Jürgen Eger
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„Geschrieben Anfang/Mitte der 1990er für eine berühmte DDR Rockband und deren Sänger, denen das wohl zu frech und/oder zu politisch war, und nun endlich mittels Musiksanftware im Untergrund selbst aufgenommen: https://egerbureau.wixsite.com/egerslieder/neueres-hören-und-runterladen ziemlich weit unten.
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Jürgen Eger, geboren 1954 in Berlin – Hauptstadt der DDR. Von der Einschulung bis zum Abschluss des Diplomstudiengangs Elektronik/Technologie an der TU Dresden durchlief er einen normalen DDR-Lebensbeschreitungsweg. Er nahm Gesangsunterricht, war Nachhilfelehrer, erhielt 1981 einen Sängerpreis bei den DDR-nationalen Chansontagen in Frankfurt/Oder. Berufsausweis als staatlich anerkannter DDR-Chansonsänger, arbeitete als Publizist und Regisseur, „bezeichnete sich selbst gern als einziger (übrigens steuerlich registrierter) freischaffender Agitator der DDR. Eine hübsche Lektion über die Wechselläufe des Lebens und der Politik: Was bis 1989 eine harmlose, auf Wahrheit beruhende Frechheit war, die die eine und den anderen womöglich zum Selberdenken provozierte, wurde ab 1990 zum Fallbeil für Kunst und Künstler: Zwischen Ende 1989 und Anfang 1990 war von den westdeutsch-arischen Okkupanten-Besatzern Schuld umdefiniert worden: Ende 1989 wurde von den DDR-Bürgern die Frage nach der Schuld an der schließlich finalen Krise der DDR gestellt. Anfang 1990 wurden unter dem Diktat der Endsieger über die DDR diejenigen an den Pranger gestellt, die schuld waren, daß die DDR so lange existiert hatte… Und so war aus einer Frechheit und Provokation ein Pranger und Denunziations- und Strafverfolgungsgrund geworden. Eger studierte 7 Jahre lang selbstbestimmt und privat an der Berliner Musikhochschule und an der Humboldt Universität Berlin, textete auch für andere, machte Theater, hatte in DDR-Endzeiten eine Band, mit der er DDR-Rock- und Pop-Lieder präsentierte, die nicht über den Rundfunk gesendet wurden.
Im Herbst 1989 war er an diversen Kollektivunternehmungen zur Verteidigung und Verbesserung der DDR aktiv, bekam als FDJ-Kunstpreisträger auch (noch) den DDR-Kunstpreis. Anfang Dezember 1989 wurde er nach eigenen Worten „von Biermann & Co. abgestraft und in die Volksverhetzungssuppe gehackt… Der Biermann war sozusagen vorgeschickt, die kohlsche Neuauflage des hitlerschen Kommissarbefehls durch- und auszugeben.“ Es folgten mehrere Berufsverbote, Degradierungen, Plattmachen, Strafverfolgungen usw. So verliert sich, nach seinen Angaben, seine künstlerische Spur in der Totalzensur der Anschlussdiktatoren.
Und so nimmt es nicht wunder, daß das Verschwinden des Politischen aus der Alltagskultur, insbesondere des Kritischen, des Aufmümpfigen, des Antipfäffischen seit 31 Jahren fast niemandem mehr auffällt. Dieses Lied ist eines, mit dem man nicht nur kein Geld verdienen kann, das vielmehr das Potential hätte, die Existenz des Autors und Sängers zu vernichten. Denn die Pfaffen verstehen keinen Spaß, wenn es um die Machtfrage geht. Also verstehen sie nur die Späße, die sie selber machen. Und lassen lachen..
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