Rammstein spielt in Dresden – begleitet von Protesten

.

Die marxistisch-leninistische Onlinezeitung RoterMorgen (RM) ist aufgrund massiver Cyberangriffe zur Zeit gesperrt. Auch einige Bilder dieser Plattform (siehe rechts und unten) sind nicht sichtbar, weil sie mit RM verlinkt sind. Bis aug eiteres erscheinen alle RM-Artikel hier.

.
Perspektive-online – 16. Mai 2023

Die Band Rammstein geht auf Europatour. Die zahlreichen Vorwürfe sexualisierter Gewalt gegen Sänger Till Lindemann sorgen nach knapp einem Jahr für neue Proteste um Konsequenzen für die Band. Dabei geht es auch um Gerechtigkeit für die Betroffenen und ein Wandel des patriarchalen Show-Geschäfts.

Im Juni letzten Jahres gingen zahlreiche Frauen an die Öffentlichkeit und warfen Sänger Till Lindemann vor, sie gewaltvoll zu Sex gezwungen zu haben. Das löste eine Welle anti-patriarchaler Proteste gegen den Sänger und mediale Aufmerksamkeit für die Fälle sexualisierter Gewalt aus. Trotzdem wurde ein Gerichtsverfahren gegen Lindemann aufgrund „mangelnder Beweise“ eingestellt.

In Deutschland führen nur 8 % aller angezeigten Vergewaltigungen zu einer Verurteilung. Knapp ein Jahr später startete am Mittwoch die zum Großteil ausverkaufte Rammstein-Europatour mit dem ersten Open-Air-Konzert in Dresden. Große Teile der Stadt wurden für die ca. 200.000 erwarteten Fans abgesperrt wurden. Drei weitere Konzerte in der Stadt folgen im Laufe der Woche.1

Protestauftakt: Konsequenzen für Rammstein!

Am Mittwoch fand eine Demonstration unter dem Motto „Konsequenzen für Rammstein – Vor Gericht statt auf der Bühne” statt. Das Bündnis von antifaschistischen und feministischen Gruppen fordert ein Verbot der Konzerte und eine gesellschaftliche und rechtliche Aufarbeitung der Fälle, die tatsächliche Konsequenzen für Rammstein und Till Lindemann, zur Folge haben. Außerdem sollen die Einnahmen der Stadt Dresden durch die Konzerte Projekten, die Betroffene von sexualisierter Gewalt unterstützen zugutekommen. Auch eine Petition zu den Forderungen wurde bis Mittwochabend bereits tausendfach unterschrieben.

An der Demonstration nahmen über 250 Menschen teil. Kritisiert wird auch, dass die Stadt ein Konzert, das über weite Teile Dresdens zu hören ist, genehmigt und es in der Innenstadt keinen Ort gibt, an dem die sexistische Texte der Band nicht zu hören seien. Der Dresdner Wirtschaftsbürgermeister Jan Pratzka (CDU) hatte sich positiv zu den drei dort stattfindenden Konzerten geäußert, da durch Konsum von Gästen Einnahmen generiert würden.

Auch am Donnerstag, Samstag und Sonntag finden Rammstein-Open-Air-Konzerte in gleicher Größenordnung statt, die nicht unbeantwortet bleiben sollen. Wer in Dresden darauf verzichten möchte von der Band beschallt zu werden, kann heute um 20 Uhr ein solidarisches Gegenkonzert besuchen.

Am Samstag veranstaltet das Bündnis eine Jam Session und am Sonntag ein Filmvorführung mit Karaoke-Abend. Diese Möglichkeiten soll Frauen und andere unterdrückten Geschlechtern eine Alternative bieten und sie zusammenbringen, um weiter Konsequenzen für Rammstein zu fordern und sich gegen patriarchale Gewalt im Musikbusiness und der Gesellschaft zu wehren. Unter dem Slogan Keine Show für Täter wurden schon letztes Jahr Gegenproteste organisiert, nachdem Rammstein trotz der Vorwürfe weiter Konzerte abhielt.

Patriarchale Gewalt hat System

In der Unterhaltungsindustrie kommt die systematische Ausnutzung von Fans für Zwecke sexualisierte Gewalt häufig vor. Dabei sind die bekannten Fälle um Till Lindemann, Luke Mockridge oder Til Schweiger sind keine Einzelfälle. Die Dunkelziffer liegt außerdem um einiges höher.

Oftmals trauen sich betroffen Frauen nicht sich öffentlich zu äußern oder Anzeige zu erstatten. Gründe dafür sind Scham und psychischer Probleme verbunden mit dem Erlebten. Auch finanzielle Hürden für einen Gerichtsprozess und die Machtposition, die Stars haben macht es unwahrscheinlich, dass es einen fairen Ausgang für sie gibt. Auch im Fall von Till Lindemann waren die Betroffenen einer öffentlichen Hetzkampagne ausgesetzt.

Wenn es dazu kommt, dass Betroffene Gerechtigkeit einfordern, ist es nicht unüblich, dass die Täter ohne Konsequenzen davonkommen. Denn die Frauen müssen die Tat beweisen, nicht der Täter seine Unschuld. Viele Frauen haben deshalb an das staatlichen Justizsystem kein Vertrauen in ihrem Kampf um Gerechtigkeit. Einige schließen sich stattdessen wie diese Woche in Dresden zusammen, um gegen ihre Unterdrückung zu kämpfen.
.

Unser Dank an die Genossen und Genossinnen von Perspektive fpr den guten Artikel.
.

1 Kommentar

  1. Mir sind Rammstein egal, aber wer es hören und sehen möchte, bitte. Was jedoch zu weit geht sind die merkwürdigen femen, die hier mit kill til antreten. Und niemand in diesem Rechtsstaat unternimmt etwas dagegen. Ach ja, wir sind frei in der Meinungsäußerung.
    Kommt even immer darauf an für wen meine Meinung steht.

Antworten

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.