wurde interviewt. Sie erzählte über ihre zwiespältigen Emotionen zu Dean Reed, nach dem lesen der 600 Seitigen Stasiakte und der Widersprüchlichkeit seiner Person. Über Reed und seine Rolle in der DDR, in der er, nach ihrer Meinung, von der DDR-Regierung ausgenutzt wurde sowie von FDJ-Veranstaltungen und den verschiedenen Meinungen von Hass bis Hochachtung zu seiner Person. Danach sprach Reeds damaliger Übersetzer Victor Grossman über seine zweijährige Zusammenarbeit mit Dean Reed, seine persönlichen Erfahrungen und der darauf folgenden langen Freudschaft.
Zuletzt kam der letzte Innenminister der DDR, Peter Michael Distel, zu Wort. Er betonte das er u.a. als Rechtsnachfolger von Erich Mielke* auch für den „Fall Reed“ zuständig war. Er hielt in seiner Einschätzung an der „Suizidversion“ des Todes von Reed fest.
Torsten Amarell beendete das Gespräch mit der Achtung der Person Dean Reeds und seinem Verständnis dafür, das Reeds letzte Ehefrau Renate Blume, kein erneutes Interview geben wollte.
Ein Applaus im Saal beendet das Podiumsgespräch und nach einer kurzen Stille standen die Zuschauer auf. Zwei Damen nahmen nach der Anfrage an das Veranstaltungsteam die Plakate von Dean Reed ab und trugen sie wie ein Schatz davon.
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* = in der Podiumsdiskussion wurde bestritten das Distel der Rechtsnachfolger „von Mielke“ war.
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