Alle Erkenntnisse – aber auch Begriffe – erhalten ihre Bewertung erst durch das Ergebnis einer Klassenanalyse. Dabei kann durchaus eine „vorgeschobene” Haltung die tatsächliche Stellung zur Klasse in Nebelwolken hüllen.
Nach materialistisch-monistischer Gang- bzw. Lesart kann es nur die materielle Welt als den einzigen, für uns transparenten, also letztendlich annähernd, nie total erkennbaren Erkenntnisgegenstand geben, wobei wir vom Nichtwissen zum Wissen ohne Abschluss, von den Sinnesempfindungen bis zu abstrakt-allgemeinen Begriffen voranschreiten. Der Idealismus legt seinen Schwerpunkt auf die Geist-Natur-Duplizität der Welt und durch diese für ihn substantielle, ins jenseitig-abseitige gehenden Relation gebricht es ihm an der primären Wahrheitsquelle: er verfehlt die Bedeutung der Praxis, konkreter der gesellschaftlichen Klassenkampfpraxis im gesellschaftswissenschaftlichen Erkenntnisprozess. Geht der Idealismus von einer Spaltung der Welt in zwei Welten von vornherein (a priori), einer primär geistigen und einer sekundären, erst vom Geist hervorgebrachten aus, das Pferd als von hinten aufzäumend, so der Materialismus von einer einzigen Welt, die sich aus einer bewusstlosen Materie durch einen heute wissenschaftlich nachgewiesenem qualitativen Sprung in eine mit Bewusstsein steigert (eins teilt sich in zwei).
Wir sind heute so weit, dass wir menschliche Erkenntnisergebnisse sofort von Klassenkampf durchdrungenen richtigen und angeblich neutralen, angeblich gerade deshalb wissenschaftlich richtigen separieren können, die natürlich auch nachweisbar nicht anders, denn klassenkampfgenormt sein können. Ohne Klassenkampfbrille tritt Ideologie nicht als solche aus dem Schattenreich volksverdummender Dunkelmänner. Klassenkampfnegierung läuft immer auf tödlich gemeinten Hieb gegen die Dialektik von Aufklärung und Gegenaufklärung, auf die von Revolution und Konterrevolution hinaus. Man soll arme Menschen als Arme, reiche Menschen als Reiche wahrnehmen, aber als juristisch gleichgestellte Rechtspersonen, als autonome Personen ohne binnengesellschaftlichen Zusammenhang, ohne System, ohne in den Produktionsverhältnissen befindlichen Konturen. Gesellschaftliche Zusammenhänge, insbesondere die zwischen Lohnarbeit und Kapital, zu zerreißen ist ein Kerngeschäft asozialer Volksfeinde, der Handlanger der Lohnsklavenhalter. Der Klassengegensatz spiegelt sich wider in den Gesellschaftswissenschaften als ideologischer Klassenkampf zwischen ideologiefreier Aufklärungswissenschaft auf streng wissenschaftlicher Grundlage gepaart mit revolutionärem Geist und ideologiebefrachteter Gegenaufklärung, behangen mit perversen individuellen Schrullen aller Art. Obwohl die bürgerliche Gegenaufklärung Individuelles und Privateigentümliches verteidigt, gelingt es ihr dank überrepräsentativer Mediengewalt gesellschaftliche Strömungen zusammenzubringen, missbrauchte Elemente als Treibgut der Geschichte, die gegen ihre eigenen sozialen Belange handeln. Es ist auch ganz sinngemäß, dass den produktiven Klassen gesellschaftliche Praxis um die Ecke liegt, parasitäre sich von ihr mehr und mehr entfernen und für die so äußerst wertvollen Subbotniks nur ein müdes Lächeln übrighaben. Diese stellen bereits die Neue Welt dar.
So schwach auch heute diese Flamme züngelt, ihre Miss- bzw. Beachtung ist ein Gradmesser moralischer Reife bzw. sozialer Homogenität eines Volkes. Wir können nicht wissen, wie sich diese kleine, abseitige, arme, vergessene, von tausend Furien des Kapitals bedrohte Flamme durch das heute durch und durch reaktionäre Deutschland schlägt und schlagen wird, aber die Reaktion sollte nicht vergessen, dass eine kleine Flamme plötzlich blitzartig hochschlagen kann.
Wer sich nicht produktiv mit der Natur auseinandersetzt, verliert die Grenze zwischen erkenntnismäßig wissenschaftlich Zulässigem und Absurden. So entstand zum Beispiel für die kapitalistischen Blutsauger das Wort »Arbeitgeber« – der Parasit gibt! Diese Massenverdummung läuft heute über alle Kanäle bürgerlicher Massenmedien bis in die Schriftsätze höchster Klassengerichtsbarkeit. Für Georg Büchner war die Justiz die Hure der Fürsten, für uns ist sie heute die Hure des Kapitals. Büchner hatte 1834 im »Hessischen Landboten« ein tieferes Klassenbewusstsein als unsere heutigen sozialdemokratischen Lümmel.
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Dieser Artikel fußt auf eine Vorlage von Heinz Ahlreip. Eine Weiterveröffentlichung des Textes ist gemäß einer Creative Commons 4.0 International Lizenz ausdrücklich erwünscht. (Unter gleichen Bedingungen: unkommerziell, Nennung der verlinkten Quelle (»Der Weg zur Partei«) mit Erscheinungsdatum).
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