Imperialistischer Krieg, alte Armee und Kommunismus

Redaktion – 1. Februar 2025

Ein drohendes Inferno: Engels Vision eines Weltkriegs

Schon 1887 warnte Friedrich Engels eindringlich vor einem imperialistischen Weltkrieg, der Europa in beispielloses Chaos stürzen könnte. Seine düstere Prophezeiung beschreibt Verwüstung, Hungersnot und den endgültigen Zerfall alter Mächte. Was damals wie eine Übertreibung schien, erscheint heute angesichts neuer globaler Spannungen erschreckend realistisch.

Die düstere Prophezeiung von Friedrich Engels
Schon 1887 warnte Friedrich Engels in einer Einleitung zu Borgheims Broschüre Zur Erinnerung für die deutschen Mordspatrioten eindringlich vor einem imperialistischen Weltkrieg. In seiner Schilderung entwarf er ein Bild unvorstellbarer Zerstörung: „Und endlich ist kein anderer Krieg für Preußen-Deutschland mehr möglich als ein Weltkrieg, und zwar ein Weltkrieg von einer bisher nie geahnten Ausdehnung und Heftigkeit. Acht bis zehn Millionen Soldaten werden sich untereinander abwürgen und dabei ganz Europa so kahlfressen, wie noch nie ein Heuschreckenschwarm. Die Verwüstungen des Dreißigjährigen Kriegs zusammengedrängt in drei bis vier Jahre und über den ganzen Kontinent verbreitet; Hungersnot, Seuchen, allgemeine, durch akute Not hervorgerufene Verwilderung der Heere wie der Volksmassen; rettungslose Verwirrung unseres künstlichen Getriebes in Handel, Industrie und Kredit, endend im allgemeinen Bankrott; Zusammenbruch der alten Staaten und ihrer traditionellen Staatsweisheit, derart, dass die Kronen zu Dutzenden über das Straßenpflaster rollen und niemand sich findet, der sie aufhebt; absolute Unmöglichkeit, vorherzusehen, wie das alles enden und wer als Sieger aus dem Kampf hervorgehen wird; nur ein Resultat absolut sicher: die allgemeine Erschöpfung und die Herstellung der Bedingungen des schließlichen Sieges der Arbeiterklasse.“¹ Diese düstere Prognose hat bis heute nichts von ihrer Aktualität eingebüßt – im Gegenteil, angesichts steigender Spannungen und globaler Kriegsgefahren scheint sie aktueller denn je.

Die politische Radikalisierung inmitten des Krieges
Ende 1916, erschüttert von den Gräueln des Ersten Weltkriegs, radikalisierten sich die Massen zunehmend. In dieser Zeit traten verstärkt Internationalisten wie Rosa Luxemburg, Karl Liebknecht und in den USA Eugene Debs hervor. Lenin erkannte jedoch ein Problem: Ihr Internationalismus blieb inkonsequent, da es insbesondere in Deutschland an einer kommunistischen Partei fehlte. In den USA existierte lediglich eine sozialistische Partei, die nicht die notwendige Kraft hatte, den Militarismus zu überwinden.

Kritik am Militarismus
Zum klassenbewussten Verständnis des Feindes gehört auch die Auseinandersetzung mit dem bürgerlichen Militarismus. Karl Liebknecht lieferte hierzu grundlegende Analysen und bezeichnete ihn als „Würgengel der Kultur“. Er prangerte das brutale System der Kasernen an, in dem der Offizier immer Recht hat und der Rekrut stets Unrecht. „Der Militarismus ist die Quintessenz und die Summe aller Volksfeindlichkeit, der brutale Exekutor und der blutig-eiserne Schutzwall des Kapitalismus.“²

Das Offizierskorps als Instrument der Unterdrückung
In allen bürgerlichen Staaten gehörte das Offizierskorps zur herrschenden Klasse und war damit ein entscheidender Bestandteil des Hauptfeindes der Arbeiterklasse. Dieser Hauptfeind setzte sich in erster Linie aus Finanzkapitalisten, Großindustriellen, Generälen und den Spitzen bürgerlicher Parteien zusammen. Ihr gemeinsames Ziel war es, die alltägliche Unterdrückung und Ausbeutung der Lohnarbeitenden fortzuführen.

Der Kampf um die Macht
Engels betonte, dass es in der Politik nur zwei entscheidende Kräfte gibt: die organisierte Staatsgewalt in Form der Armee und die unorganisierte, elementare Gewalt der Volksmassen.³ Die Aufgabe der kommunistischen Partei bestehe darin, diese Volksmassen zu organisieren und durch einen bewaffneten Aufstand ökonomische Bedingungen zu schaffen, die nicht nur eine bürgerliche Armee, sondern die gesamte überholte Gesellschaftsordnung für immer unmöglich machen.

Quellennachweis:

  1. Friedrich Engels: Einleitung zu Borkheims ‘Zur Erinnerung für die deutschen Mordspatrioten‘, Werke, Band 21, Dietz Verlag Berlin, 1960, Seite 350f.)
  2. Karl Liebknecht: Rekrutenabschied, in: Die junge Garde, Organ des Verbandes junger Arbeiter Deutschlands, 1. Jahrgang, Mannheim, 1906, Nr. 7).
  3. Vergleiche Friedrich Engels: Zur Rolle der Gewalt in der Geschichte, Werke, Band 21, Dietz Verlag Berlin, 1960, Seite 431.

Dieser Text basiert auf einer Diskussionsvorlage von Heinz Ahlreip. Unsere hat ihn an den aktuellen Sprachgebrauch angepasst sowie flüssig, gegliedert und gut lesbar überarbeitet. Es wurden Verlinkungen einzelner Begriffe vorgenommen und Bilder hinzugefügt.
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